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- Die Meldungen zu den genannten behördlichen Datenbanken sind "freiwillig".Und wie so häufig erfährt man bei solchen Einblicken in andere Branchen schnell Dinge, die man lieber gar nicht wissen wollte. :-(
Wie toll zuverlässig diese auf freiwillige Meldungen ("Selbstverpflichtung") aufbauenden Datenbanken sind, wenn ein Eingeständnis einer Nicht-Lieferfähigkeit Vertragsstrafen bei den Krankenkassen nach sich ziehen kann (als Rabatt-Partner), ist denke ich offensichtlich.
bfarm.de - Einfach mal den Text VOR der Liste lesen - mit Grüßen an die Medienkompetenz.
aezteblatt.de (Ganz unten, Meldewege und Definitionen… Lieferengpass Meldewege)Und von wegen "everything Pharma ist engmaschig dokumentiert"…ich wünschte dem wäre so, aber es gibt Lücken groß genug für Flugzeugträger… z.B. musste letztens ein Hersteller sehr viele Präparate zurückrufen, weil er "vergessen" hatte seine Beipackzettel aktuell zu halten (die sind Bestandteil der Zulassung und liegen damit den Behörden vor…); Ich gehe davon aus, das könnte das gemeinte "Schmankerl" sein… (ist aber nicht so bedeutend wie im Leserbrief suggeriert…)
puren-pharma.de
apotheke-adhoc.de- Allgemeines Volumen Lieferengpässe:
deutsche-apotheker-zeitung.de:
"Jeder Fünfte Leser gab zwischen 100 und 124 an, jeder Zehnte mehr als 200"
Mal aus einer kleinen Landapotheke; Wir schwanken zwischen 120 und 200, ein Kollege in einer großen Stadt-Apotheke berichtet von 500.
Und wir sprechen nur von permanenten "Lager-Defekten - also Medikamente die man sofort(!) fürs Lager kaufen würde oder für einen Patienten der darauf wartet, wenn ein Großhändler oder irgendjemand da etwas hat, hat er sofort(!) Aufträge und das Lager ist wieder leer (nur mal als Beispiel; Ein Kollege lässt seine Software alle paar Minuten seine Defektlisten als "Akut-Bestellung, liefern wenn verfügbar - wenn nicht lieferbar, Bestellung vergessen" an seine Lieferanten rausballern… Sobald die Großhandels-Bestände abseits der Vor-Reservierungen bedient sind, ist er dabei )…
Die Masse der Medikamente in der Datenbank taucht aber auf den Lieferfähigkeits-Listen der Einzelnen gar nicht auf, weil eine Apotheke nicht alle Medikamente an Lager hat und dementsprechend nicht permanent alle Lieferfähigkeiten abfragt…- Umfang Psychopharmaka
a) Auf der Liste 2019 ist Venlafaxin Platz 1 (Antidepressivum)
b) Böses Beispiel 2020; Doxepin (Antidepressivum)
Ich möchte explizit nicht weitere Wirkstoffe nennen… es besteht durchaus Angst im Markt vor einem "Run" auf problematische Wirkstoffe, da die Verträge der Krankenversicherungen zu massiven Konzentrationen auf wenige Hersteller geführt haben - die anderen Hersteller können nicht mit einem Fingerschnippen einspringen und bei einem Run… "Flatten the Curve"…
Und der Paracetamol-Run (Ja, das "paar Euro teure", "einfach so kaufen", "jede Apotheke hat hunderte Packungen" Schmerzmittel) nach der Corona-Ibuprofen-Geschichte hat doch einige im Markt überrascht:
deutsche-apotheker-zeitung.de
apotheke-adhoc.de- Die Darstellung des Leserbriefs bezüglich der vertikalen Marktaufteilung im Generikamarkt ist sinnenstellend verkürzt.
