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mal so ein paar Anmerkungen aus zweiter Hand: meine Eltern, die noch im direkten Dunstkreis von Chemnitz wohnen (ich bin da geboren, wenngleich ich darauf Wert lege, dass es damals noch Karl-Marx-Stadt hiess), haben doch relativ viel Kontakt zu Chemnitzern. Hauptsaechlich Akademikerdunstkreis.Das erklärt vermutlich, wieso Maaßen auch öffentlich den Verdacht äußerte, das Video könnte gefälscht sein.Ich fasse den allgemeinen Konsens mal mit den Worten zusammen: da gab es keine Hetzjagd. Stattdessen hat sich das, was sich heute links schimpft, aufgefuehrt wie die letzte Sau (dass die "Antifa" bei einer Schweigeminute am Ort des getoeteten Deutschen froehliche Gesaenge angestimmt hat, kam beispielsweise nur aeusserst maessig gut an).
Das Hauptbelastungsvideo entstammt einer Antifa-Gruppe, die sich Zeckenbiss nennt. Das stoesst vielen schonmal arg auf, geschaetzt glaubt hier mehr als die Haelfte an ein gefakedes Video.
Aussage eines Unfallchirurgen in Chemnitz (da ich es nur aus 2. Hand kenne, an der Stelle nur sinngemaess): bei einer Hetzjagd haette ich Tote und Verletzte erwartet. Weder ich noch meine Kollegen haben in der Notaufnahme auch nur einen davon gesehen.Polizei Sachsen fasst den rechten Gewaltausbruch folgendermassen zusammen:
Zitat: "Derzeit bearbeitet die Polizei vier Anzeigen im Sachzusammenhang. Hierbei handelt es sich um zwei Anzeigen wegen Körperverletzung, eine Anzeige wegen Bedrohung sowie eine Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte."
Von einem ordentlichen Progrom haette ich mir jetzt etwas mehr Substanz erwartet. Zwei Anzeigen wegen Koerperverletzung, laecherlich. Da is bei jeder Kneipenschlaegerei mehr los.
Was ich sagen will: ich verfolge die Berichterstattung nur relativ halbherzig, aber was mir voellig klar ist: hier luegen irgendwie beide Seiten, dass sich die Balken biegen. Die wenigen Fakten, die man irgendwie zu greifen kriegt, geben keine Hetzjagd her.
Was ich Dir ganz allgemein zu den Chemnitzern sagen kann: die fuehlen sich auf der Strasse nicht mehr sicher. Es gibt Stadtbezirke, das kriegt man (den Beschreibungen nach) Assoziationen von New York / Central Park.
Das gaert schon seit Jahren, uebrigens. In meiner Heimatstadt (Grenzgebiet) ist es vor allem das Gefuehl der weggebrochenen Sicherheit, was die Menschen in die Arme der Rechtspopulisten treibt. Sprunghaft angestiegene Kriminalitaet im Bereich der Einbrueche (die tschechische Grenze ist ungesichert 2 km weiter), wenn doch mal einer erwischt wird, sind die Einbrecher meist aus Suedosteuropa. Und zwar keine verzweifelten Einzeltaeter, sondern das ist knallhart organisierte Bandenkriminalitaet. Der Stadtpark ist fuer die alteingesessenen Einwohner mittlerweile ein NoGo, weil da die Nordafrikaner abhaengen und durchaus auch gern mal rumpoebeln.
Die Politik und die grossen Mainstreammedien haben nichts besseres zu tun, als saemtliche Versuche, in der Richtung einen Diskurs anzufangen, mit der Nazikeule wegzuwischen. Viele wenden sich deswegen enttaeuscht von den etablierten Parteien ab ("Die machen eh nichts, Probleme werden ignoriert!") und driften nach rechts. AfD halt.
Nochmal kurz zu Chemnitz: das #wirsindmehr-Konzert treibt uebrigens vielen die Zornesroete ins Gesicht. Der Umstand, dass da jemand erstochen wurde, gehoert nicht zelebriert, so sagt man. Schon gar nicht von Gruppen, die in ihren Texten offen linke Gewalt gegen die Exekutive propagieren (was die zwei Polizisten in meinem Bekanntenkreis zu der Geschichte sagen, gebe ich besser nicht wieder - ich moechte es mal im weitesten Sinn als "Warum werden wir fuer unsere Arbeit gemobt statt respektiert" zusammenfassen, wenngleich man da schon SEHR zwischen den Zeilen lesen musste zwischen den eher anderweitig deutlichen Aussagen).
Ich als Altlinker (mein hauptsaechliches Feindbild ist das zinseszinsbasierte Geldsystem und dieses unsaegliche neoliberale Gewaesch, dass man sich nur genug anstrengen muss und wer's ned packt is halt selber schuld - ich kann mit dem, was sich heut links und Antifa schimpft, nichts anfangen) und Gewerkschafter sehe die derzeitige Entwicklung mit allergroesster Sorge. Den wenigsten ist wirklich klar, dass die AfD eine Wirtschaftspolitik verfolgt, die an den strukturellen Problemen in unserer Welt nichts aendern wird, aber Hartz IV im Gegensatz zu den AfD-Ansaetzen wie einen Strandspaziergang in der Karibik statt Herumirren im Schneesturm auf dem Mount Everest aussehen lassen wird.
Wenn sich heutzutage schon ein Serdar Somuncu als Nazi beleidigen lassen muss, nur weil er fragt, wo denn der Diskurs mit den rechten Kraeften sei, dann stimmt gewaltig was nicht.
Update: Die Chemnitzer Freie Presse fragt: Wie sicher ist die Chemnitzer Innenstadt?