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So sehr ich mich freue, wenn jemand der Politik den Geldhahn zudreht, und insbesondere den fiesen Rechten, so sehr frage ich mich, wo das hinführen soll? Werden dann als nächstes die Konten von Antisemiten zugemacht? Oder wie wäre es mit Kinderschändern? Oder mit Vergewaltigern! Je abartiger der Vorwurf, desto weniger Nachweis scheint nötig, und desto weniger, so fürchte ich, werden Banken auf Beweisen bestehen, bevor sie Konten zumachen. Was ist mit Homophobie? Reicht das dann auch? Transphobie? Was ist mit Leuten, die mit jemandem zusammengearbeitet haben, gegen den entsprechende Vorwürfe bestehen?
Ich fühle mich bei sowas an die Zustände in den USA erinnert, wo es in diversen Bundesländern und Kommunen Regelungen gibt, dass Sexualstraftäter sich nicht näher als 300 Meter oder sowas an Schulen und Wohnstätten von Kindern annähern dürfen. Sexualstraftäter ist man übrigens auch, wenn man nachts besoffen beim an den Baum pinkeln erwischt wird. Und die Leute müssen dann irgendwo abseits der Gesellschaft auf Campingplätzen hausen und sich ihre Lebensmittel liefern lassen, weil sie sonst gegen die Regeln verstoßen würden, denn das Netz an Spielplätzen, Schulen und Kindergärten und so weiter ist dichter als man denken würde.
Aus meiner Sicht hat solche Ausgrenzung noch nie bei irgendwas geholfen, im Gegenteil ist das der Grund, wieso die Nazis so in ihre Parallelwelten abgedriftet sind, und wieso man argumentativ an die nicht mehr rankommt. Wenn man Leute lange genug abkanzelt und wegdrückt, dann kriegt man nicht nur keine Resozialisierung mehr hin, man verliert auch jeden Überblick darüber, wie viele es davon gibt, wie radikal die sind, und man kennt auch die potentiellen Nachwuchs nicht und kann ihn gezielt gegen menschenverachtendes Gedankengut immunisieren. Eines der stärksten Druckmittel für gutes Benehmen ist "wenn du dazugehören willst, dann musst du dich soundso verhalten". Das gibt man auch aus der Hand, wenn man den Leuten sagt, dass sie nicht dazugehören dürfen, weil sie Nazis sind.
Ich halte das alles für sehr gefährlich und finde, dass sich der Umgang der Deutschen mit den Nazis mal normalisieren muss. Mit Leugnen des Problems kommen wir nicht weiter, und ausgrenzen führt zuverlässig zu den ganzen "großen Überraschungen" in Hoyerswerda, Heidenau und co. Ich befürchte auch, dass man durch Verbote die Sache nur attraktiver macht. Mein Problem ist nicht mit dem Logo sondern mit dem, der das Logo überzeugt herumträgt.
Wahrscheinlich ist meine Vorstellung naiv, dass man Hardcore-Nazis umstimmen kann. Aber so wie wir es jetzt machen funktioniert es ja offensichtlich auch nicht.
Update: Devisenstellen waren das Instrument der Nazis, um den Juden ihr Geld abzunehmen. Konten durften sie aber immer noch haben. Nur nicht mehr beliebig abheben.