Ja, es gibt Lohnhersteller die für Generikafirmen Arzneimittel produzieren. Ja, es gibt Generikafirmen, die identische Tabletten unter eigenem Label vertreiben - die gehören aber in aller Regel zu einem Konzern (1a Pharma, Hexal, Sandoz; Aliud Pharma, Stada; Ratiopharm, Abz Pharma, CT Pharma, Teva; …). Die sind natürlich dazu gezwungen die Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben und brauchen aus Portfolio-Gründen in mehreren Konzernteilen die gleichen Wirkstoffe "gebrandet". Die fallen dann aber in aller Regel alle gleichzeitig aus. Und nein - die melden den Lieferengpass nicht… sonst müssten sie ja Strafe zahlen.apotheke-adhoc.de
"So seien 2018 mehr als 5 Millionen Packungen der Wirkstoffkombination Tilidin und Naloxon abgegeben worden. Von denen seien 87 Prozent aus der Hand eines einzigen Konzerns gekommen,[…]"Ja, es gibt für manche Wirkstoffe mehrere Dutzend Hersteller… aber es gibt darunter auch "Limited" Töchter des gleichen Konzerns, so dass es teilweise das gleiche Medikament von einem Konzern sogar x-mal unter dem gleichen Namen in der Datenbank steht. Die machen eben für jede Krankenkasse ihre eigene Limited auf und melden eine unterschiedliche Artikel-Nummer - dadurch kann man Mengen deutlich "Vertrags-Bedarfs-gerechter"-steuern und falls doch mal eine Strafe anstehen sollte… es ist ne Wegwerf-Limited… (Ja, sowas sieht man nicht beim ersten einfachen Blick auf eine Liste… die ist ja weiterhin lang…)
Konzerne in Kombination mit diesen tollen Umgehungsstrukturen und Lohnhersteller, die für mehrere Konzerne arbeiten sorgen dann sehr, sehr schnell dafür, dass der Ausfall einer Fabrik auf der ganzen Welt spürbar ist. aerzteblatt.de
Trotz dieser "Listen-Vielfalt" ist auf dem Markt (typischerweise der Weg über den pharmazeutischen Großhandel) die Ware nicht zu kriegen und wenn man beim Hersteller direkt bestellen möchte, wird auf ein "ausgeschöpftes Kontingent in der ensprechenden Region", den angeblich vom Hersteller belieferten Großhandel ("Der muss Ware haben und wir liefern nicht direkt an Apotheken!") oder ähnliches verwiesen - aber eine Bestellung mit verbindlichem Liefertermin ist nicht platzierbar.
Corona;
Indien und China rufen Export-Verbote für Arzneimittel aus (der Markt wartet auf den Abriss des "Container-Stroms"…
apotheke-adhoc.deUnikliniken(!) in Deutschland fangen wieder an Eigen-Produktions-Kapazitäten(!!!) für Dinge die man früher "aus dem Regal" versorgt hat aufzubauen.
klinik-einkauf.de.Und nein, die Krankenkassen zahlen _nicht_ einfach so jedes x-beliebige Präparat oder sogar einen Import… das erzählen sie nur den Patienten immer wieder gerne.
Sowohl der verordnende Arzt als auch die abgebende Apotheke müssen dafür Dokumentations-Aufwand betreiben und tragen das wirtschaftliche Risiko dafür von der Krankenkasse in Regress genommen zu werden. Wenn ein rabattiertes Arzneimittel die Krankenkasse nur wenige Euro kostet, der Import aber (unter anderem auch durch die Zusatzkosten) dann hoch Zweistellig bis Dreistellig teuer wird und man mit eigenem Geld da steht, denkt man da sehr genau darüber nach (es bleibt ja auch nicht bei dem einen Patienten).
Da gibt es eigene Firmen für, die Fehler in der Dokumentation und dem Vorgehen suchen, um den Arzt (der die wirtschaftliche Verantwortung für seine Verordnung trägt) und die Apotheke (die gesetzlich verpflichtet ist, der Wirtschaftlichkeit der Krankenkassen hohe Priorität einzuräumen) für die Kosten des Arzneimittels heran zu ziehen.apotheke-adhoc.de
(Retaxation = Regress der Krankenkasse an die Apotheke; Hier bei den an den LAV eingereichten Retaxationen zu über 50% unbegründet, es gab auch schon deutlich höhere Anteile… diese Firmen sind Raubritter die einfach erstmal beim geringsten Anlass die Erstattung streichen und darauf wetten, dass man kein Einspruchs-Verfahren einleitet… der Patient kriegt von alldem in 99% der Fälle selbstverständlich nichts mit).Ich arbeite in einer wirklich kleinen Landapotheke und wir investieren viel Zeit und Geld um unsere Patienten gut und schnell versorgen zu können… nein die Apotheken "behaupten" nicht "gerne mal" das Medikament wäre zur Zeit nicht lieferbar - sie sind da nicht selbstbestimmt, sondern hängen so sehr an der Lieferfähigkeits-Nadel, dass die Lieferfähigkeit eines Lieferanten Haupt-Kriterium der Auswahl des Großhandels ist, vor Einkaufs-Vorteilen!).