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Dazu gibt es jetzt neue Erkenntnisse aus alten Akten. Wenn man da nämlich mal einen Kernphysiker draufgucken lässt statt nur Historiker, dann fallen dem ein paar subtilere Details auf, die die Deutung verändern.
Sein Fazit: Der Uranverein kannte bis zum Kriegsende das Prinzip der Bombe nicht, sie haben nur an Reaktoren geforscht und nahmen fälschlicherweise an, dass das schon im Großen und Ganzen das gleiche Prinzip sei.
Die Farm-Hall-Protokolle untermauern das Ergebnis der Analyse der Dokumente: Den Mitgliedern des Uranvereins war die Funktionsweise einer nuklearen Explosion fremd. Heisenbergs Anfängerfehler belegen, dass er sie noch nie durchgerechnet hatte. Sein Seminarvortrag wiederum zeigt, dass ihm eine Woche genügte, um ein Grundverständnis der Physik der Bombe zu erlangen. Das ist der Gegenbeweis sowohl zu Roses Behauptung, er sei dazu nicht fähig gewesen, wie auch zu Powers Theorie, er habe es schon früher gewusst. Nach dieser Feststellung drängt sich allerdings der Umkehrschluss auf, den keiner der Historiker gezogen hat: Offenbar hat Heisenberg während des Kriegs nicht einmal eine Woche lang ernsthaft über die Physik der Bombe nachgedacht.Und das ist ja schon faszinierend. Wie konnte das sein? Der Artikel postuliert, dass man bei der Erforschung von physikalischem Neuland erst in verschiedene Richtungen forscht und sich dann auf vielversprechendere Optionen fokussiert, aber beim Uranverein faserte das im Gegenteil eher weiter auf. Jedes Grüppchen forschte an ihrem eigenen Kram herum. Der Artikel folgert daraus:
Dieses Projekt war nicht ernsthaft erfolgsorientiert. Viele Wissenschaftler fürchteten, dass sie im Fall der Einstellung ihres Vorhabens nicht zu einem anderen wechseln, sondern an die Front beordert würden.