[l] Die fiesen Krallen der Privatisierung zeigen sich ja überall. Ich bin natürlich mit der Bahn nach Hannover gefahren, das ist die sinnvollste Variante. Billig (ich habe eine Bahncard 50, da kostet das dann rund 25 Euro 2. Klasse), schnell (90 Minuten) und hinreichend bequem. Allerdings, bei näherer Betrachtung zeigen sich auch häßliche Details: Auf der Hinfahrt 20 Minuten Verspätung (weil auf der Strecke eine Störung in der Signaltechnik war, und außerdem hatte das Bordrestaurant kein Essen, weil da was ausgefallen war) und auf der Rückfahrt 15 Minuten Verspätung ("wegen der Witterung", und weil der Zug unvermittelt auch in Wolfsburg und Stendahl hielt… WTF!?). Und da mußte ich zurück denken, wie ich den Amis vorgeschwärmt hatte, was wir für ein tolles Bahnnetz haben. Wie auch bei vielen anderen Dingen helfen drei Monate USA-Aufenthalt deutlich, die Sachen mit ein bißchen Abstand zu betrachten. Die Bahn wird totgespart. Wir haben weniger Platz in den Zügen (insbesondere fürs Gepäck), erreichen weniger Ziele, und teurer geworden ist es auch noch (verglichen mit sagen wir 1980). Klar hat die Bahn damals Verlust gemacht — aber tut sie heute auch noch! Und zahlt noch nicht mal für die Schienen, und hat Deutschlands größtes zusammenhängendes Grundstück noch dazu geschenkt bekommen und muss da nichts für abzahlen. Ich kam dann ins Grübeln. Bei den Wasserwerken sieht es ja genau so aus. Die Investitionen in die Infrastruktur sind drastisch reduziert worden, der Service hat gelitten, die Preise sind gleichzeitig gestiegen. Genau so bei Strom. Und bei der Telekom auch, wenn man mal drüber nachdenkt. Gut, man zahlt heute nicht mehr viel Grundgebühr, aber hat man früher auch nicht. Teuer war die Grundgebühr nur direkt nach der Privatisierung. Es gibt eigentlich kein einziges Beispiel, wo Privatisierung nicht zu krasser Abzocke der Bürger geführt hat. Seufz. Und dann dieser Wahnsinn in Dresden mit dem Wohnungsverkauf, wo sich die Politiker noch nicht mal durchringen konnten, Neuverschuldung zu verbieten, nicht mal nur für ein paar Jahre, nachdem sie jetzt auf so fragwürdige Art und Weise "schuldenfrei" geworden sind.