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du bist da übrigens auf eine tolle/grauenvolle Sache an Sarin gestoßen. Sarin wird quasi nie fertig hergestellt, das Zeug ist viel zu gefährlich handzuhaben.Aber das "tolle" an Sarin ist, es wird binnen Sekunden aus zwei Grundkomponenten hergestellt. Es ist also ein sogennanter Binärkampfstoff, hierbei werden Methylphosphonsäuredifluorid und Isopropanol im Granatkörper oder der Bombe gemischt, binnen 5-20 Sekunden entsteht dann Sarin und je nach Komponenten nebenbei noch Salz und/oder Flussäure.Das Ganze wird auch recht heiß, wodurch das Sarin sich als Dampfwolke verteilt und dann in der Umgebung kondensiert. Hinzu kommt ein recht hoher Dampfdruck, wodurch auch die Kontamination in der Nähe des Kampfstoffes möglich ist, und er auch enorm gut durch die Haut aufgenommen wird. Nebenbei werden offene Wasserquellen und Reservoirs verseucht.
Richtig eklig: das Zeug ist haltbar, man kann hier von Jahren sprechen, sofern es nich weggespült wird.
Alles in allem ist Sarin echt pfui und in dreckiger Form auch nicht all zu schwer zu synthetisieren.
Update: Ein anderer Einsender widerspricht:
Das ist wahrscheinlich irgendwo bei der tagesschau abgeschrieben und leider sachlich falsch. Die Nervenkampfstoffe waren militärisch GERADE so beliebt weil sie keine verbrannte Erde hinterlassen.
Die Zersetzung von Sarin im wässrigen Milieu erfolgt durch Hydrolyse an der P-F Bindung, in einer Geschwindigkeit die stark vom pH-Wert abhängig ist. Bei einem hohen pH-Wert von 12 hat Sarin eine Halbwertszeit von etwa 5 Sekunden, d.h. in 5 Sekunden hat sich die Hälfte der vorhandenen Menge in Zerfallsprodukte gespalten. Im schlechteren (normalen) Falle von pH Werten die ums neutrale liegen kann man mit 100 Stunden rechnen. Das ist nicht eben ruck-zuck, aber es dauert auch keine Jahre.
Selbst in kaltem Flusswasser (pH 5.5) wurden Experimente gemacht, Halbwertszeit ging da auf 144h hoch, damit ergibt sich eine Sarin-Reduktion auf 10% binnen 20 Tagen.
Zersetzung im Erdreich ist eine andere Baustelle, wird aber generell als die schnellere Variante beschrieben, ist aber eben sehr schwer nachzustellen weil jede Bodenzusammensetzung dem Stoff andere Katalysatoren und Reaktionswege zur Verfügung stellt.
Generell wird Sarin zu Isopropylmethylphosphonsäure umgesetzt. Die wiederum ist in der Tat eine ganze Weile im Gebiet (chemisch) nachweisbar, aber das Zerfallprodukt kommt in der akuten Toxizität nicht mal in die Nähe der Ausgangsstoffe. Wie sich eine Langzeitexposition auswirkt steht auf einem anderen Blatt, aber die Annahme das in drei Jahren einer in der angegriffenen Region einen Stein aufsammelt und eine Sarinvergiftung mitnimmt ist einfach nicht realistisch und das wird leider durch diese Fehlinformation suggeriert.
Ich bin ja ehrlich gesagt ein bisschen verunsichert, wie viele meiner Leser sich mit chemischen Kampfstoffen auszugekennen scheinen :-)