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Das kann ich nicht beurteilen. Aber folgender Leserbrief eines Statikers mit Brückenerfahrung hilft weiter:
Die Brücke ist eine Kette von Stahlbrücken als Hohlkasten auf Betonpfeilern. Der größte Feind ist da das Feuer. Bei einem Brand verliert so eine Hohlkastenbrücke wesentlich die Tragfähigkeit oberhalb 400°C und bei entsprechender Ausdehnung des Brandes. Normalerweise werden bei uns aus diesem Grund bei einem Brand auf einer Brücke alle erdenklichen Maßnahmen eingeleitet um den Hohlkasten aus Stahl zu kühlen und die Feuerwehr sieht zu dass schnell die Brandursache von der Brücke runterkommt.OK. Dann ziehe ich meine Analyse zurück und behaupte das Gegenteil.Eine reine Stahlbrücke lässt sich sehr sehr schlecht sprengen. Das beschränkt sich dann meistens auf die Pfeiler.
[…] ein Hydrocarbonbrand ist für mich als sachkundiger Fachmann absolut plausibel.
Ein anderer Leserbrief zum Thema:
zu Deinem Verständnis einer Sprengung einer Brücke eine kurze Anmerkung. Eine Explosion hat immer zwei Wirkungsrichtungen. Zuerst expandiert etwas sehr schnell und verdrängt hierdurch ein anderes Medium. Anschließend kommt es in dem durch die schnelle Expansion entstandenen Hohlraum jedoch zu einer Kontraktion, die der Expansionsrichtung entgegengerichtet ist. Beste visuelle Anschauung: Die pilzförmige Wolke bei einer Kernwaffenexplosion. Diese entsteht durch den Unterdruck nach der Explosion. Die nach oben aufsteigende heiße Luft zieht Masse vom Boden nach oben.Und auch ein Dritter Leser mit Sprengerfahrung stützt die Theorie mit dem LKW:Es gibt eine Reihe von Waffen, die auf der Wirkung des Unterdrucks nach einer Explosion aufbauen, nicht auf der Wirkung des Drucks. Hier sind das insbesondere Aerosolbomben, die viel Sauerstoff konsumieren und hierdurch gezielt einen Unterdruck erzeugen, der gegen Druck gesicherte Objekte zerstören kann und soll. Eine Drucktür wird quasi aus der Verankerung gezogen bzw. die Luftfilter in Bunkern werden zerstört, da diese zwar gegen Überdruck und Unterdruck einer „Normalexplosion“, selten jedoch gegen gezielt eingesetzten Unterdruck einer „Unterdruckbombe“ gesichert sind.
Zur Krim-Brücke:
Entscheidend ist der Impuls, der auf die Fahrbahnlager wirkt, um die Fahrbahnteile aus diesen Lagern zu heben und damit idealerweise zum Absturz zu bringen. Wenn man keine kleineren Sprengladungen (mehrere Kilogramm bis mehrere hundert Kilogramm) in speziellen Sprengkammern anbringen bzw. keine Schneidladungen nutzen kann, dann braucht man eben mehr Sprengstoff, um auf eine bestimmte Stelle einen bestimmten Impuls wirken lassen zu können, um die Konstruktion zu überlasten. Wenn 90% der Explosionswirkung nach oben „verpuffen“, dann muss man eben die Menge des eingesetzten Sprengstoffs erhöhen. Einfache Physik.
Und das wurde hier gemacht. Statt ein paar Taucher mit ein paar Kilogramm Sprengstoff hinzuschicken und die Lager zu zerstören, hat man deutlich mehr Sprengstoff eingesetzt, um die Brücke von oben zu überlasten. Denn erheblicher punktueller Druck von oben führt zu einer (elastischen) Verformung der Fahrbahn nach unten => diese schwingt danach jedoch wieder aus und wird dadurch aus den Lagern gehoben bzw. zerstört diese beim Zurückfallen in die Normalposition. Denn es fehlt einer Brücke ja in der Regel die Sicherung der Bauteile nach oben. Die Fahrbahnteile liegen lose auf den Lagern.
