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zu der Max-Planck-Geschichte würde ich gerne ergänzen, dass es an der ETH Zürich letztes Jahr einen ganz ähnlichen Skandal gab: Eine Professorin am Institut für Astronomie hat über Jahre hinweg ihre Doktoranden gemobbt.Beim Max-Planck-Institut gibt es inzwischen ein Positionspapier des PhDnet. Das scheint eine Interessenvertretung der Doktoranden zu sein. Und Interessenvertretungen (Gewerkschaften, Betriebsräte, was auch immer) sind ein häufiger Lösungsvorschlag in den Mails, die hier gerade reinkommen. Vielleicht braucht man an der Stelle ja auch Demokratie. Direktoren müssen sich Wahlen stellen. Oder vielleicht braucht man externe Kontrollinstanzen (wobei das natürlich auch potentielle Probleme hat).Money Quote:
"Ein weiterer Doktorand, heute ebenfalls nicht mehr an der ETH, erinnert sich an eine andere Sitzung. Eigentlich galt das Treffen dem Zweck, bevorstehende wissenschaftliche Papiere zu besprechen. Stattdessen wurde sie von Gabriela M. auf persönlicher Ebene angegangen. Sie habe gedroht: «Ihr seid wie Hausangestellte. Wenn meine Hausangestellte ihren Job nicht erledigt, dann feuere ich sie.»"Dieses Zitat beschreibt die Situation sehr gut. Die Doktoranden sind ihren Professoren ausgeliefert. Doktoranden bekommen an der ETH Zürich - so wie an andern Hochschulen auch - immer nur befristete Verträge für ein Jahr. Dann kann der Professor nach Gusto entscheiden, ob er den Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert oder nicht.
Die entsprechende Professorin ist mittlerweile beurlaubt und das Institut für Astronomie wurde still und heimlich aufgelöst. Nachdem die Zeitung "NZZ am Sonntag" von der Sache Wind bekommen hat und sie im Oktober 2017 publik gemacht hat, wurde auch eine Administrativuntersuchung gegen die Professorin eingeleitet. Diese zeitliche Korrelation ist natürlich reiner Zufall.
Zitat: "Der Entscheid von dieser Woche, doch eine Untersuchung zu lancieren, sei nicht aufgrund des medialen Drucks erfolgt."
Wenig überraschend ist diese Professorin kein Einzelfall. Mittlerweile wird gegen drei weitere Professoren ermittelt.
Im Herbst 2017 hat der AVETH (Interessensverband für das wissenschaftliche Personal der ETH) unter den Doktoranden eine Umfrage zu den Betreuungsbedingungen durchgeführt.
Ergebnis:
"An beiden Hochschulen [ETH Zürich und Universität Zürich] gaben rund 25% der Teilnehmenden an, dass sie mindestens einmal das Gefühl hatten, dass ihre Betreuungsperson seine bzw. ihre Machtstellung missbraucht hatte. Häufig genannte Beispiele von Machtmissbrauch waren: unbezahlte Arbeit, unfaire Verhandlung bei Vertragsverlängerung und Kettenverträge, lange Arbeitszeiten, Arbeit an Abenden und Feiertagen, Verweigerung von Urlaub und das allgemeine Gefühl, unfair behandelt zu werden. 7% gaben an, dass sie Angst hätten, Probleme anzusprechen oder Hilfe zu suchen."