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Das ist mal eine spannende Geschichte. Auf der einen Seite kann man natürlich argumentieren, dass junge Mütter mit Kind ihren Job weiter ausüben können sollten. Es soll ihnen kein Nachteil daraus entstehen, dass sie ein Kind haben. Und man kann argumentieren, was sie auch tat, dass sie als Abgeordnete verpflichtet ist, zu bestimmten Terminen zu erscheinen, und das hat sie halt getan.
Auf der anderen Seite kann man aber auch finden, dass Abgeordneter kein Job ist, den man ausübt, weil man die Kohle braucht. Abgeordneter sein ist ein Privileg, für das man auch entschädigt wird, aber das ist nicht der Punkt an dem Job. Da gehst du hin, weil du deine Lebenszeit für dein Land hergeben willst, damit es für alle besser wird. Aus der Perspektive kann man das auch so sehen, dass sie, wenn sie den Job annimmt, dann halt in der Zeit kein Kind kriegen sollte. Wer gerade ein Kind gekriegt hat, der ist a) nicht mehr voll zurechnungsfähig und b) soll seine Zeit gefälligst dem Kind widmen, das braucht sie gerade dringender und ist wichtiger als jede andere Sache im Leben. Das gilt natürlich genau so für Väter wie für Mütter. Wenn du dich für einen Job als Abgeordneter meldest und zur Verfügung stellst und wählen lässt, dann erwarte ich auch von dir, dass du dem deine volle Aufmerksamkeit widmest. Das heißt: keine Nebenjobs, keine Zeit für Wahlkampf-Bullshit verplempern, nicht in irgendwelchen Aufsichtsräten, und so weiter.
Das ist natürlich unrealistisch, zumindest im Moment. Wir tun immer so, als seien wir eine aufgeklärte, humanistische Gesellschaft. Aber dann machen die Männer vor, wie Abgeordnete das als geschenktes Geld sehen und keinerlei Arbeit oder Aufwand in die Arbeit stecken, und wenn eine Frau dann tatsächlich mal ihre Verpflichtungen wahrnehmen will, dann kriegt sie den Ärger ab.
Aus meiner Sicht sollten wir als Gesellschaft keine Situationen schaffen, in denen eine Mutter mit einem 6 Wochen alten Baby irgendwohin gehen muss außer zum Spielen mit dem Kind. Einkaufen liefern lassen haben wir ja schon, aber das scheint sich ja eher an faule Hipster zu richten als an junge Mütter. Warum eigentlich?
Update: Oh und: Es geht hier nicht nur um das Kindeswohl. So eine Geburt ist eine traumatische Angelegenheit. Gebt den Müttern doch mal die Zeit, sich in Ruhe wieder zu erholen, und auf ihre neue Lebenssituation einzustellen!
Update: Ein Leser wendet ein, dass die ersten 8 Wochen reserviert sind und man nicht nur nicht arbeiten muss, sondern nicht arbeiten darf. Und er wundert sich, ob das für Abgeordnete nicht gilt. Gute Frage. Weiß jemand genaueres?
Update: Leserkommentar:
Gib in der Bildersuche von Google mal "Licia Ronzulli" ein. Andernorts scheinen Kinder im Plenarsaal nicht so das Problem zu sein ;)
Update: Ein Leserbrief dazu:
zu dem Thema schrieb der Freitag Anfang des Jahres, dass Abgeordnete sowie Ministerinnen und Minister KEINEN Anspruch auf Elternzeit haben, der Mutterschutz gilt für 8 Wochen (ein großes Problem sind schmerzende Brüste, wenn nicht gestillt werden kann). Im Bundestag gab es ebenfalls schon Ausschlüsse, wenn ein Kind mitgebracht wurde (2010, Abgeordnete der Linkspartei). Inzwischen gibt es dort eine Art „Kinderzimmer“, das auch genutzt wird von Frauke Petry und männlichen CSU-Abgeordneten.