Sekundäreffekt dieses Terroranschlags: lange Feuer. Der Versuch, über die brennenden Kesselwagen des Güterzuges ein langanhaltendes Feuer zu erzeugen, welches den Beton spröde werden läßt und den im Beton eingebetteten Stahl schädigt, war in der Theorie der Anschlagsplanung für die Entscheider sicherlich ganz überzeugend. Da hat dann wohl aber niemand mit Energiemengen gerechnet. Also wie hoch ist die Energiemenge in einem Kesselwagen und welchen Anteil diese Energie kann ein Feuer in die Konstruktion einbringen? Tip: reicht nicht, denn dafür sind Brücken (im Idealfall) ausgelegt, dass ein Brand auf ihrer Fahrbahn diese nicht zum Einsturz bringt und zur Unbenutzbarkeit beschädigt. Aber wer weiß, wer diese Brücke berechnet hat. ;) Sicher mal wieder nur ein paar Studenten einer Bau-Uni, unter Aufsicht ihres Professors. (Das übliche Verfahren in der RF.)
Dass es bei der Berechnung und dem Bau der Brücke Schlamperei gegeben hat, das siehst Du am Schadensbild. Denn eine Explosion von 40t TNT auf der Fahrbahn hätte die Brücke überstehen müssen, aufgrund ihrer erheblichen strategischen Bedeutung.
Ob die Brücke über den eingestürzten Teil der Autofahrbahn hinaus durch die brennenden Kesselwagen erheblich beschädigt wurde, das werden die nächsten Wochen zeigen. Die RF hat als Show zur Beruhigung der Massen Personenzüge nach ein paar Stunden Unterbrechung des Verkehrs noch am Abend des Anschlags wieder planmäßig über die Brücke fahren lassen (auf einem Gleis, statt auf zwei Gleisen).
Diese Explosion war eine Show-Nummer, von wem auch immer. Weshalb die RF-Sicherheitskräfte wohl auch ein bisschen zu entspannt bei den Sicherheitskontrollen im Vorfeld waren. Weil es in der Theorie dann eben doch mehr als einen 40-Tonner mit TNT braucht, um die Brücke dieser Größe und Bedeutung zu zerstören. In der Praxis haben wir aber gesehen, dass die Bauausführung oder deren ihr zugrundeliegende Berechnung nicht korrekt war und der LKW mit <40t TNT doch gereicht hat, um zumindest einen Teil der Fahrbahn zu zerstören. Das ist die eigentliche Überraschung (für die RF).
Und ja, das war eine Explosion auf der Fahrbahn. Kannst Du am Schadensbild sehen. Eine Explosion von unten hätte nicht die Leitplanken auf der Parallelfahrbahn weggerissen und die Geländer am Laufsteg unter der Fahrbahn heil gelassen. Eine Explosion von unten hätte ein invertiertes Schadensbild zu einer Explosion von oben.
Du kannst Dir ja mal die Schadensbilder der Antoniwkabrücke nach Beschuss angucken. Es braucht eine Menge Energie, um eine Brücke zu zerstören, die insbesondere so gebaut wurde, dass sie im Kriegsfall weiterhin benutzbar ist.
Was bei der Explosion auf der Krim-Brücke (wieder einmal) offensichtlich wurde ist die alltägliche Schlamperei bei Menschen, die sich für toll und besser halten. Erst wurde der LKW schlampig kontrolliert und dann trifft dieser auf eine schlechte Bauausführung in Kombination mit ungenügender Sicherheitsmarge bei der Konstruktion. Naja.
Bin selber Sprengberechtigter und kann da vll etwas Klarheit reinbringen:
Ja, Brücken halten normale Drucklasten von oben am Besten aus. Eine Sprengladung erzeugt aber eine Detonationswelle, die einem ganz anderem Wirkungsmechanismus hat als "Gewicht liegt drauf". Da können schnell elementare Schäden und Zerstörungen entstehen.
Eigentlich stimmt das was du schreibst - das man die Ladungen so platziert, dass sie möglichst effizient wirken. Und auch Schneidladungen einsetzt, die gezielt und relativ sauber Trennschnitte machen. Aber: So arbeitet man nur, wenn man ein paar Tage Zeit hat und in aller Seelenruhe Löcher bohren, Ladungen platzieren kann etc. Im militärischen Bereich muss man aber oft anders arbeiten, da gibts quasi keine Vorbereitungszeit. Also geht man da nach der Methode "Viel hilft viel" vor, und platziert einfach direkt auf der Fahrbahn hunderte Kilo Sprengstoff. Da verpufft ein Großteil der Wirkung in der Umwelt, aber der verbliebene Teil reicht bei DEN Mengen aus, um die Brücke zu zerstören. Gibt in Field Manuals der US Army Berechnungstabellen dazu :)
In so einen LKW passt viel rein, das ist tatsächlich eine sehr gute Quick and Dirty-Methode gegen die die andere Partei kaum etwas ausrichten kann. Ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass das eine Commando- oder Sabotageaktion war.