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Ich beobachte aber auch, wie immer weniger Leute bereit sind, überhaupt hinreichend Energie in etwas zu investieren, um sich damit jemals in die Nähe einer Perspektive zu bringen, Hacker zu werden. Natürlich kann nicht jeder überall der Oberheld sein, aber ich erwarte schon von jedem, daß er genug Ausdauer hat, sich in zumindest ein Thema mal tiefschürfend genug einzuarbeiten, daß ihm dort keiner mehr etwas vormachen kann. Und das kann ich immer weniger beobachten. Die Leute tendieren heute eher zu einer Art Universal-Durchschnitt. Die Abstände zwischen tollen neuen Hype-Trends werden immer kleiner, keiner hat mehr Zeit und Lust, sich die Sachen genauer anzugucken. Als ich jung war (*hust*), kamen PCs noch mit Handbüchern, in denen alle Befehle von GWBASIC beschrieben wurde, genau so wie debug.com und link.exe. Später wurden diese Sachen nicht mal mehr mitgeliefert. Ich war jung und hatte Zeit und habe mir das dann eben in Ruhe angeguckt. Ich enthülle hiermit: man wird Hacker, indem man Zeit hat und sie aufwendet, um sich mit einem Thema gut genug auszukennen, daß man mehr weiß als die Autoren der Standard-Fachliteratur zum Thema. Je nach eigenem Anspruch kann man sich auch nur dann Hacker nennen, wenn man sich in einem Gebiet erschöpfend auskennt, zu dem es (noch) gar keine Literatur gibt… :-)
Und dabei waren die Voraussetzungen noch nie so gut wie heute zum Hacker-Werden! Es gibt heute freie Betriebssysteme mit Editor, Compiler, Assembler und Linker kostenlos im Internet — mit Quellcode! Es kostet nichts mehr (außer Zeit), sich in die Sachen richtig gut einzuarbeiten! Man muss nicht mal Bücher kaufen, und heutzutage gibt es Suchmaschinen. Ihr wißt ja gar nicht, was das für ein Luxus ist, Kinder!
Zurück zum Thema. Heute kann jeder Hacker werden, der nur genug Zeit investiert. Als Hacker gewinnt man enorm an Selbstsicherheit, man ist gefragt auf dem Arbeitsmarkt, alles ist prima, aber aus irgendeinem Grund werden die Leute heute nicht mehr Hacker. Stattdessen hat die Verfügbarkeit freier Software zu einer Anspruchshaltung geführt, daß die Leute finden, wenn man schon nichts für Download und Installation zahlen muss, dann muss man auch danach keinen Aufwand investieren müssen. Den Nachwuchs in meinem Bekanntenkreis wird eher so High-Level-Fummler, klickt sich GUI-Anwendungen in einer IDE zusammen, hackt ein Python-Skript zum Mail-Sortieren, hat ein bißchen Java aus der Uni mitgenommen, steigt gerade auf C# um, sowas. Womit ich das nicht abwerten will, aber Hacken ist was anderes.
Es ist besser, in einer Sprache richtig gut als in 20 Sprachen Anfänger zu sein. Denkt da ruhig mal aus Sicht eines HR-Menschen drüber nach. Stellt euch vor, ihr seit der Headhunter, und ihr wäret mit einem Lebenslauf konfrontiert, bei dem jemand ein paar Applets (das klingt schon von alleine mittelmäßig und irgendwie abwertend) in Java gemacht hat, der gerade Windows Forms in Visual C# zusammenklicken lernt, der ein paar dynamische Webseiten mit PHP gemacht hat. Für was für einen Job soll so jemand denn bitte qualifiziert sein? Zum ct Lesen? Anspruchsvolle Jobs kann man so jemandem doch gar nicht geben! Wer sich nur oberflächlich mit Sachen beschäftigt, der wird auch nur oberflächliche Jobs bekommen. Was für eine grauenvolle Vorstellung… Insofern: setzt euch hin, sucht euch etwas aus, das ihr am besten noch nicht kennt, und arbeitet euch richtig tief ein. Nehmt euch dafür ein paar Monate. Hört erst auf, wenn ihr das Gefühl habt, selbst der Erfinder der Sache könnte euch nichts wirklich überraschendes mehr dazu erzählen. Solche Leute braucht das Land, nicht noch mehr Visual Basic Pfuscher.