Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Wählt man diesen Blickwinkel, lässt sich die Snowden-Saga ganz anders erzählen.Na aber hallo!
Als mögliche Agenten hinter dem Agenten kommen für die Vereinigten Staaten vor allem Russland und China in Frage.Ja und was ist mit Nordkorea und dem Iran?
Beide Länder wollen Amerika seiner moralischen Vorreiterrolle in der Cyberdiplomatie berauben.Seiner, äh, … was? o_O
Die taktischen und technischen Einsichten aufgrund der Daten wären auch eine wichtige Verhandlungsmasse bei Alliierten von China und Russland wie Syrien und Nordkorea.A-Ha! Syrien und Nordkorea! Und was ist mit dem Iran? Afghanistan! Pakistan!! Ach was sage ich, das ist bestimmt die Hisbollah gewesen! Oder doch die Nazis von der anderen Seite des Mondes?
Russland und China wären in besonderem Maß in der Lage, eine solche Situation zu konstruieren.Was für eine Situation jetzt genau? *blätter* Steht da nicht.
Wie konnte ein mittlerer Mitarbeiter eines Contractors als Einzeltäter jemals so unglaublich viele geheime und streng geheime Dokumente zu sich kanalisieren und unbemerkt exfiltrieren?Ja aber echt mal! WAKE UP SHEEPLE!
Vielleicht gab es aber auch professionelle Helfer. Warum ist Edward Snowden nach Osten geflüchtet und nicht nach Süden?Mal abgesehen von dem Detail, dass Snowden nicht nach Russland geflohen ist, sondern von den USA gegen seinen Willen in Moskau gestrandet wurde, bin ich mir sicher, dass hier noch ein ganz großartiger Punkt kommt, der aus dieser falschen Prämisse gefolgert wird.
Aber verschiedene südamerikanische Länder wären besser erreichbar gewesen und hätten ihm ebenfalls Asyl gewährt.Besser erreichbar? Ja, gut, zu südamerikanischen Ländern hätte es aus Hongkong möglicherweise bessere Flugverbindungen als über Moskau gegeben. Aber die wären über US-Luftraum geflogen und abgefangen worden. Aber hey, seit wann lassen sich Technikphilosophen von Fakten ablenken!
Kann man Snowden glauben, dass er China und Russland keine Kopien der 1,7 Millionen geheimer und streng geheimer Dokumente gegeben hat?Also fassen wir mal zusammen. Snowden landet in Moskau mit den Akten in der Tasche. Und dann lassen ihn die Russen nicht mit Kusshand rein gegen Aushändigung der Dokumente sondern er gammelt da monatelang am Flughafen rum?
Leuchtet ein! Das muss dieser vielbeschworene Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften sein!
Warum sind eigentlich in diesen Massen der Leaks bislang nur Dokumente aufgetaucht, die klar die europäisch-amerikanischen Verhältnisse belasten und nichts über China und Russland oder über deren Alliierte im Mittleren Osten enthalten?Hinweis der Redaktion: Wenn Herr Gaycken "mittlerer Osten" schreibt, meint er "naher Osten". Das ist nicht aufgetaucht, weil sich das nicht so gut verkauft hätte. Die Medien sind in den USA nicht im Auftrag der Aufklärung unterwegs, sondern im Auftrag der Leserzahlen und Zuschauerquoten. Keine Sau interessiert sich dafür, wenn die NSA Menschen abhört, die ihrem Auftrag entsprechen.
Aber ich will mal nicht zu hart mit Sandro sein. In einer Sache hat er ja völlig Recht:
Nichts davon lässt sich belegen.Amen. (Danke, Thorsten)
Heute so: Zeuge aus dem BND im U-Ausschuss:
Antworten bekommen die Abgeordneten nur sehr, sehr mühsam - und meist überhaupt nicht. Ob bestimmte Suchbegriffe ungesetzlich sein könnten, "war mir egal", sagt Zeuge R.U. "Ich habe Weisungen empfangen."Mit anderen Worten: Befehlsnotstand! Warum, will er nicht sagen. Zeugnisverweigerungsrecht.
Die Spionage der Vereinigten Staaten in unserer Wirtschaft ist gerechtfertigt, in unserem Interesse und keine Industriespionage.Auf der anderen Seite schulde ich dem noch einen, weil er mir beim Blogjubiläum geholfen hat. Auf der dritten Seite fällt gegen Ende dieser wichtige Satz:
Aber vorlaut und öffentlich beschweren dürfen wir uns nicht. Dafür fehlt uns die Konsequenz in der moralischen Integrität.Und DAS erscheint bei den Betonköpfen des FAZ-Politikteils! Wo sonst Vogelscheuchen wie dieser Artikel hier publiziert werden. Wobei ja sogar der von Altenbockum neulich kurz die Fassung verlor und diesen ganzen Scheiß nicht mehr mittragen wollte, und dann natürlich prompt zurückrudern musste.
