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Ein paar Gedanken zur Verschwörungstheorie um Sprengladungen in der Brücke von Genua. Ich bin selbst ausgebildeter Sprengberechtigter (das, was man im Volksmund "Sprengmeister" nennt).
In den Zeiten des kalten Krieges gab es in Deutschland und anderen Ländern tatsächlich Vorbereitungen an Brücken und anderen strategisch wichtigen Infrastrukturpunkten wie Straßen, Tunneln und Bahngleisen. Konzept war, durch gezielte Schädigung einen Vormarsch des Warschauer Pakts aufzuhalten. In Deutschland war dazu in unmittelbaren Nähe zu vorbereiteten Sperren ein so genanntes Sperrmittelhaus, in dem hinter 3 Panzertüren gerne mal mehr als eine tonne Sprengstoff lagerte. Ausser zu Übungszwecken waren die Sperren aber nicht scharf.Highlight in derartiger Paranoia waren die Schweizer, die in Tunnel und Brücken dauerhaft (!) Sprengladungen eingebracht hatten. Bspw. Im Gotthardtunnel oder einer Holzbrücke bei Säckingen, wo jahrelang mehrere hundert Kilo TNT verbaut waren. Hat dafür gesorgt, dass den Schweizern beim Brand in dem Tunnel der Arsch gehörig auf Grundeis lief und man 2001 angefangen hat, das Material zu entfernen.
In Deutschland sind die Sperren schon kurz nach dem Fall der Mauer abgebaut worden, die Sperrmittelhäuser werden heutzutage oft als Lager von Förstern benutzt. Nur vereinzelt lassen sich noch Spuren der teils absurden Konzepte finden.
Sehr ausführlicher und spannender Artikel dazu, gibt auch ne Datenbank wo man nach Sperren in seiner Umgebung suchen kann.
So und jetzt zum eigentlichen Thema. Militärischer oder ziviler Sprengstoff wie TNT, RDX, Dynamite etc. können nur durch eine richtige Zündladung zur Detonation gebracht werden (TNT bspw. brennt nur langsam und gemächlich ab wenn man es anzündet). Diese Zünder können elektrisch oder "nicht elektrisch" sein. Letztere haben als Zuleitung eine Art Schlauch, gefüllt mit einer kleinen Menge pyrotechnischer Ladung die den Zündimpuls schnell weiterleitet, aber gegen elektrische Einflüsse völlig immun ist. Das nutzt man z.B. im zivilen auch bei Sprengungen in der Nähe von Hochspannungsmasten oder Bahnleitungen.
Die elektrischen Zündkapseln gibt es in verschiedenen Ausführungen, je nachdem wie empfindlich sie gegenüber Streuströmen etc. sind. Theoretisch ist man da auch mit der unempfindlichsten Sorte relativ siche aber nicht 100%ig vor direktem Blitzeinschlag geschützt.
Man muss aber im militärischen Fall von 2 Dingen ausgehen:
- dass das Militär im Fall des Falles kein Risiko eingeht - hier also ausfallsichere, zuverlässige Zündsysteme verwendet die nicht-elektrisch sind.
- Selbst wenn Ladungen vorbereitet sind, diese erst kurz vor dem eigentlichen Einsatz mit Zündern versehen werden.
Die Theorie ist also Unsinn.
Bei der Bauweise der Brücke würde ich als Fachmann auch statt einem großen Klumpen Sprengstoff eher gezielt mit Schneidladungen arbeiten, die Tragseile und elementare Bestandteile der Stahlbezonkonstruktion durchtrennen. Schneidladungen lässt man aber nicht dauerhaft Wind und Wetterung ausgesetzt, ausserdem hätte man die vorher erkennen können. Auch bei einigen vorbereiteten Brückensperren in Deutschland waren an Stahlbetonpfeilern Schienen angebracht, in die man dann die Schneidladungen nur noch reinstecken musste.
Wie sowas bei Übungen der Wallmeister aussah, kann man sich z.B. hier angucken
Unauffällig geht anders ;-)