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Das ergab für mich keinen Sinn, und ich bin erkältet schlafen gegangen. Hatte dann in einem Fiebertraum eine plötzliche Eingebung. Was, wenn wir hier bloß die Prinzipien des Poststrukturalismus auf Projektmanagement übertragen sehen? Genau wie man heute leugnet, dass man sich für gute berufliche Karrierechancen mit der Materie auskennen sollte, und postuliert, dass jeder Misserfolg durch externe Unterdrückung verursacht wurde, so macht man das jetzt auch analog für Projekte.
Man leugnet, dass die Produktqualität eine Rolle spielt, "das können ja die Ingenieure schon richten". Wichtig sind UX, Farbwahl fürs Branding, die Diversity-bejahenden Stock Photos. Klar kann die App nichts, aber schau wie schön langsam sie ist!
Nun kann man vermuten, dass das schlicht alles daran liegt, dass der UX-Wahn die Kohle vom Engineering abzieht. Das glaube ich aber nicht, wenn am Ende noch Geld für Krisen-PR und fünf weitere Finanzierungsrunden auf einem Haufen UX-Bullshit auf Treibsand-Fundament bzw. ganz ohne Fundament da ist.
Ich glaube daher, hier wird systematisch Realitäts-Leugnung betrieben. Und ich vermute ähnliche Beweggründe / Mechanismen wie beim Poststrukturalismus.
Gut, bei Startups kommt noch eine andere Familienpackung Bullshit oben drauf. Die verplempern ihre Kohle ja auch lieber in Growth-Hacking, Suchmaschinenoptimierung und A/B-Testing und "User Stories" (was früher Use Cases hieß und einen Sinn hatte). Und man zahlt für die ganzen Cloud-Services, das war früher auch nicht. Klar, da bleibt dann irgendwann kein Geld mehr für das eigentliche Produkt übrig.
Jedenfalls, zusammengefasst. Wo man früher leugnete, dass man Knowhow für eine Tech-Karriere braucht, leugnet man heute, dass es ein Produkt für Erfolg am Markt braucht, und bauen kaputte Mockups.