Da muss man Sandro ja richtiggehend dankbar sein, dass er so tief im Feindesland so eine fette Tretmine gelegt hat. Hut ab, Herr Gaycken!
So, ich geh dann mal zurück zum Stammtisch :-)
Update: Haha, von Altenbockum hat zur alten Form zurück gefunden und ist jetzt wieder ganz auf Parteilinie:
In der BND-Affäre muss die Opposition aufpassen, dass sie nicht zur innerparlamentarischen Pegida verkommt.
Hahahahahaha, super! Die Rechten werfen den Linken vor, zu Pegida zu werden! Da muss man erstmal drauf kommen!
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen befragten Experten herzlich bedanken, dass sie bei der Aktion mitgemacht haben!
Mit IT ist er super, Sicherheitspolitik ist auf solidem Stammtischniveau. Der soll mal bei Computern bleiben— Dr. Sandro Gaycken, u.a. NATO-Berater in Sicherheits- und Cyber-Fragen
Also von Kernenergie hat er ja keine Ahnung, der sollte mal bei Computern bleiben.— Rainer Klute, Vorsitzender, Nuklearia e.V.
Also von Journalismus hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Computern bleiben— ihr werdet nicht glauben, was ich alles versucht habe, um jemanden zu finden, der sich dieses Zitat in den Mund legen lassen würde. Ich habe die "Bild" angeschrieben, die "Welt", den "Stern", den "Cicero", die "taz", ich habe bei der "Zeit" und dem ehemaligen Nachrichtenmagazin angefragt … erfolglos. Niemand wollte mir bestätigen, dass ich von Journalismus keine Ahnung habe. Vielleicht hätte ich die Henri-Nannen-Schule versuchen sollen.
Heißt das jetzt, dass ich doch von Journalismus Ahnung habe? Wer weiß. Diese Aktion hier hat es mir jedenfalls versaut.
Also von Satire hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Computern bleiben.— Martin Sonneborn, MEP und Parteivorsitzender der PARTEI.
Also von Krypto hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Exploits bleiben.Das lege ich so mal ganz frech meinem alten Mitstreiter Prof. Dr. Rüdiger Weis in den Mund. Der schrieb mir inhaltlich im Wesentlichen das, er formuliert es nur etwas weitschweifender. Ich tue das gleich noch mal in einen separaten Blogeintrag. :-)
Also von Exploits und deren ethischer Dimension hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Verschwörungstheorien bleiben.— Felix "FX" Lindner, mit dem ich gelegentlich verwechselt werde, und das erst nach dem 2. Bier merke. Dabei ist das ganz einfach. Er ist der, der von Exploits und ihrer ethischen Dimension Ahnung hat. Ich bin der andere.
Zusammenfassend können wir also ganz klar sehen, was eh schon immer alle wussten: Ich sollte mal bei den Verschwörungstheorien bleiben.
Ich hatte übrigens auch die Junge Freiheit gebeten, mir zu bestätigen, dass ich eine linke Zecke bin, und die Junge Welt, dass ich ein konservativer Reaktionär bin. Ist leider auch nichts geworden. Naja, die Kernbotschaft habe ich glaube ich weitgehend zusammen gekriegt.
Update: Falls ihr kurzfristig noch Zitate beisteuern wollt: immer her damit. Das muss dann aber schon mindestens das toppen, was ich schon habe.
Update: Wartet, einen hab ich noch!
Seit wir uns verweigert haben, Werbung auf seinem Blog zu schalten, werden wir von ihm gebashed
— Thorsten Sick, Avira.
(Anm.d.Red.: Da hing noch so eine Werbe-Signatur dran, die hab ich weggemacht. Das verstößt gegen die Blog-Statute)
Update:
Also von Journalismus hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Computern bleiben
— Andreas Bohle, stellv. Chefredakteur, LinuxUser
„Es ist richtig, dass eine begrenzte Menge sensibler Daten wie Scans von Ausweisdokumenten oder E-Mail-Adressen potenzieller Kreditech-Kunden von einem Unbekannten gestohlen wurden“, sagt ein Polizeisprecher.Das war im Sommer 2014. Wieso haben wir davon nichts gehört?
