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The veteran US diplomat Henry Kissinger has met China’s defence minister in Beijing. [...]“Neither the United States nor China can afford to treat the other as an adversary. If the two countries go to war, it will not lead to any meaningful results for the two peoples,” the Chinese statement reported Kissinger as saying.
OK, Jungs, ich hab euch jetzt 40 Jahre machen lassen, jetzt ist hier mal Schluss mit Amateur Hour. Ab jetzt lassen wir das mal nen Erwachsenen machen.
Der Putin ist ja eher Traditionalist. Die Strategie, den Westen glauben zu lassen, Putin sei durchgeknallt und unberechenbar und drohe mit Atomschlägen, die wirkt vielleicht auf den einen oder anderen von euch innovativ.
Ist sie nicht. Nixon fuhr gegen die Sowjets die "madman theory". Die Idee war damals, die Russen glauben zu lassen, dass Nixon kurz vor dem Zusammenbruch steht, weil er den Vietnam-Krieg nicht beenden kann, und wenn die jetzt nicht GANZ schnell eine für Nixon akzeptable Lösung finden, dann drückt der Verrückte auf den roten Knopf und wir sind alle tot. Money Quote:
I call it the Madman Theory, Bob. I want the North Vietnamese to believe I've reached the point where I might do anything to stop the war. We'll just slip the word to them that, "for God's sake, you know Nixon is obsessed about communism. We can't restrain him when he's angry—and he has his hand on the nuclear button" and Ho Chi Minh himself will be in Paris in two days begging for peace.
Nun musste sich Nixon dafür nicht sonderlich verstellen. Der Mann war alkoholkrank und hatte Schlafstörungen und Depressionen und nahm dafür Pillen, mixte gar die Pillen und Alkohol. Aber die Amis haben keine halben Sachen gemacht. Die haben 18 Atombomber über der Arktis kreisen lassen, und zwar möglichst offen und erkennbar für die Russen.Wenn man grob die Eskalationsstufen vergleicht, findet man Übereinstimmungen. Russland hat neulich den schwedischen Luftraum verletzt und die Schweden erinnern sich noch an den simulierten Atomangriff 2013. Dann die Ankündigung, jetzt auch das strategische Nukleararsenal in Bereitschaft zu versetzen.
Nixon hat übrigens auch überlegt, der Zivilbevölkerung Vietnams offen mit Vernichtung zu drohen, über Atombomben, Deich-Zerstörung, Hafen-Verminung und ähnliche Maßnahmen. Da gab es dann Debatten mit Kissinger, wie weit man die Drohungen denn umsetzen wolle, wenn die Vietnamesen nicht spuren. Am Ende hat Kissinger (!!) davon abgeraten. Du weißt, dass du dich verrannt hast, wenn dein Vorschlag Kissinger zu extrem ist.
Jedenfalls ... hat das denn damals funktioniert? Kommt drauf an, wie man das sieht. Die Sowjets und Nordvietnamesen haben den Bluff nicht geschluckt. Die haben das gesehen und nicht reagiert. Nach drei Wochen hat Nixon das dann eingestellt. Allerdings hat daran wohl die Friedensbewegung in den USA eine große Rolle gespielt, denn die Sowjets konnten sehen, dass die Bevölkerung der USA nicht hinter militärischer Eskalation steht, weder nuklear noch konventionell.
Das wäre dann auch die offensichtliche Lektion an dieser Stelle. Diese Zeiten verlangen nach mehr Friedensbewegung und weniger Eskalation.
Hier ist die Zeit zu ihm und die FAZ (beispielhaft für dpa-Abdrucker, die dpa-Meldung wird ihm aber nicht gerecht).
Wikipedia ist gut zu ihm, auch ihre Zusammenfassung seines bekanntesten Buchs lohnt.
Damit steht ja fast nur noch Henry Kissinger aus der Ära!
Da hat sich mal so ein Think-Tank-Verbund Gedanken gemacht, wie Europa aussehen sollte, wenn man sowas eine US-Kissinger-Brzezinski-Doktrin als Maßstab anlegt. (Danke, Harald)
Und es stimmt ja. Obama und Kissinger. Obama, bekannt für seine Drohnenmorde. Kissinger, bekannt für sein Teppich-Bombardement von Kambodscha und Laos. Ich hätte ja noch Arafat und Peres erwähnt. Der Friedensnobelpreis ist so eine Lachnummer.
Fast so eine Lachnummer wie der Wirtschaftsnobelpreis. Der kommt ja nicht mal von Nobel, sondern den hat die schwedische Reichsbank ausgelobt, um den "Wirtschaftswissenschaften" (harhar) den Anstrich von Respektabilität zu verleihen.
Update: Ein bisschen mehr Kontext dazu gibt es in der Wikipedia. Das war eine Satireaktion als Protest gegen die Nominierung von Neville Chamberlain. (Danke, Norbert)
Bolivia's foreign minister says the plane bringing President Evo Morales home from Russia was rerouted to Austria after France and Portugal refused to let it to cross their airspace because of suspicions that NSA leaker Edward Snowden was on board.
