Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Überlegt euch mal, was das als Strategie heißt. Der Mann hat ja vor der Wahl einmal alle Positionen vertreten, bei kontroversen Themen jeweils beide Seiten. Und dann redet er nicht mehr mit der Presse. Er hat sich nicht nochmal die Zeit genommen, definitiv zu sagen, was er jetzt wozu genau wie meinte. Daher halte ich das nicht für eine Panikreaktion auf "oje, die Presse zerpflückt uns mit ihrem Fact Checking, wir dürfen denen keine Munition mehr geben", sondern für eine Strategie. Und, mit Verlaub, es ist eine brillante Strategie. Die Wähler haben so einen Monat Zeit, um die ganzen Romney-Details aus dem Kurzzeitgedächtnis rauszuschieben. Und weil Romney jede Position vertreten hat, erinnert sich dann jeder nur noch an die Teile, an die er sich erinnern wollte. Bei überzeugten Republicans sind das die Sachen, die in ihre Richtung gehen. Bei überzeugten Democrats sind das die Sachen, bei den Romney massiv verkackt hat. Die anderen werden sich an das erinnern, was sie positiv fanden. Rückblickend erinnert man sich ja meistens eher an die schöneren Details von einem Urlaub und so.
Wir sollten da alle mal in Ruhe drüber nachdenken, was das für den politischen Prozess an sich heißt, wenn ein Kandidat so eine Strategie fährt. Das ist der vollständige Abschied von Inhalten und der nächste Schritt nach Fokusgruppen. Da werden nur noch technische Prozesse im Hirn der Wähler ausgenutzt. Und weil er ja wirklich alle Positionen einmal vertreten hat, kann man auch nichts inhaltlich widerlegen, weil alles davon keine Aussagekraft hat.
Oh und weil das Hirn so funktioniert, fällt uns auch gar nicht auf, wie viele Details wir gar nicht wissen, die reimen wir uns dann halt zusammen, weil das eh alles Langzeitgedächtnis ist und so der Mechanismus funktioniert, wenn wir uns an ein Detail nicht erinnern können. Dann ist egal, ob wir das vergessen haben oder noch nie wussten. Das führt dann zu brillanten Szenen wie in diesem großartigen Youtube-Video als der eine Typ meint "He's got some plans…". Der Interviewer wollte wissen, wie Romney denn konkret die Probleme lösen wird. Und bis dahin war dem Typ gar nicht aufgefallen, dass er das nicht weiß.