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ob es Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten gibt, lässt sich in den entsprechenden behördlichen Datenbanken nachschauen. Everything Pharma ist äußerst engmaschig dokumentiert, also auch die Versorgungslage. Dass Hersteller da lügen halte ich für unwahrscheinlich, dass würde ggf. verdammt teuer. Außerdem gibt es da schöne Formulierungen/Abkürzungen, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern (s. unten, Links zu den Datenbanken dito).Und hier sind die Links vom Beipackzettel :-)Bei Psychopharmaka generell (geht's noch unspezifischer? ;D) habe ich da nichts gehört.
Aus dem Nähkästchen:
Wie solche Gerüchte (auch) entstehen, hier ein aktuelles Beispiel...
Es gibt seit einiger Zeit Lieferengpässe einzelner Präparate bestimmter Hersteller mit dem Wirkstoff Lamotrigin. (Ein Antiepileptikum, dass u.a. auch bei Bipolaren Störungen als Mood-Stabilizer eingesetzt wird). Da einige der 'betroffenen' 'Hersteller' gerade der Krankenkassen Liebling sind, behauptet eine Apotheke dann auch gerne mal, "das Medikament" sei z.Zt. "nicht lieferbar". Die Kassen machen aber auch entsprechend Druck, möglichst nur die von Ihnen angesagten Hersteller zu bedienen.Habe genau diesen Fall vor 1/4 Jahr nachgeschlagen (Lamotrigin, Klientin mit Epilepsie und Dauerrezept, Apotheke sagt "Lamotrigin Hexal? Gibt's nicht. Lieferengpass. Sorry." - Klientin in Panik, dankesehr).
Ergebnis der Datenbankabfragen -Nachbarländer ebenfalls nachgeschaut, danke EU, inkl. Übersetzung der Akronyme und dem, was sie zwischen den Zeilen erklären:
Zwei, bzw. drei, 'Hersteller' - die eigentlich eine Art 're-seller' sind (Produktion u Vertrieb komplett outsourced, selber nur Verwaltung, Licensing, Compliance, und Kohle scheffeln) haben Lieferengpässe gemeldet, die Meldungen wurden verlängert. Diese 'Hersteller' -daher die '' beziehen das physische Produkt vom gleichen Hersteller (ohne '').Da werden oft lediglich die Blister und Kartons anders bedruckt (Sagt mein ex-Schwager, der für einen der größten EU Hersteller, ohne '', arbeitet). Die konkreten Produktionsbetriebe sind dann wieder andere Firmen. Konkret kommen also schon mal die Pillen für ein halbes Dutzend Generika-Marken aus der selben Anlage (sic). Fällt diese Anlage jetzt mal aus, oder hat dem Betreiber die Konkurrenz vorbildlich kapitalistisch die Rohstoffversorgung weggekauft, dann melden Hexal, Ratiopharm, Aplha, usw. usf. schon mal, wie vorgeschrieben, bei BfArM u. EMA einen Lieferengpass an. Dass es neben den drei klammen Lieferanten noch zwei Dutzend (sic!) weitere Anbieter von Präparaten mit identischem Wirkstoff und Dosierung gibt... tja. Die Kassen (in D) zahlen da selbstverständlich trotzdem, im Extremfall sogar ein Importpräparat.
Schmankerl am Rande: an der Art der Meldungen (Meldekategorien), und deren zeitlichem Verlauf u.s.w., bei einem der drei 'Hersteller' (Krankenkasses Liebling) ist für den Insider ziemlich klar ersichtlich, dass die bei Umstellung einer EU-Richtlinie schlicht die Compliance verkackt haben. Bei der Quasi-Verlängerung der Zulassung erst gepennt, dann fristen versäumt und dann die falschen Formulare richtig, oder die richtigen falsch ausgefüllt. ;;D [Dass das ein ehemaliger Doktoranden-Kollege, der jetzt beim BfArM ist, das so bestätigt hat, kann ich hier weder leugnen, noch bejahen XD]. Schon klar, dass die so billig sind - die geben halt kein Geld für Kompetenz aus, sondern lieber für Werbung und Lobbyhuren.
lieferengpass.bfarm.de (ohne Impfstoffe)
www.bfarm.de (Erläuerung, FAQ, rechtl. Grundlagen, Links).
www.ema.europa.eu (EU-weite DB, im Aufbau, m. Links zu allen verfügbaren nationalen DBn).
Ich erwische mich regelmäßig bei der Hoffnung, dass in anderen Branchen weniger gepfuscht wird als in der eigenen. Eigentlich faszinierend, das ich da immer noch Gefühle der Enttäuschung entwickeln kann.