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Jedenfalls stehen vor dem Hotel so "Polizisten" mit Sturmgewehr, Finger am Abzug. Vor dem Hotel ist so ein Luxus-Einkaufszentrum, und deren Rent-A-Cops tragen auch die ganze Zeit schusssichere Westen.
Noch beunruhigender sind aber die ganzen Ex-Marine-Typen in ihrer weiten, nicht die Bewegung einschränkenden Business-Kleidung und dem Ringel-Kabel vom Ohr hinten in den Nackenbereich des Anzugs. Die betonte Gelassenheit, mit der die sich fortbewegen, aber der Blick immer gezielt die Umgebung prüfend, das finde ich fast noch beunruhigender als wenn die nervös wirken würden. Wobei ich das warscheinlich auch nur glaube, bis ich die wirklich in nervös sehen würde.
Jedenfalls ist das hier gerade alles so weit weg von meiner normalen Realität, dass ich glaube ich den Tagesausflug lieber streiche.
Ein Local hat mir erzählt, dass es hier mal so eine Durchsage gab, dass die Regierung einen Crack-Down gegen die Narcos machen würde, und daraufhin standen spontan 1/3 der Wohnungen und Hotelzimmer leer. Leuchtet ja auch ein, dass die in einer Reichengegend residieren.
Was mich aber am meisten mitnimmt gerade ist, wie die Mexikaner reagieren, und die Touristen. Ich bin anscheinend der Einzige, der sich davon bedroht fühlt. Die anderen laufen ganz normal in die Mall zum einkaufen, 1m an den Sturmgewehr-Leuten vorbei, sprechen die gar noch an und fragen nach der Richtung oder dem Wetter. Mit 3-4 turnenden Kindern um sich rum.
Das ist hier gerade echt ganz gewaltig außerhalb meiner Komfortzone. Gut, die sind wahrscheinlich alle gut trainiert und so. Aber mein Gedanke in so einer Umgebung ist eher "keine hastigen Bewegungen machen". Das beobachte ich bei den Anderen hier so gar nicht.
Was für eine krasse Erfahrung.
Update: Ein Einsender kommentiert:
ich kenne das Gefühl, als ich das erste Mal in Israel war und mir im Cafe dauernd das Sturmgewehr des Typen neben mir an mein Bein gebaumelt ist. In der konkreten Situation war das nicht entspannungsfördernd.
Aber viel heftiger war es nach der Rückkehr. Man gewöhnt sich höllisch schnell daran, dass an jeder Bushaltestelle und jedem Geschäft ein Typ da steht und dich auf Waffen kontrolliert (wohlgemerkt, sie kontrollieren nur, sie fischen sie nicht heraus, wenn du nicht ins Raster fällst). Als ich das erste Mal wieder in Frankfurt U-Bahn gefahren bin und dort keine Kontrollen waren, fühlte ich mich sehr sehr unwohl.
Für mich war das eine spannende Lektion, wie schnell man sich an alle Arten von "Sicherheit" gewöhnt und wie schnell man bereit ist, Freiheiten aufzugeben. Beispielsweise die Freiheit, einfach so mit Rucksack durch die Gegend laufen zu dürfen.
Oh wow. Na da bin ich ja mal gespannt, ob ich das auch so erleben werde nach meiner Rückkehr.