SO SEHR steckt Europa im Dickdarm der USA fest! Krasse Scheiße.Man stelle sich mal vor, Bolivien hätte Obamas Flugzeug die Überflugrechte verweigert, auf Bitte von Kuba, weil Kuba glaubte, Kissinger sei an Bord. WTF?!
Update: Oder ich verstehe das gerade völlig falsch und die hatten Angst, dass Snowden bei ihnen landen und Asyl beantragen könnte :-)
Schlömer meinte gegenüber Telepolis, dass er an seinem Diensttelefon im Verteidigungsministerium keine Fragen beantworten würde, wollte aber auch seine Handynummer nicht herausgeben.BWAHAHAHAHAHAHAHA
Das ging ja schnell mit dem Umfallen zum Establishment. Da hat ja sogar die CDU länger gebraucht, von ihren Grundsätzen eine 180°-Wendung zu machen. Wow.
Mal abgesehen davon: Man soll ja über Tote nur positives sagen, aber mir fällt gerade nichts ein. Der Mann hat eigenhändig Helmut Schmidt politisch versenkt und uns in das mittelalterliche Jammertal der Ära Helmut Kohl gestoßen. Er hat die Abwehrgespräche wegen der Holocaust-Forderungen geführt. Dann war da die Flick-Affäre… sogar das ehemalige Nachrichtenmagazin kriegt da auf die Schnelle keine positiven Punkte zusammen. Stattdessen kommen Phrasen wie "herausragender Liberaler". Nun, herausragen kann man nach oben und unten.
Oh und das Detail, dass Kissinger zu seinem Abtritt von der Friedrich-Naumann-Stiftung die Laudatio auf ihn hielt, … das passt echt alles ins Bild.
Daher crowdsource ich das jetzt mal. Vielleicht fällt ja von euch jemanden etwas ein, was man lobend erwähnen könnte. Immerhin war er im Vergleich zu der aktuellen Führungsriege in der FDP intelligent, gebildet und professionell. Aber das heißt ja leider nicht viel.
Update: Merkel sagt folgendes:
CDU-Chefin Merkel würdigte, Lambsdorff habe die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik lange Jahre ordnungspolitisch geprägt. Er sei eine der "großen Persönlichkeiten unserer sozialen Marktwirtschaft".
Wenn man guckt, auf was für einem Scherbenhaufen wir da gerade sitzen, ist das auch eher eine Beleidigung als ein Lob, oder?
Update: Wow. Hier gingen genau Null Mails mit Vorschlägen ein, was man zu Lambsdorff positiv erwähnen könnte. Habe ich vielleicht alle FDP-Wähler schon vergrault? Zumindest parteiintern muss es da doch was geben? Und ich hatte mir extra den Scherz verkniffen, ob die FDP denn jetzt noch an ihre Steueroasen-Nummernkonten kommt…
Update: Jetzt kommen doch ein paar Pro-Mails an. Der schönste Punkt bisher ist: er hat sich aus der Tagespolitik herausgehalten, und das habe Vorbildcharakter. Das stimmt, das sollten viel mehr Politiker machen. Und im Übrigen habe Lambsdorff immer eine klare Linie gehabt, und wenn er sich mal auf eine Position festgelegt hat, konnte man sich auch darauf verlassen, dass er dabei bleibt. Das ist im Vergleich zu Berufspendlern wie Schröder und Merkel in der Tat eine Wohltat. Wir halten also fest: es war nicht alles schlecht.
Update: Jetzt kommt noch eine Mail rein, dass Lambsdorff den Großen Lauschangriff entschärft habe, indem er Berufsgruppen wie Journalisten, Anwälte und Pfarrer ausgenommen habe.
Update: Michelle fasst es gut zusammen.
Oh und wenn wir von Regierungswechsel sprechen, wen könnten die Amis da im Auge haben? Hey, da gab es im Iran doch schon mal einen Diktator, äh, Freiheitskönig von Amerikas Gnaden! Den Schah! Gut, der kommt selbst nicht mehr in Frage, aber wie wäre es mit seinem Sohn? Achtung: Kotztücher bereit halten, wenn ihr das lest.
Lange hat niemand mehr eine Auszeichnung so klar verdient wie diese drei, seit Kissinger den Friedensnobelpreis gekriegt hat.
Frustrated, Nixon decided to try something new: threaten the Soviet Union with a massive nuclear strike and make its leaders think he was crazy enough to go through with it. His hope was that the Soviets would be so frightened of events spinning out of control that they would strong-arm Hanoi, telling the North Vietnamese to start making concessions at the negotiating table or risk losing Soviet military support.Codenamed Giant Lance, Nixon's plan was the culmination of a strategy of premeditated madness he had developed with national security adviser Henry Kissinger. The details of this episode remained secret for 35 years and have never been fully told. Now, thanks to documents released through the Freedom of Information Act, it's clear that Giant Lance was the leading example of what historians came to call the "madman theory": Nixon's notion that faked, finger-on-the-button rage could bring the Soviets to heel.
