Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Graebers Text ist eine Offenbarung, weil er es schafft, dass man endlich nicht mehr gezwungen ist, im System der scheinbar ökonomischen Rationalität auf das System selber zu reagieren. Diese Tautologie hat in den letzten Monaten im Zentrum eines funktionsunfähigen Systems dazu geführt, dass praktisch alle Experten einander widersprechen und jeder dem anderen vorwirft, die Krise nicht zu verstehen. Diese enorme Entmündigung hat nichts mehr mit Rationalität, sondern mehr mit Intuition, nichts mehr mit Wissenschaft, sondern mit Theologie zu tun.Sehr schön formuliert, und eine sehr schöne Einsicht, dass es nicht zielführend ist, innerhalb des Gedankengerüsts eines kaputten Systems über das System zu diskutieren. Dieses Gefühl hatte ich auch schon länger, habe aber diesen Schluss nie vollzogen. Kernthese des Buches ist, dass Überschuldung der Kern-Impetus für Revolutionen, Aufstände und Umstürze in der europäischen Geschichte ist.
Der ganze Artikel ist ein einziges Money Quote. Ich will noch einen bringen:
Käme Plato mit einer Zeitmaschine zu uns, so schreibt Graeber, er würde sich nicht wundern, Menschen zu sehen, die arbeiten müssen, nicht, um ihr Leben zu leben, sondern um eine Schuld zu bezahlen, für die ihr Leben gar nicht ausreicht. Zu seiner Zeit nannte man sie Sklaven.So sieht das aus. Und weiter:
Schulden sind im Kern ein moralisches Prinzip und eine moralische Waffe - vielleicht, nach der Travestie von Menschenrechtspolitik, die letzte, die unhinterfragt zu existieren scheint.Schon die Historie dahinter ist sehr spannend!
Graeber zeigt, wie seit den Zeiten Mesopotamiens die Schuld ein Versprechen war, dessen Einhaltung mit Gewalt durchgesetzt werden konnte. Darin unterschied sie sich von allen anderen Versprechen dieser Art.Ich will gar nicht groß weiter zitieren, lest das bitte alle selber durch. Lohnt sich!