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Will ich damit sagen, dass das alles nicht so schlimm ist, dass das verjährt ist, dass man mal Fünfe gerade sein lassen soll?
Nein.
Ich beschreibe damit, dass die Vorwürfe schneller kommen, als man auch nur einen davon abarbeiten kann. Dass so viele Leute gerade mit Fingern aufeinander zeigen, dass man den Überblick verliert.
Ich persönlich habe keine Vergleichsdaten, um beurteilen zu können, ob an diesen Vorwürfen was dran ist oder nicht. Ich würde das erstmal für glaubwürdig halten, aber bis wir beide Seiten der jeweiligen Story gehört haben, sollten wir von Verurteilungen absehen.
Habe ich Mitleid mit Grapschern und Möchtegern-Vergewaltigern, denen das jetzt die Karriere kaputtmacht? Nein. Karma is a bitch.
Aber man muss eben auch sehen, dass hier gerade ein Klima der "den schieß ich jetzt auch noch ab, die Gelegenheit ist günstig" entsteht. Das ist für alle Beteiligten sehr gefährlich.
Der eigentliche Skandal ist für mich an der ganzen Geschichte nicht mal, dass es anscheinend so viele Fälle von sexuellen Übergriffen gab, sondern dass es so ein "wir machen sie fertig"-Mistgabelmob-Klima braucht, damit die Opfer mal Anklage erheben, und damit ihnen jemand zuhört. Besonders krass ist, dass es da einen Dokumentarfilm drüber gab, der voll gefloppt ist. Kein Verleih wollte den ins Programm nehmen. Der ist von 2014. Alle, die den gesehen haben, fanden ihn richtig und wichtig. Damit er nicht ganz verloren geht, haben ihn die Filmemacher bei Vimeo hochgeladen. Das finde ich noch gruseliger als die Übergriffe. Dass unser Strafrechtssystem auf ganzer Linie versagt hat und sowas nicht verhindern konnte.
Und ich stelle mir natürlich die Frage, ob das in der deutschen Unterhaltungsindustrie auch so zugeht wie in den USA.