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diese Untersuchung ist eine rein politische, das kann man an mehreren Tatsachen festmachen. Zum einen ist die Stellungnahme des Bundesamtes für Verbraucherschutz BfR interessant: PDFUnd zweitens:Kurz: Wir liegen um das 1000fache unter der täglich akzeptablen Menge die vorkommen darf.
Oder andersherum: Es wird ab 1000l Bier/Tag interessant.Dann ist es natürlich interessant, sich über geringe Mengen eine Kategorie 2a Karzinogens (möglicherweise krebserregend) aufzuregen, wenn Bier erhebliche Mengen eines Kategorie 1a Karzinogens enthält - nämlich Ethanol.
Und zu guter Letzt ist es besonders interessant sich anzuschauen, wer diese Analyse durchgeführt hat und was dabei nicht getestet wurde. Durchgeführt wurde die Analyse am "Umweltinstitut München".
Nicht getestet worden sind übrigens Biobiere, weil für derartige Produkte Lobbyarbeit betrieben wird. Wäre ja schade, wenn man da auch was finden würde, oder? Übrigens liesse sich diese Art der "schockierenden Analyse" für nahezu alle in Lebensmitteln mit Grenzwerten belegten Stoffe treiben, die Analytik ist hierfür empfindlich genug.
ich muss mal ganz kurz loswerden: das mit dem Glyphosat ist super komisch.Danke an Christian und Wieland für die Einsendungen!Erstens: Glyphosat ist schon lange nicht mehr "der Monsanto-Unkrautvernichter". In Deutschland sind fast 100 verschiedene Herbizide auf Glyphosat-Basis zugelassen, und zwar von allen großen und mittelgroßen Firmen (siehe hier).
Zweitens: Glyphosat wird üblicherweise zwei Wochen VOR der Aussaat in den Boden eingebracht, und macht dann alles platt, was Pflanze ist. Danach wird es von Mikroorganismen aufgefressen, und hat sogar eine sekundäre Düngerfunktion, weil es zu Phosphat und Stickstoffderivaten abgebaut wird. Und ist zur Aussaat selbst praktisch im Boden nicht mehr nachweisbar. Das wär auch doof, denn die normalen Kulturpflanzen in Deutschland sind keine GMOs, also auch nicht resistent gegen Glyphosat. Abgesehen davon gibt es lt. Wikipedia keine zugelassenen resistenten Hopfen- und Gerstenstränge. Also es würde mich wundern, wenn das Glyphosat "über die Pflanze" im Bier gelandet ist. Vielleicht kommts ja übers Wasser rein…aber so richtig wahrscheinlich ist das auch nicht.
Drittens: Das Bundesministerium für Risikobewertbung predigt schon seit Jahren, dass Glyphosat faktisch ungefährlich für den Menschen ist. Andererseits werden seit Jahrzehnten immer wieder Studien veröffentlicht, die ein Krebsrisiko sehen wollen. Die Experimente und Daten sind zum schreien - manchmal gehen die Krebsraten schon hoch, bevor sie das Glyphosat überhaupt einsetzen /facepalm
Viertens: Die Messmethode ist super fragwürdig. Im SPIEGEL steht, sie hätten das Glyphosat mit der "Elisa-Methode" nachgewiesen. Aha…Also ein ELISA (enzyme linked immunosorbent assay) funktioniert so, dass du dein zu untersuchendes Molekül (in diesem Fall das Glyphosat) auf einer Plastikplatte mit 96 kleinen Vertiefungen immobilisierst, und dann mit Antikörpern (immunosorbent) nachweist.
Die vom Umweltinstitut wollen 0,46 µg/L Glyphosat in Bier nachgewiesen haben. In eine ELISA-Vertiefung passen mit viel gutem Willen 0,2 ml Bier, also 92 Pikogramm (!) Glyphosat. Mit Verlaub, aber das ist ziemlich sicher unterhalb der Nachweisgrenze, zumal diese kleinen Moleküle viel schlechter an den Platten haften als große, und du falsch positive Ergebnisse ausschließen musst…das wäre schon sehr ungewöhnlich. Wir machen hier jeden Tag ELISAs, und wir brauchen ungefähr 50 bis 100 Nanogramm (also grob die 1000-fache Menge) an Antigen.Ich hoffe also ernsthaft, dass alle erkennen, wie wacklig diese Story eigentlich ist.
Update: Und noch mehr Kommentare zu den Kommentaren. Erstens: Glyphosat steht zufällig gerade kurz vor der Neuzulassung.
Zweitens: Der Bayerische Brauereiverband äußert sich zur Problematik.
Drittens:
Es stimmt, dass Glyphosat meistens sowieso nur auf den blanken Boden vor dem Aufkeimen der Nutzpflanzen aufgetragen wird. Allerdings ist das Produkt danach nicht sofort verschwunden, sondern wird im Boden relativ langsam (DT50 2.8 bis 500d [letzteres bedeutet praktisch persistent]) abgebaut und ausgewaschen. Die Substanz ist systemisch, d.h. sie wird von Pflanzen auch über die Wurzeln aufgenommen und kann so in den Nutzpflanzen landen die gar nicht behandelt wurden. Messwerte für Rückstände (Residues) in Hopfen als Zutat von Bier hab ich keine zur Hand, aber für Gerste wird der Median mit ~6 mg/kg angegeben. Wenn man nun von Rückständen in Höhe von 1 mg/kg ausgeht und ca 0.21 kg Gerste/l Bier benötigt werden, dann ergibt die Überschlagsrechnung dass bis zu 210 ug Glyphosat/l Bier vorkommen könnten. Das Ganze hängt dann natürlich noch vielen anderen Sachen ab und durchs Erhitzen und die Hefe wird vmtl auch noch einiges verloren gehen, aber die gemessenen Werte erscheinen zumindest nicht total abwegig. Daten zu Glyphosat kann man der EFSA Conclusion aus dem November 2015 entnehmen.
