Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
wir haben hier zur Kenntnis genommen, dass Du moralische Bedenken hast bei dem, was wir so machen.Sie haben mir noch eine Mail der Kanzlei angehängt, aber die publiziere ich hier nicht, weil das ja auch eine Art von Doxxen wäre.Keine Sorge, die haben wir auch. Aus dem Grund haben wir die Veröffentlichungen von Rechercheergebnissen unserer Nutzer zu den im Blog genannten Personen auch wieder eingestellt. Uns ist aufgefallen, dass der Fokus ziemlich von unserem Projekt abdriftet, wenn wir uns zu sehr darauf einschießen, eine Hexenjagd auf Arbeitgeber zu veranstalten. Wir vermerken weiterhin den Arbeitgeber am Posting, wenn er im Profil des Users öffentlich ersichtlich ist, aber keine Rechercheergebnisse von unseren Lesern, die über x Umwege den Arbeitgeber erfahren haben. Das ist für uns ein Mittelweg mit dem wir leben können.
Zu den Falschmeldungen: Es gab mittlerweile tatsächlich Fälle, in denen danebengeschossen wurde. Das war z,.B. der Fall bei einer Arztpraxis, die von einem neuen Betreiber übernommen wurde und bei dem die Verfasserin des Hasspostings entgegen der Angaben in ihrem Profil gar nicht mehr beschäftigt war. Wir vermerken sowas dann, können aber im Zweifel die Veröffentlichung im Internet nicht wieder "einfangen".
Grundsätzlich sind Arbeitgeber aber sehr interessiert an unserem Blog. Wir hatten so bereits mehrere Anfragen größerer Konzerne, ob wir über eine Datenbasis verfügen, mit der wir automatisch deren Mitarbeiter abgleichen könnten. Haben wir abgelehnt, war uns zu heftig, zu bedenklich.
In Kontakt stehen wir auch z.B. mit einem großen Autobauer, dessen Konzernsicherheit uns darum gebeten hat, bei Auffälligkeiten eben einen Hinweis zu geben. Unternehmen scheinen also sehr wohl interessiert daran, keine Nazis bei sich zu beschäftigen.
Um zum eigentlichen Anlass dieser Mail zu kommen:
Mittlerweile finden sich Leute zusammen, die Facebook ans Leder wollen. Konkret versucht zur Zeit ein Anwalt, Facebook zur Löschung zu bewegen und bei Nichtreaktion Facebook entsprechend rechtlich zu belangen. Interessanter Ansatz und sicherlich ein Riesenerfolg für die PR der Kanzlei. Wir machen da allerdings trotz mehrerer Anfragen nicht mit.
Ich freue mich sehr, dass denen klar ist, in was für Fahrwassern sie sich bewegen, und dass sie da offensichtlich nicht nur zu reflektieren bereit sind, sondern sie erkennen auch, wenn sie Fehler machen, und korrigieren dann. Vielleicht kommen wir so am Ende doch zu einer für alle akzeptablen Lösung.
Ich habe ja mal Usenet-Postings archiviert auf meiner Webseite, vor vielen vielen Jahren. Nicht völlig willkürlich, sondern eine Art Best Of der dämlichsten Postings. Mit Ansage, übrigens. Wenn ihr hier Kram postet, dann müsst ihr damit rechnen, dass euch das in zehn Jahren eure Aussichten auf einen Job kaputtmacht. Es gab damals schon Dejanews, später hat Google deren Archiv gekauft und weiterbetrieben. Die Postings waren also eh schon alle archiviert. Und es handelte sich um Usenet-Postings, also öffentliche Äußerungen. Ich hatte daher wenig Unrechtsbewusstsein.
Jahre später (so 10 Jahre oder so) kam dann ein Typ an und kriegte wirklich keinen Job, weil die Personalabteilungen seinen Namen googelten und mein Archiv fanden, wo der sich mit Anlauf und wiederholt zur Kartoffel gemacht hatte. Und der flehte mich an, das wegzumachen. Ich habe dann mein ganzes Archiv weggemacht, also auch die Postings anderer Leute. Ich bin habe das aber bis heute noch nicht abschließend mit mir geklärt, ob das die richtige Entscheidung war oder nicht. Auf der einen Seite ist das ja das einzige Korrektiv, das man in Medien wie dem Usenet hat. Die Drohung, dass die Leute ihr Verhalten später bereuen könnten. Auf der anderen Seite weiß man ja im Usenet auch nicht, wer einem gegenüber sitzt. Ist das jetzt ein renitenter alter Sack, an Großrechnern sozialisiert, elitär bis zum Anschlag, ein Triebtäter, der sich im Recht wähnt? Oder ein pubertierender Jugendlicher in der Auflehnphase, der mit seinen Hormonen und Gefühlen gerade so überfordert ist, dass er aus Trotz Scheiße macht, obwohl ihm tief im Innern klar ist, dass er gerade Scheiße macht? Muss man da im Zweifelsfall für den Angeklagten entscheiden und die halt alle machen lassen und das aushalten? Ist keine einfache Frage.
Und spielt es in der materiellen Betrachtung der Frage eine Rolle, wenn ich so ein Archiv betreibe, ob die Arbeitgeber das von sich aus finden, oder ob ich denjenigen bei seinem Arbeitgeber anschwärze? Eigentlich nicht, oder?
Was ich sagen will: Das ist keine einfache Frage, und man darf sich das nicht zu einfach machen. Ich bin mir auch nicht 100% sicher, ob ich nicht vielleicht nur deswegen gegen diesen Tumblr war, weil ich innerlich nach Konsistenz mit meiner vorherigen Entscheidung strebe, mein Usenet-Archiv zu löschen.