Stellt euch mal die Russen vor, die da 18 Bomber auf sich zu rasen sehen, und sie können das Gewicht am Treibstoffverbrauch sehen, und daher wissen, dass da Atombomben drin sind. Ein Wunder, dass wir alle überhaupt noch leben.
Kissinger sensed wobbliness everywhere on Iraq, and he increasingly saw the situation through the prism of the Vietnam War. For Kissinger, the overriding lesson of Vietnam is to stick it out.In his writing, speeches and private comments, Kissinger claimed that the United States had essentially won the war in 1972, only to lose it because of the weakened resolve of the public and Congress.
Die Dolchstoßlegende, ein Klassiker unter alten Europäern, auch im US-Exil! Soll noch mal jemand sagen, aus der Vergangenheit würde heute nichts mehr gelernt.In a column in The Washington Post on Aug. 12, 2005, titled "Lessons for an Exit Strategy," Kissinger wrote, "Victory over the insurgency is the only meaningful exit strategy."
Unter anderem hält er Peak Oil für Blödsinn, ja sogar für ein PSYOP der Ölindustrie, und er hat Details! Hubbert, der Erfinder der Peak-Theorie, hat initial vorausgesagt, es gäbe nur so viel Öl, wie wir bis jetzt verbraucht haben; die Peak-Sache kam später. Hubbert hat damals für Shell gearbeitet, und sollte der Welt erklären, wieso Öl mehr als 2 Dollar pro Barrel kosten sollte, was der damalige Preis war, und wo offensichtlich Potential für mehr Profit bestand. Das Originalpaper sagt, man solle von dem Öl wegkommen (an dem Shell damals nicht viel verdiente) und Atomenergie nutzen (Shell gründete gerade zu der Zeit ein fettes Uran-Abbau-Konsortium).
Palast glaubt auch nicht, daß die Euro-Ölbörse was mit dem Irakkrieg zu tun hatte, weil beide Bushes ja aktiv daran gearbeitet haben, den Dollar abzuwerten und niedrig zu halten.
Er beschreibt, daß es in der Bush-Junta zwei Clans von Think Tanks gibt, die Einfluß ausüben - die Neocons und Big Oil. Saddam mußte weg, weil sich beide einig waren, daß er weg müsse. Die Neocons wollten ihn weghaben, damit sie die staatliche Ölförderung im Irak verramschen können. Das hätte dazu geführt, daß jeder Käufer auf seiner Parzelle Profitmaximierung macht und so insgesamt viel mehr Öl gefördert wird als im Moment. So wollten die Neocons die OPEC kaputt machen. Big Oil wollte das Gegenteil — die Ölförderung soll in staatlichen Händen bleiben, und die sollen so wenig Öl wie möglich fördern (denn Knappheit treibt die Preise und damit die Profite der Ölkonzerne hoch). Saddam mußte weg, weil er da offenbar wöchentlich aus Jux am Ölhahn gedreht hat. Er hat mal ne Woche nichts gefördert, als Solidarität mit den Palästinensern oder so, und dann wieder volle Pulle (naja, bis zu seiner Quota, die nicht sonderlich noch war). Das hat den Ölmarkt weitgehend ins Chaos gestürzt, so daß die Preise am Ende wild hoch- und runter gingen. Das wollte Big Oil abschalten, und daher mußte Saddam da aus ihrer Sicht weg. Und eines ihrer Ziele war, einen OPEC-Sitz zu kriegen (haben sie jetzt über den Irak).
Es gibt da noch lustige Details, wie z.B. daß Gaddafi offenbar semiöffentlich darüber nachgedacht hat, mit Saddam zusammen die Ölförderung temporär einzustellen, um die USA zu ärgern, und als das das letzte Mal passierte, haben die Amis halt in Venezuela mehr Öl gekauft, aber da war gerade Chavez an die Macht gekommen, und der hätte da nicht mitgemacht, und daher haben seiner Ansicht nach die Amis übereilt den Chavez-Putsch losgetreten, bevor die Planung in trockenen Tüchern war, und deshalb ist das gescheitert.
Na was soll ich sagen, das ist ein hervorragendes Buch, sehr fesselnd und durchaus anregend für den Geist. Eine nette Zahl hat er noch gehabt: durch den Irakkrieg haben die Saudis 2005 das Dreifache ihres normalen Profites eingefahren mit Öl. Die können jetzt zwei Jahre lang die Pumpe zulassen (oder anders herum, volle Pulle fördern und ihr Öl verschenken, z.B. weil der Irak die Preise kaputt macht), ohne daß sie hungern müssten. Aber die Krönung ist das Kapitel, wo er darstellt, daß im Irak nie wirklich Öl gefördert wurde, die haben gerade ein Fünftel ihrer Ölfelder überhaupt angestochen, und es gab da sogar ein Kartell der Ölfirmen, die vereinbart haben, daß da niemand fördert (das war in der Zeit vom 1. Weltkrieg). Also, kauft euch mal alle das Buch, das ist augenöffnend! Wußtet ihr z.B., daß Bremer (der Zwischendurch-Irak-Verwalter) Managing Director von Kissinger Associates war (ja, der Kissinger, der Kriegsverbrecher)?