Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Wieso nutzen Firmen das eigentlich nicht aus? Firmen geben ein Heidengeld aus, um Mitarbeiter an sich zu binden, damit die nicht nach der Ausbildung woanders hin gehen. Aber bei Software tolerieren die Kreativität- und Lebensfreude-vernichtende Krückenlösungen. Schlechte Stühle, schlechte Tische, Großraumbüros, das hatte ich ja schon in meinem Antipatterns-Vortrag. Aber erweitert das mal auf Software und bürokratische Prozesse. Stellt euch mal vor, in einer Firma funktionieren die Prozesse von alleine, völlig stressfrei. Du brauchst irgendwas? Die Dokumentation ist verfügbar und auffindbar, das Formular fragt dich nicht nach Dingen, die die Firma eh schon über dich weiß, du musst nicht Internet Explorer 8 benutzen, damit die Seite funktioniert, sowas.
Das erstreckt sich auch auf ganz praktische Aspekte bei der Softwareentwicklung.
Normalerweise, wenn ich zum Kunden gehe, vergeht der erste Tag damit, dass die ihre Bürokratie auf die Reihe kriegen. Und das ist der gute Fall, nachdem die schon in Vorarbeit gegangen sind. Das ist nur noch sowas wie Badges abholen, Account aktivieren, Netzwerkzugang kriegen, Zugang zum Quellcode, etc. Aber ich habe einmal erlebt, bei VMware, dass dieser ganze Kram schon fertig war, bzw. "mal eben schnell geklickt wurde" in dem Meeting am Anfang. So ala "Was brauchen wir? Einen Server mit dem Quellcode? Braucht ihr den auf einer festen IP? Wollt ihr Windows mit Visual Studio? Eclipse? Linux? Alles einmal?" und während wir die Frage beantworteten, klickten die da kurz zusammen, Instanzen fuhren irgendwo hoch, und fertig war die Laube.
Na gut, denkt ihr euch jetzt vielleicht, das ist ja auch deren Kerngeschäft. VMs hochfahren. Ja und nein. Ich habe schon Datenbankhersteller erlebt, wo es mehrere Tage dauerte, bis ein Account im System war, und dann nach Abholen des Badges dauerte es nochmal einen Tag, bis das Aktiv-Flag sich durchs System repliziert hatte und man sich auch einloggen konnte. Und das ist noch nicht einer der schlimmsten Fälle. In den meisten Firmen da draußen ist die Infrastruktur in bemitleidenswertem Zustand, und die Leute arrangieren sich einfach damit.
Ich frage mich gerade, ob man das nicht ändern könnte, wenn man da bloß aus einer anderen Perspektive draufguckt. Wenn man das als Maßnahme zur Mitarbeiterbindung sieht. Denn wer einmal in einer Firma war, wo so Lebensqualitätsvernichtungsscheiß nicht mehr vorkommt, der geht doch nie wieder woanders hin! Was meint ihr?