Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
zu deinem Beitrag über amerikanische Studenten: Ich habe mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht und studiere daher nun erst mit Ende 20, bin also deutlich älter als die meisten meiner Kommilitonen. Der Unterschied ist enorm. Während für mich der 11. September ein unmittelbares Erlebnis war, ist es für sie soweit von ihrer Realität weg, wie für mich etwa der Mauerfall, das darf man nicht vergessen. Sie glauben auch total die Rhetorik der Medien: Internet muss streng überwacht werden, Raubkopierer sind Mörder, Killerspiele machen einen Menschen zum Amokläufer usw. Habe ich alles schon unwidersprochen gehört, bin die einzige, die dann mal dagegen argumentiert. Das einzige progressive was ich bei den Kids ausmachen kann ist Toleranz gegenüber Homosexuellen und evtl. Transgender, ansonsten sind die in allem meiner Generation hinterher und viel konservativer. Einfach gruselig. Daher bin ich sehr dankbar für Projekte wie "Chaos macht Schule", weiter so. Wir dürfen die Jugendlichen nicht den Panikmachern überlassen.
Inhaltlich möchte ich die Gelegenheit auch für einen Link auf diesen Fall in Maryland nutzen. Da haben Eltern ihre zwei Kinder nach Hause laufen lassen aus dem Park, die Kinder waren 6 und 10. Die Polizei hat die Kinder gesehen, mitgenommen, und Ermittlungen wegen Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet.
Ich hatte hier auch mal einen Link auf eine Grafik aus England (finde ich gerade nicht wieder), wo sie auf einer Landkarte eingezeichnet haben, wie weit weg von zuhause sich ein Kind aufhalten durfte. Einmal vor 100 Jahren, einmal vor 50 Jahren, einmal heute. Da konnte man auch sehr schön sehen, wie paranoid die Bevölkerung heute geworden ist. Heute sind Eltern ja schon hysterisch, wenn sie sehen, wie anderer Leute Kinder nicht abgeholt werden sondern selber nach Hause laufen.
Alleine schon die Bezeichnung der Medien in diesem Fall in Maryland! Die Kinder werde da als "free-range" bezeichnet. Das ist eine Bezeichnung aus der Viehzucht. Eine Kuh, die sich auf der Weide frei bewegen darf. Impliziert also, dass den Eltern das Kind nicht mehr Wert ist als eine Kuh.
Update: Oh, wie sich rausstellt, kommt der Begriff "Free-Range Kids" von den Eltern selber, bzw. von dieser Bewegung hier. Die meinen damit dann wohl eher die "artgerechte Tierhaltung"-Aspekte von Free Range. Finde ich trotzdem irgendwie unglücklich gewählt :)
Update: Hier ist die Grafik, die ich nicht finden konnte. Dank an Lukas, der sie am schnellsten ausgegraben hat!