Kreditech hat den Vorfall nie öffentlich gemacht.Hrm. Das klingt ja schon ziemlich übel. Von wieviel Daten reden wir denn hier konkret?
mehrere Gigabyte Logdateien, dann mehrere tausend individuelle Angebote für Darlehensverträge, außerdem mehr als 2.000 Scans und Fotos von Ausweisdokumenten. Darin enthalten sind sensible persönliche Daten: Email-Adressen, Klarnamen, Geburtsdaten, Telefonnummern, Ausweisdaten.Au weia. Was sagt denn Kreditech dazu? Lest selbst.
Mein persönliches Highlight ist diese an Kompetenz und Spezialexpertentum kaum zu überbietende Einschätzung eines Technikphilosophen:
„Es sieht mir schon nach sensiblen Daten aus“, sagt Gaycken, „allerdings auch nicht so wahnsinnig sensibel.“Gut, dass wir das geklärt haben!
Update: Siehe auch…
Ich sollte der Vollständigkeit halber dazu sagen, dass ich nicht da war. Ich war nicht eingeladen :-)
Aber ich wollte ja nicht über republica schreiben sondern über diesen neuen Lobbyclub, die "Digitale Gesellschaft". Daran fällt mir erst mal auf, dass der Name schon vergeben ist, und zwar ausgerechnet von einem gruseligen Politik-Großindustrie-Kuschelverein mit so Leuten wie dem Geschäftsführer von Intel und dem Vorstandsvorsitzenden von Alcatel-Lucent im Vorstand. Ernsthaft? Einen besseren Namen habt ihr nicht gefunden?
Aber gut, Namen sind Schall und Rauch. Die Ziele erscheinen mir erstmal ehrenhaft, aber wenn ich mir diese Webseite anschaue, kann ich nur mit Mühe den Tab-Sofort-Schließen-Reflex unterdrücken. Das sieht aus wie von einer Werbeagentur gemacht, Form over Function. Und diese Augenkrebs-Farben, insbesondere das Fukushima-Grün, das geht ja mal gar nicht. Die Kollegen von fixmbr halten den ganzen Laden gleich vollständig für ein Grünen-Uboot. Dem kann ich noch nicht aus dem Stand zustimmen, aber der Beigeschmack ist da, das finde ich auch. Der Markus hat halt eine Vergangenheit mit den Grünen, und das lastet so ein bisschen auf ihm und seiner Arbeit. Ich persönlich bin ja kein Freund der Grünen, seit die die Atomkraftwerke nicht abgeschaltet, Hartz IV mitgetragen und den ersten Angriffskrieg der Bundesrepublik Deutschland geführt haben.
Aber ich finde nicht, dass man Markus deshalb für alle Zeit abschreiben muss, Menschen können sich auch mal irren und verdienen dann eine zweite Chance. Ich habe mich z.B. in Sascha Lobo echt geirrt, habe ich in letzter Zeit festgestellt. Den habe ich lange für einen Marketing-Popanz gehalten, der da Aufmerksamkeit um jeden Preis wollte, aber wenn man mal hinhört, was der in letzter Zeit so in Talkshows gesagt und in seiner Spiegel-Kolumne geschrieben hat, das war gut. Insofern würde ich auch jetzt nicht Markus oder seinen Verein wegen Markus Grünen-Vergangenheit ablehnen wollen. An ihren Taten soll man sie messen. Und Markus tut gute Dinge.
Ob dieser Verein auch gute Dinge tut, das werden wir sehen. Bislang gibt es da hauptsächlich eine eher belanglose Pressemitteilung, einen Spendenaufruf und eine Obama-Style "gebt uns eure persönlichen Daten und helft mit" Seite. Das finde ich ein bisschen dünn. Nicht allgemein, wenn man gerade frisch anfängt, dann hat man halt noch nicht viel, aber wenn man so frisch anfängt, dass man den Vorlauf komplett geheim hält und dann als "wir haben da mal nen Lobbyverein gegründet" an die Öffentlichkeit tritt, dann muss man da schon ein bisschen mehr am Start haben finde ich.
Die Vorwürfe der Top-Down-Organisation sind auch nicht von der Hand zu weisen. Ich habe ja seit Jahren beim CCC mitgemacht und kann nicht leugnen, mir da ein bisschen auf die Füße getreten zu fühlen, wenn da jetzt so aus dem Nichts ein Verein kommt und die Lobby für die Netzpolitik monopolisieren will (so kommt das natürlich gerade bei den ganzen anderen Playern in der Internet-Lobby an). Unsere bisher größten Erfolge haben wir (die Internet-Lobby, nicht der CCC) in Arbeitskreisen wie AK Zensur und AK Vorrat gehabt, nicht in Einzelgängen. Aus meiner Sicht hätte man hier ansetzen sollen und nicht eine neue Volksfront Judäas gründen sollen.
Naja, wir werden sehen. So richtig begeistern kann mich das bisher jedenfalls nicht.
