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Aber natürlich ist es auch Ziel, mal die Klagewelle der Verwertungsindustrie abzuwenden, indem man mal einem Richter sachverständig erklärt, wie eigentlich so ein Tracker funktioniert. (NB: als Sachverständige, nicht als Beklagte) Ich will das hier mal stellvertretend versuchen, für das Verständnis unlauter abkürzend, aber nicht sinnentstellend.
Ein Tracker verteilt keine Dateien. Nehmen wir mal an, ihr wollt euch den Fnord-Jahresrückblick 2010 per Bittorrent runterladen. Das Torrent-File beinhaltet folgendes:
Ihr habt euch also die Torrent-Datei gezogen, und mit der geht euer Torrent-Client jetzt der Reihe nach zu den Trackern, die in der Datei drinstehen, und sagt denen: hallo, ich bin ein Torrent-Client, ich habe Interesse an dem Torrent mit diesem Hashwert hier (der, der in der Torrent-Datei drinsteht), und ich habe von den Nutzdaten schon folgende Blöcke hier.
Der Tracker hat jetzt eine Liste oder auch Datenbank von allen Hashes, nach denen er schon gefragt wurde, und trägt als erstes bei dem angefragten Hash die IP-Adresse des Anfragenden ein. Dann gibt er dem Client eine Teil-Liste von IPs zu dem Hash. Nicht alle IPS, sondern nur ein paar. Und man kann auch nicht einfach mehrfach fragen und kriegt dann alle oder auch nur andere IPs. Da muss man warten, bis der Tracker andere IPs rausrückt.
Mit diesen IPs geht der Client jetzt herum und fragt jeden davon, welche Blöcke er hat. Dann fängt er an, von den Clients hinter den IPs die Blöcke zu downloaden, die noch am wenigsten verbreitet sind.
Die beachtenswerten Punkte hierbei sind: der Tracker weiß gar nicht, was er da trackt. Alles, was er hat, ist ein Hashwert. Der sieht, wenn man ihn in Form einer Magnet-URL schreibt, so aus:
magnet:?xt=urn:btih:3CJATDQBXFUEQCXVXZHUUNALQK5GXCTQNehmen wir jetzt mal an, du bist ein Tracker. Und jemand kommt zu dir und fragt nach den IPs zu obigem Hash. Nicht nur bist du kein Raubkopierer, du kannst nicht mal wissen, ob es sich bei den Nutzdaten, die diesen Hash ergeben haben, um eine Raubkopie handelt oder nicht. Du kannst nicht mal wissen, ob es überhaupt Nutzdaten gibt, die diesen Hash ergeben, denn ein Troll kann natürlich einfach nach einer beliebigen Zahlenkombination fragen, zu der es am Ende gar keinen Torrent gibt.
Wenn die Content-Industrie sich also hinstellt, und dem Trackerbetreiber Beihilfe unterstellt, dann hat das von den Fakten her keinerlei Basis in der Realität. Es gibt nichts, was ein Trackerbetreiber tun könnte, um zu einem gegebenen Torrent herauszufinden, um was für Inhalte es sich handelt. Er könnte natürlich loslaufen und Suchmaschinen nach dem Hash befragen. Aber selbst dann hat er ja nur den Dateinamen und Hashes, d.h. er muss die Nutzdaten erst einmal selber runterladen, um prüfen zu können, ob es sich um eine Raubkopie handelt. Es ist also überhaupt nicht möglich für einen Trackerbetreiber, das Tracken von Raubkopien zu verhindern. Selbst wenn der Trackerbetreiber nur Hashes seiner eigenen Dateien zulässt, dann kann es theoretisch immer noch Raubkopien geben, die denselben Hashwert ergeben. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering, aber ausgeschlossen ist das nicht.
Nun könnte man sich vorstellen, dass die Verwertungsgesellschaften eine Liste von "verbotenen" Hashes publiziert. Und die geben sie dem Trackerbetreiber, und der blockiert die dann. Was passiert, wenn man sowas zulässt, sieht man gerade schön auf Youtube, wo regelmäßig Creative Commons-Musik runterfliegt, weil irgendeine Verwertungsgesellschaft einen "bedauerlichen Fehler" begangen hat.
Aus Sicht des CCC ist ein Tracker eine Art schwarzes Brett im Internet, auf dem IP-Nummern und Zahlenreihen draufstehen. Wir haben den Content gar nicht, um den es da geht, und daher kann man von uns nicht verlangen, dass wir da groß prüfen.
Der CCC findet, dass der Betrieb eines offenen Trackers legal ist, auch wenn Gerichte in der Vergangenheit gerne mal (in vermuteter Unkenntnis der Technik) anders entschieden haben.
Nun ist das natürlich nicht schön gelaufen, dass die Leute vom Piratebay den Tracker so schnell gefunden haben und auch noch in ihre Torrents eintragen. Dieser Tracker ist nämlich gerade nicht, wie vom ehemaligen Nachrichtenmagazin schlampig recherchiert, der "Nachfolgetracker von denis.stalker", der im Übrigen nicht mal ein Angebot des CCC war. Wenn das eine Kampagne sein soll, um unsere Argumentation in Ermangelung von Gegenargumenten per Assoziation mit der Piratenbucht zu schädigen, dann wird das scheitern.
Übrigens braucht man Tracker gar nicht mehr notwendigerweise. Es gibt inzwischen auch Verfahren, wie sich Clients ganz ohne Tracker gegenseitig finden können. Diese ganze sinnlose Fixierung auf die Tracker kommt daher, dass die Contentindustrie keinen besseren Ansatzpunkt gefunden hat, um ihr veraltetes Denkmodell von "es gibt da einen gewerbsmäßigen Hehler und lauter Konsumenten, die wir aber nicht abmahnen wollen, weil das ja unsere Kunden sind" auf Bittorrent anzuwenden, und wenn man keine Ahnung von der Materie hat, sieht so ein Tracker wie das am ehesten passende Ziel aus.
Update: Es gibt auch ein neues Blogposting dazu im Opentracker-Blog. Oh und ja, der Tracker ist absichtlich offen, da dürft ihr gerne eure Linux-ISO-Images drauf tracken, und eure Creative Commons-Musik.
Update: Wer sich für weitere Details zu Trackern interessiert, dem sei auch noch mal der 24c3-Vortrag dazu ans Herz gelegt. Den gibt es auch bei Piratebay :-)