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Insgesamt scheint das ein gutes Beispiel dafür zu sein, wieso Release Management wichtig ist. Das war gar nicht so, dass die Software völlig kaputt war, sondern die war im Testmodus konfiguriert, wo sie zum Simulieren eines Marktes immer am oberen Ende des Spreads Käufe in den Markt getreten hat, und am unteren Ende Verkäufe. Erfahrene Beobachter werden an der Stelle merken, dass man normalerweise billig kauft und teuer verkauft, nicht anders herum, sonst macht man Verlust statt Profit, und so war es dann auch. Innerhalb von 45 Minuten hat die Software 440 Millionen Dollar verpufft. Das klingt barbarisch viel, aber noch nicht so schlimm wie die anderen Milliardenverluste, von denen wir in letzter Zeit so gehört haben, z.B. der Jerome Kerviel, falls sich noch jemand an den erinnert, der fast fünf Milliarden verbrannt hat. Aber das war Lebensleistung, in diesem Fall war das innerhalb von 45 Minuten. Wenn man dieser Software so viel Zeit gelassen hätte wie den Menschen, dann wäre das noch mal eine ganz andere Kategorie geworden. Das ist schon die Kernschmelze, was hier passiert ist.
Bei der Gelegenheit stellen sich natürlich diverse Fragen. Erstens: wie konnte das durch die Qualitätssicherung? Wieso hat das nicht sofort jemand gemerkt? Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber wenn ich ne neue Softwareversion einspiele, dann beobachte ich die erstmal ein paar Minuten, um zu gucken, ob was offensichtliches kaputt ist. Das dauert doch keine 45 Minuten, bis ich merke, dass meine Tradingsoftware nur Verlust einfährt!?
Und dann die Größenordnung. Die Berichte gehen auseinander, aber von 70% bis 100% der Marktkapitalisierung von Knight Capital hab ich gehört. Hallo? Bei so einem Laden fällt erst auf, dass gerade was schief läuft, wenn schon 50% des Kapitals weg sind!?!?
Dann: die Börsen haben Testsysteme zum Testen. Solche Software würde man an einem Testsystem testen, nicht am Livesystem. Kann sein, dass sie das gemacht und dann die Test-Config-Dateien mitkopiert haben. Oder sie haben es direkt am Livesystem getestet. Beide Optionen lassen tief blicken.
Kurz gesagt: wenn die auf dem Niveau arbeiten an den Kapitalmärkten, dann wundert mich gar nichts mehr. So eine Schlamperei würde man vielleicht von der Polizei oder der Bundeswehr erwarten, aber doch nicht vom freien Markt?! Private Betriebe sind doch so viel effizienter als Staatsmanagement!1!!