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Update: Ein paar Gedanken zu der Sendung. Gabriel hat für die SPD mehr Rückgrat gezeigt als ich mich je gesehen zu haben erinnern kann. Nicht nur hat er Google mit der Zerschlagung gedroht, er hat auch das Gesprächsangebot von Eric Schmidt öffentlich gemacht, anstatt es einfach anzunehmen, wie sonst üblich. Das empfand ich als massiven Stinkefinger in Richtung Google. Mein Eindruck ist, dass der Gabriel sich jetzt anhand von Google als Internet-Freiheits-Datenschutz-Politiker aufbauen möchte.
Mein anderer Gedanke ist, dass der Alibi-Internet-Unternehmer erstaunlich eloquent und als helles Köpfchen rüberkam. Das ist mal ein deutlicher Unterschied zum üblichen Talkshow-Einerlei, wo man da einen stammelnden "Betroffenen" hat, der nur da sitzt, um den Leuten einen Betroffenen zeigen zu können. Mir fiel auf, dass der darauf hinwies, dass er ja stark zwischen geschäftlich und privat trennt. Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, dessen Signifikanz anscheinend in der Runde keiner so direkt aufgefangen hat. Es heißt, dass der Mann selber damit unzufrieden ist, dass er Daten sammeln muss. Er weiß, dass die Kunden das nicht wollen, dass das unmoralisch ist, und dass er da was verwerfliches tut. Er tut es, weil er glaubt, sonst nicht konkurrenzfähig zu sein. Die wichtige Lektion dabei ist: Von ihm und seinen Kollegen ist keine Gegenwehr zu erwarten bei Regulierungsversuchen. Nur so Token-Gegenwehr, um die Investoren zu beruhigen. Eigentlich hätte keiner von denen ein Problem damit, mit dem Profiling aufzuhören, wenn das ab morgen verboten wäre. Die einzigen, die da echt gegen opponieren würden, sind Unternehmen, die sich als supranational sehen, wie Google. Unternehmen, die mit dem Profiling andere, etablierte Unternehmen gerade aus dem Markt schmeißen.
Google hätte aus meiner Sicht in ein paar Jahren auch kein Problem mehr, auf das Profiling zu verzichten, wenn sie den Markt von Werbung, Tracking und Versicherungen komplett übernommen haben. Die Märkte, in denen ihre Profiling-Kompetenz ihnen Vorteile verschafft. Aber bis dahin brauchen sie das noch.
Update: Einen Gedanken noch. Juli Zeh spricht in der Sendung an, dass wir in Europa bald die Wahl haben zwischen Martin Schulz und Jean-Claude Juncker, und dass bitte alle entsprechend ihr Kreuzchen machen sollten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals nochmal etwas Positives über Sozialdemokraten sagen würde, aber Martin Schulz ist so dermaßen offensichtlich die bessere Wahl, dass ich an der Stelle empfehlen würde, auch im Bekanntenkreis ein bisschen Druck auszuüben. Wir sind alle aufgerufen, die Konservativen zu marginalisieren. Bei denen ist klar, dass wir eine neue Vorratsdatenspeicherung kriegen.