Disclaimer: ich beschäftige mich beruflich mit der Zulassung von Pestiziden auf Seiten der Chemiebranche.
Viertens:
Warum ich meine etwas dazu sagen zu können: Ich bin Gewässerbiologe und arbeite seit vielen Jahren auch mit den Wirkungen von Mikrospurenstoffen (wie Pestiziden) und deren Analytik.
Pestizide in der Umwelt werden gewöhnlich mit HPLC-MS oder GCMS gemessen. Dazu würden auch die gemessenen Werte passen. Das ist keineswegs unrealistisch. ELISA ist für Proteine oder noch größere Moleküle. Wird daher gerne in der Gentechnik eingesetzt. Ich vermute ganz stark, dass sich der SPIEGEL-Artikel in der Methode täuscht. Das wäre nicht ungewöhnlich. Wenn der Einsender mit ELISA fit ist wird es ein Genetiker sein.
Ansonsten ist es bei Stoffen mit unklarer Wirkung in der Umwelt sehr wohl von Interesse wie weit die in der Nahrungskette kommen. Generell gilt für alle Mikrospurenstoffe, dass sich die Wirkungen verschiedener Stoffe oft massiv verstärken. Daher auch die meist niedrigen Grenzwerte. Aus diesem Grund gibt es aktuell auch massig staatliche Projekte diese Stoffe zB aus unserem Abwasser sehr weit herauszubekommen. Das geht bis zu Aktivkohlefiltern für Abwasser.
Wenn dann der eine Einsender schreibt Glyphosat kommt bei Aussaat oder gar Wachstum vom Hopfen gar nicht mehr im Boden vor - wo bitte kommt das dann in der Pflanze her? In der Argumentation ist ein Loch. Weiter wird bei der Bierherstellung ganz stark Hopfen und Co von Mikroorganismen umgewandelt (v.a. Ethanol). Wäre Glyphosat ein so gutes Futter für Mikroorganismen sollte es im Bier wieder keines mehr geben. SPIEGEL und Wikipedia halte ich nach eigener Erfahrung auch nicht für perfekte wissenschaftliche Quellen.
Ansonsten stimme ich dem Grundproblem bei Bier zu: Ethanol ist ein starkes Nervengift und krebserregend (vor allem Kehlkopf/Speiseröhre). Speziell für Bier ist also nicht Glyphosat das Problem. Das Auftreten von Pestizidrückständen in Lebensmitteln dagegen schon.
Fünftens:
Glyphosat wird nicht zur Unkrautvernichtung gegen resistente GMO-Pflanzen eingesetzt, sondern auch zur "Crop dessication". Dabei wird dem Getreide vor der Ernte eine letale Menge Pestizid aufgesprüht, u.a. auch auf die Bierzutat Gerste. Glyphosat ist da beliebt, weil es als unbedenklich gilt. Die Pflanzen geben dann beim Abnippeln ordentlich Gas, damit es mit den Samen doch noch klappt. https://en.wikipedia.org/wiki/Crop_desiccation. Es ist also plausibel, dass Glyphosat auch im guten, deutschen Bier landet, auch "hohe" Konzentrationen sind erklärbar, je nach Herkunft der Gerste.
Wenn man 1L Bier in seine Bestandteile aufteilt und die Fraktion, die Glyphosat enthält, auf 0.2 mL eindampft, dann kommt man sehr wohl die nötigen Konzentrationen für eine saubere Messung via Elisa. Die Methode ist also keineswegs so hahnebüchen, wie das hier angeprangert wird.
Sechstens:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mag bezüglich Glyphosat zwar Entwarnung geben, aber das kommt mir etwas wie das laute Pfeifen im Wald vor. Das Umweltbundesamt (UBA) wiederum schreibt ganz aktuell zu Glyphosat:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-uba-untersuchung-zu-glyphosat
"Die Ergebnisse zeigen: Zwar liegt selbst der höchste gemessene Wert um den Faktor 1.000 niedriger als die EU-Lebensmittelbehörde für vertretbar hält. Falls sich jedoch – wie von der WHO befürchtet – Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen“ herausstellt, muss über den Stoff neu diskutiert werden. Hier sieht das UBA weiteren Forschungsbedarf."
UBA-Präsidentin Maria Krautzberger: „Wir müssen die Datenlage zur Belastung beim Menschen verbessern. Insbesondere bei Kindern wissen wir bisher kaum etwas. Dazu läuft im UBA bereits eine Studie. Wir sollten Glyphosat auch nicht isoliert betrachten, sondern die eingesetzten Produkte umfassender untersuchen. Heißt: Glyphosat mitsamt der anderen Stoffe bewerten, die zugesetzt werden, damit es auf dem Acker überhaupt wirkt.“