Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Nachdem er mit seinem Fahrzeug angehalten wurde, wurde er umgehend herausgezerrt, auf den Boden gedrückt und in Handschellen gesteckt, das ganze Prozedere inklusive Finger umknicken und Schulter auskugeln. Dann wurde er zur Wache gefahren, ihm wurden die üblichen Fernseh-Cop-Fragen gestellt (wo waren Sie gestern, wem gehört das Auto, was ist Ihre Beziehung zu der Person, der das Auto gehört…), danach wurde er in eine Zelle gesperrt. Dort kam alle paar Minuten jemand vorbei, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist (meine Hoffnung stieg). Wesentlich später kam dann ein Polizist, der ihn bat, eine freiwillige Urinprobe abzugeben, was Doc verweigerte (hätte ich auch, ohne Drogen genommen zu haben); darauf hin drohte ihm der Polizist damit, dass er sich dann eben einen richterlichen Beschluss besorgen würde, um stattdessen eine Blutprobe zu bekommen, weil Doc ja offensichtlich nervös wäre und unter Drogeneinfluss stünde. Zum Zweck der Legitimierung wurde eine Ärztin heranbestellt, die einige Tests durchführte (auf einem Bein stehen und von 1030 bis 1000 herunterzählen, Finger zusammenführen…) und zu dem Ergebnis kam, dass es keinen Anlass für einen Bluttest gäbe. Also mussten sie ihn gehen lassen.Der Punkt an dieser Stelle ist, dass man üblicherweise bei Polizeigewalt den Eindruck hat, das Opfer sei schon irgendwie zu Recht verdächtigt worden. Sowas wie "lief zur falschen Zeit im Görlitzer Park rum, als die Polizei einen Drogen-Bust durchführte" oder "Fußballfan, Beifang bei Hooligan-Verhaftung" oder "war bei einer Disco-Schlägerei in der Crowd". Hier war nichts davon der Fall. Der Typ fuhr auf der Autobahn mit seinem Auto.Während seines gesamten Aufenthalts dort durfte er im Übrigen keinen Anwalt anrufen, weil es sich ja nur um eine "routinemäßige Verkehrskontrolle" handele.
Das krönende Abschluss war dann, dass Doc natürlich zu seinem Auto zurück musste. Da wurde er an die Bahn verwiesen, ohne dass er genau wusste, wo er überhaupt genau festgenommen worden war. Er könne auch gerne erst zurück nach Hause fahren, aber was in der Zwischenzeit mit dem Auto passierte, ob es wegen falschen Parkens abgeschleppt oder ausgeraubt würde (ich schätze mal, die Polizisten haben nicht extra die Tür für ihn abgeschlossen), wäre nicht das Problem der Polizei.
Ebenfalls nicht präsent war mir, dass die Polizei, wenn man sie wegen dieser Handhabung anzeigt, automatisch eine Gegenanzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt stellt, die man effektiv garantiert verliert, weil Aussage gegen Aussage der Polizei steht. Es ist also offenbar vorgesenen, dass man als Geschädigter einen solchen Fall gewinnen kann (und eine Enschuldigung bekommen kann - yay), aber in der Praxis ist das wegen des oben genannten Problems nicht zu erwarten. Eher das Gegenteil.Sehr gruselig. (Danke, Daniel)