Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
In Alternativlos 35 redet ihr über die Strategie des Ausgrenzens. Ich teile einen Großteil Eurer Ansichten, möchte das aber um eine Punkt erweitern.Das ist in der Tat eine rückblickend so offensichtliche Parallele, zwischen dem Umgang mit Straftätern und Rechtsextremen, dass ich mich ärgere, dem nicht in der Sendung noch mehr Raum gegeben zu haben. Danke an Daniel für den Kommentar!Ich habe vor Jahren in einem Job mit einem Sozialarbeiter zusammengearbeitet, der auch für die Jungendgerichtshilfe gearbeitet hat. Seine These war, jeder Mensch begeht im seinem Leben mindestens ein Verbrechen, für das er in den Knast gehen könnte (sicherlich überspitzt ausgedrückt). Ob er einfährt oder nicht hängt einzig davon ab, ob er erwischt wird (offensichtlich) und vor allem, wie mit ihm umgegangen wird, wenn er erwischt wird.
Der Umgang hängt seiner Erfahrung nach sehr stark vom sozialen Status ab (auch das sicher nichts neues). Sozial schwache bekommen eine wesentlich schlechtere Prognose als Personen aus der Mittel- und Oberschicht.
Seiner These nach macht eine Verurteilung alles in der Regel noch schlimmer. Erst dann kommen viele Täter mit den "harten" Jungs in Berührung und auf die schiefe Bahn. Die Kurve bekommen meist die Täter, die sozial von einer Frau/einem Freund eingebunden werden oder Kinder bekommen oder ähnliches.
Warum erzähle ich das, ist ja ein alter Hut.
Schön damals (vor ca. 12 Jahren) beobachtete der Sozialarbeiter eine wesentliche Verschlimmerung der Strafen. Wurden Jahrzehnte lang kleine Diebstähle, die viele Jungendliche begehen mit einer Verwarnung des Bestohlenen und vielleicht einer Sanktionieren durch das Elternhaus (gut, das muss nicht immer Lustig sein) geahndet, werden nun immer mehr auch Kleinstdelikte zur Anzeige gebracht. Damit werden die Täter sozial geächtet und ausgegrenzt. Die Chancen dieser Täter auf ein gesellschaftlich akzeptiertes Leben sinken damit stark.
Als ich Euren Podcast hörte, erinnerte mich dieses Vorgehen der Justiz und Gesellschaft stark an das Ausgrenzen, das ihr im Podcast thematisiert. Lösen tut dieses Vorgehen die Probleme nicht, es verschärft sie in der Regel. Aber man hat ja was getan!