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auch, wenn ich die Sichtweise "Apokalypse" für Bahn-Fremde vollkommen nachvollziehen kann, möchte ich Dir ein paar Punkte nennen, warum gewisse Stellwerks-Updates nicht ohne derartige Sperrungen umsetzbar sind.Zuerst muss man das System der Stellwerks-Verbünde kennen. Die Stellwerke im Eisenbahn-Sektor arbeiten erst einmal für ihren Zuständigkeitsbereich autark und in sich sicher. Die entsprechende Software der Stellwerke wird mindestens nach SIL3 zertifiziert. Im Prinzip arbeiten hier immer mindestens 3 Rechner die gleichen Eingangs-Informationen (z.B. Zugpositionen, Befehle) ab und müssen alle 3 zum gleichen Ergebnis kommen. Erst dann werden Aktoren (z.B. Weichen, Signale) geschaltet und Züge dürfen fahren.
So weit ist das alles noch innerhalb eines Stellwerkes bei Updates in den Griff zu bekommen. Auch hier sind, mindestens kurzzeitige Ausfälle, zu erwarten: Denn alle 3 Redundanzsysteme gleichzeitig zu aktualisieren, ist fast unmöglich.
Aufwändiger wird es jedoch in Fällen wie der aktuellen Integration eines neuen Stellwerkes (hier sogar: zwischen zwei Stellwerken). Denn die Stellwerke tauschen untereinander Informationen über Zustände aus. Einfach gesagt: Wo sind Züge und sollen nun von einem Stellwerk zum anderen übergeben werden. Hierfür sind gewisse, definierte Schnittstellen zwischen den Stellwerken festgelegt.
Wird nun ein Stellwerk "eingefügt" und gleichzeitig ein Software-Update durchgeführt, so müssen die Rechner auf den bereits vorhandenen stellwerkenaktualisiert werden und die Schnittstellen zwischen den Stellwerken angepasst und - und das ist das aufwändigste daran - auch vollumfänglich geprüft werden.
Natürlich wird so etwas vor der Integration in Simulationsumgebungen geprüft. Hier werden alle Tests, welche für die Gewährleistung eines sicheren Eisenbahnbetriebes erforderlich sind, durch vom Eisenbahn-Bundesamt anerkannte Gutachter durchgeführt. Aber mindestens ein Teil dieser Tests muss im Zuge der Integration in das Live-System, wieder unter der Aufsicht durch anerkannte Gutachter, wiederholt werden.
Und dies alles benötigt Zeit. Und das es ab und an zu Verzögerungen kommt ist bei noch so guter Planung immer möglich und vor allem Menschlich!
Derartige Maßnahmen werden daher auch von langer Hand geplant. Die Vorlaufzeit für solche Vorhaben beträgt teilweise über ein Jahr - zum Beispiel dafür, das entsprechende Streckensperrungen von Vorneherein in den Fahrplan eingearbeitet werden können. Achtet einmal darauf: In den Fahrplan-Aushängen am Bahnhof findet man des öfteren den Hinweis: "Fährt nicht am ...." - dies sind dann oft im Fahrplan berücksichtige Baumaßnahmen.
Ich bin gerne dazu bereit, auch als absoluter Bahn-Fan schlechte Dinge an unserer Bahn mit zu kritisieren. Diesen Fall (Gateway Garden) zu kritisieren, ist aus meiner Sicht aber ungerechtfertigt.