Update: Die Sponsorenliste der republica fand ich übrigens so furchtbar, dass ich froh bin, dass der CCC da sehr vorsichtig agiert immer.
Update: Um nicht nur negativ zu sein: ich glaube, dass es gerade nicht an den Leuten krankt, sondern an der Herangehensweise. Wir reagieren zu viel und agieren zu wenig. Wir müssen selber die Agenda setzen, und nicht nur immer Winterschlaf halten, bis mal wieder jemand von der Union einen der alten Zombie-Gesetzesvorschläge aus der Gruft holt.
Update: Für die Horizonterweiterung sei auch auf Don Alphonsos Meinung verlinkt.
Bevor ich eine Lobby aus Rektalakrobaten der Werbe- und Politikdevotion brauche, höre ich lieber mit dem Bloggen auf. Ausserdem sieht der Beckedahl nicht so aus, als würde er gute Schuhe tragen.
Update: Sascha Lobos rp11-Vortrag ist als Video online. Die ersten Minuten sind 1a Publikumsbeschimpfung.
Mein persönlich Highlight ist dieser Facepalm der Woche:
So soll verstärkt gegen internationale Computerstraftaten, Wirtschaftskriminalität, Drogenhandel sowie Menschenhandel und die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Kinderpornographie vorgegangen werden. EU-Staaten sollen Daten über Pädophile austauschen und im Kampf gegen Kinderpornografie mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Vor allem in Kooperation mit dem Finanzsektor soll der "Geldstrom" zu Webseiten, die den Missbrauch von Kindern zeigen, unterbrochen werden.Wie oft muss man diesen Blödsinn eigentlich widerlegen, bis die kapieren, dass sie sich da lächerlich machen? Das ist ja, als spräche man mit Sandro Gaycken. Oder einem Dachziegel.
Ach und wißt ihr, wo das Programm inhaltlich herkommt? Na? Kommt ihr NIE drauf!
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) begrüßte den Beschluss des Programms, das größtenteils auf eine Initiative seines Vorgängers Wolfgang Schäuble (CDU) und einer von diesem ins Leben gerufenen "Zukunftsgruppe" zurückgeht
Update: Weil mein Freund Holgi besorgt anfragt: Nein, Sandro erwähne ich nicht nur wegen des einen Zeit-Artikels. Da steckt viel mehr dahinter. Das werde ich hier aber nicht ausführen, damit Sandro Gelegenheit hat, zu seinen Fehlern zu stehen und sich zu bessern. Ich glaube an zweite Chancen.
Es stellt sich raus, dass dieses Bit nicht von Sandro dahin getan wurde, sondern von dem Biermann von der Zeit. Ein bedauerliches Mißverständnis, genau wie jetzt durch ein bedauerliches Mißverständnis die drei Absätze verschwunden waren, mit denen wir unsere Argumentation abrunden, damit sie nicht wie ein fundamentalkommunistisches Kampfpamphlet rüberkommt. Wir fordern ja nicht, dass keiner für sein Schaffen bezahlt werden soll, sondern sagen nur, dass man das von dem Vertriebsmedium trennen muss, und darüber noch diskutiert wird und nachgedacht werden muss.
Wer das jetzt als Kritik am Herrn Biermann versteht, könnte nicht falscher liegen. Im Gegenteil möchte ich an dieser Stelle seine exzellente Arbeit als Troll (und ich meine das im positiven Wortsinn: jemand, der eine Diskussion lostritt) loben. Er hat es nicht nur geschafft, das wir uns hingesetzt haben und eine kohärente Gegenposition ausformuliert und bei ihm veröffentlicht haben, sondern er hat dann auch bei uns genug Bresche geschlagen (und später korrigiert, da bricht er sich ja nichts bei ab), um jetzt wiederum die Contentmafia zu trollen. Denn das ist meine Voraussage, was als nächstes passieren wird. Dass wir da ein Positionspapier der von uns als überflüssig gebrandmarkten Intermediärindustrie sehen werden.
Das hätten die wahrscheinlich auch getan, ohne dass die drei Absätze versehentlich verschwinden. Aber ein Profi überlässt sowas nicht dem Zufall.
In diesem Sinne: Hut ab, Herr Biermann. Es ist mir immer eine Freude, einen Profi bei der Arbeit beobachten zu dürfen.
Und letztendlich nützt es ja allen, wenn diese Debatte mal öffentlich geführt wird.
Oh und der Vollständigkeit halber: wir sind von Sandros Position nicht so weit entfernt. Aber der Punkt mit dem Filesharing ging mal gar nicht.
Update: Biermann dementiert, ganz der Profi halt :-)