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Die Chinesen kloppen ja mit atemberaubender Geschwindigkeit Infrastruktur aus dem Boden, und bauen dann auch das U-Bahn-Netz aus. Ich hatte mich gefragt, wie die das machen, nachträglich U-Bahn zu bauen. Ein Local hat mir das so erklärt, dass man hier kein Grundstück besitzen kann, nur pachten. Die Verträge sind dann über viele Jahre, aber die Regierung kann einen halt für den Bau einer U-Bahn rausschmeißen. Man wird dann wohl großzügig entschädigt (wir reden hier von Summen, mit denen man sich dann vorzeitig in den Ruhestand begeben könnte).
Autos sind vergleichsweise billig hier, aber man braucht eine Lizenz dafür, für die man u.a. nachweisen muss, dass man einen Parkplatz dafür hat, und die an das Auto gebunden ist (d.h. wenn man ein neues Auto kauft, nach einem Unfall oder so, braucht man auch eine neue Lizenz). Und diese Lizenz kostet grob genau so viel wie das Auto. Entsprechend beliebt sind Elektroroller und der öffentliche Nahverkehr, der gut ausgebaut aussieht. Morgen komme ich zum ersten Mal dazu, tatsächlich mit der U-Bahn zu fahren. Die haben hier wie in den USA ein Schranken-System, nicht wie bei uns Kontrolleure.
Wir haben gegenüber des Hotels eine Mall, und links neben dem Hotel ist auch ein fünfstöckiges Einkaufszentrum. Das ist dann aber nicht wie bei uns ein großes Karstadt oder so, sondern fünf Stockwerke voll mit kleinen Läden, und dazwischen auch mal größere Läden (das sind dann meistens ausländische Ketten). Gegenüber die Mall hat bloß 2 Stockwerke, und die bestehen hauptsächlich aus Kleidungsläden und Restaurants (übrigens alleine dort zwei Pizzaläden; Pizza scheint hier sehr populär zu sein). Und dann gibt es noch eine Art Fußgängerzone-Tiefgeschoss bis zum U-Bahn-Eingang. Heute gehen wir da nochmal näher gucken und es stellt sich raus, dass es da auch nochmal auf beiden Seiten reingeht mit nochmal doppelt so viel Läden wie oberirdisch. Und die sind wieder zu 75% Restaurants oder verkaufen Snacks oder Tee oder so. Und alle davon gut gefüllt.
Es ist echt faszinierend, wie viele Restaurants die hier auf einem Platz haben und dass die alle zu laufen scheinen. Eine faszinierende Wirtschaft haben die hier.
Uns fiel auch auf, dass niemand irgendwie unglücklich oder gestresst aussah. Das finde ich ja schon in den USA immer bemerkenswert, aber die haben das ja mit Prozac und anderen Betäubungsmitteln gelöst. Hier scheint das eher kulturell zu sein.
Was sich als überraschend schwierig herausgestellt hat, ist spezielle Kleinelektronik zu kaufen. Ich wollte hier mal einen SATA-nach-USB-Adapter kaufen. Kriegt man in Deutschland bei Amazon für 20€ oder so. Hier gibt es zwar Elektronik-Verkäufer, aber bisher nur so Boutique-Shops. In der Mall ist z.B. ein Huawei-Laden, der verkauft halt Telefone. Dann ein Microsoft-Laden, der verkauft Surface-Geräte. Der Laden ist dann jeweils so 30qm oder so groß, höchstens. Daneben ein Sony-Laden, der verkaufte Fernseher. Und dann gibt es so Handybedarf, Schutzhüllen und so. Aber einen großen Sortimenter für PC-Teile habe ich noch nicht gefunden. Ich dachte mir dann: amazon.cn? Gibt es tatsächlich, lässt sich auch auf Englisch schalten, aber die Teile werden dann aus USA oder Europa geliefert (!?!?) und müssen durch den Zoll und wären frühestens Freitag nächste Woche da. Das ist mir ja völlig schleierhaft, wie Amazon ihre Zulieferkette für China so verkacken konnte. Es überraschte mich dann auch nicht weiter, dass Amazon gerade angekündigt hat, die chinesische Onlinepräsenz zuzumachen.
Die Navigation in der Stadt ist ein bisschen schwierig. Google ist ja geblockt, Yandex hat offensichtlich gar keine Daten über die örtlichen Geschäfte, und Bing kann zwar suchen, wenn ich den Namen kenne, aber wenn ich beispielsweise nach Electronics suche, findet der halt nichts.
Was mich auch überrascht hat: Wie sehr die Chinesen davon genervt sind, dass es hier so viele Menschen gibt. Ich nahm an, die sind so groß geworden und kennen es nicht anders. Aber als wir fragten, was wir uns am Wochenende am besten angucken sollen, kam geradezu theatralisches Augenrollen und Hach! und Luftzuwedeln, die Innenstadt am Wochenende? Das könne man vergessen, das ist furchtbar voll und man sieht nichts, weil immer Leute vor einem stehen. :-)
In einem Gespräch hat mich auch noch recht kalt erwischt, dass jemand meinte, er sei dann wohl demnächst arbeitslos, weil schon über dreißig und so, wer braucht in der Tech-Branche schon so alte Menschen. Es gibt da anscheinend so viel Nachschub von den Unis, dass Firmen ältere Mitarbeiter turnusmäßig rausschmeißen können, wenn sie wollen. Ich hab also mal ein bisschen auf das Alter geachtet (das bei Asiaten einzuschätzen fällt mir sehr schwer) und ... Mitarbeiter über 40 sieht man in der Tat kaum. Hmmmmmmm.