Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Nachdem die Zeit und die SZ als Primärquellen ja ihre Recherche hinter einer Paywall versteckt hat, und nur die Konkurrenz darüber offen berichtet, sollte man sich noch angucken, was die in die Überschrift schreiben:Stimmt alles, aber es gibt auch eine "im Zweifel für den Angeklagten"-Erklärung: Die hatten schlicht die Hosen voll, dass sie Ärger kriegen, wenn sie sich das zueigen machen.Tagesschau: „Plante die FDP das Ampel-Aus?“
Gemäß Betteridges Gesetz der Überschriften gilt, dass die Antwort auf einer Frage in einer Überschrift „Nein“ sein muss.
ZDF: „FDP soll Ampel-Aus lange vorbereitet haben“, ursprünglicher Titel: „Ampel-Aus: Hat die FDP den Bruch seit Wochen vorbereitet?“ (immer noch sichtbar oben)
Spiegel: „Berichte über angebliches Drehbuch für Ampelende FDP soll Koalitionsbruch über Wochen geplant haben“ (Hervorhebung durch mich)
Auch hier wird in der Überschrift so getan, als sei das einfach nur eine böswillige Unterstellung, und kein solide recherchiertes Fakt. Die Artikel in Zeit und SZ dagegen sind auf den Punkt betitelt.
Das ist eine Sache, die man auch in den USA gerade in beängstigendem Ausmaß beobachten kann. Wie die Milliardäre alle vor der Wahl bemüht waren, sich nicht auf Kamala Harris festzulegen, und jetzt dem Donald Trump in den Arsch kriechen. Es gab einen Milliardär, Mark Cuban, der sich auf Kamalas Seite geschlagen hat. Der hat dann Trump noch vor Kamala gratuliert.
Ich fürchte, wir leben jetzt einfach in einer Zeit, in der die Presse sich nicht mal kleinste Drangsaliereien leisten kann, und daher keine Risiken mehr eingeht. Gleichzeitig ist die Frist für "Medien berichten, dass"-Trittbrettfahrerartikel so gering geworden, dass viele Medien wahrscheinlich auch einfach gar nicht die Zeit haben, den Artikel auch nur ganz zu lesen, bevor sie über ihn berichten. Von Prüfung kann überhaupt keine Rede sein. Insofern ist das schon irgendwie auch ehrlich, wenn die dann im Konjunktiv und "behaupten, dass" berichten.
Da weiß der Leser dann wenigstens, dass die den Quell-Artikel nicht gelesen und nichts geprüft haben. Wenn er genug Medienkompetenz hat.