Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Wie? Nein, nicht der von Google. Der mit dem guten Namen. Der, der wichtige und relevante Freie-Software-Projekte fördert, zum Nutzen aller.
Nein, nicht der. der Summer of Code vom BND!
Ja, richtig gelesen. Der BND klaut Google den Namen ihres weltweit bekannten und gut beleumundetem Förderprogramm.
Wieso würde der BND sowas machen wollen? Gegenüber Heise haben sie gelogen, dass es um die Förderung von freier Software geht, und dass es ihnen dabei gar nicht wichtig ist, ob die Software tatsächlich vom BND benutzt wird.
Die tatsächliche Story kann man aber gut an der URL erkennen.
https://www.bnd.bund.de/DE/Karriere/SummerOfCode/SummerOfCode_node.html
Das hat nichts mit Altruismus zu tun. Der BND ist so verzweifelt auf der Suche nach moral- und ethikbefreiten Halbkriminellen, die sie ganz in eine kriminelle Laufbahn ziehen wollen, dass sie jetzt gezielt Psycho-Tricks anwenden, wie sie schon der Kahnemann am Beispiel der Hare Krishnas erläutert in seinem Buch. Die Krishnas "schenken" Passanten eine Papierblume. Die Passanten fühlen sich dann genötigt, sozialem Druck folgend dieses vergiftete Geschenk durch ein Rückgeschenk von etwas anderem zu beantworten. Und so will der BND Rekruten reinziehen.
Update: Ein Leser weist darauf hin, dass das im Cialdini steht und nicht im Kahnemann.
Gerade geht es darum, dass man die Wichtigkeit einer Sache massiv übersteuern kann, indem man die Aufmerksamkeit von Leuten auf sie lenkt. In den Augen dessen, den man dazu bringt, sich auf die Sache zu fokussieren, ist sie viel wichtiger als sie es verdienen würde. Und das ist natürlich auch ein tolles Manipulationswerkzeug.
Als Beispiel hat er den Irakkrieg und die "embedded Journalists". Dadurch, dass diese Journalisten ein beschränktes Blickfeld hatten, und praktisch ausschließlich aus dem operativen Kriegsgeschäft berichtet haben (also was für Equipment haben die Soldaten, kriegen die genug zu essen, ist ihr Informationsstand OK, wie heiß ist es da, kann man da ein Carepaket hinschicken, …), gab es so gut wie keine Berichterstattung über das große Bild. Es ging immer über das Wie, Wo, Wer, gegen Wen, aber nie um das Warum. Es gibt wohl keine Belege dafür, dass das so geplant war. Die Militärs haben sich gedacht, dass sie so Informationskrieg führen können, und die einheimischen Medien davon abhalten können, Dinge (also Lügen der Gegenseite jetzt) zu glauben, die eingebetteten Reporter anders erlebt haben. Aber rückblickend war das der mächtigere Effekt der Einbettung.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mal anzusagen, dass ich grundsätzlich keine Produktbewertungen auf Webseiten abgebe. Ich erwähne das, weil das in dem Buch ein weiteres Beispiel für Manipulation ist. Er meint damit so "Waren Sie mit unserem Service zufrieden?"-Dinger. Die fokussieren die Aufmerksamkeit des Befragten auf die positiven Aspekte dieses Anbieters und blenden dabei die positiven Aspekte anderer Anbieter komplett aus. Das ist keine harmlose "wir wollen besser werden"-Sache, das ist knallharte Manipulation.
Zu der Einsicht bin ich schon bei der Lektüre von Kahnemann gekommen, der den Effekt besprochen hat, dass man sich festlegt. Wenn ich hinschreibe, dass ich Produkt XY gut fand, dann lege ich mich auch für die Zukunft auf dieses Produkt fest. Selbst wenn ich das mit betrügerischer Intention hingeschrieben habe, um sagen wir mal 100 Bonusmeilen oder 20 Internetpunkte zu erlangen. Das ist ein messbarer psychologischer Effekt. Das alleine finde ich sogar noch krasser als die Fokus-Hypothese von Cialdini.
Aber was ich eigentlich sagen wollte: Schon bevor ich Kahnemann gelesen habe, habe ich sowas nicht gemacht. Weil ich Datenschützer bin und Datensparsamkeit für wichtig halte. Und weil solche Sites normalerweise wollen, dass man einen Account einrichtet, oder anderweitig rückverfolgen können, wer da was gestimmt hat.
Der Datenschutz hat mich also vor fiesen Psycho-Manipulationen geschützt. Das ist auch ne Sache, die ich so nicht kommen sah.
Ich bin noch nicht mal bei der Hälfte des Buches, aber soviel ist jetzt schon klar: Nie an Umfragen oder Produktbewertungen teilnehmen.
Dann haben sie die Leute erst das hier gefragt:
Do you consider yourself a helpful person?
Darauf haben natürlich fast alle mit ja geantwortet. Und plötzlich haben dann 77.3% bei der Umfrage mitgemacht.Die Wirkung von solchen Manipulationen ist also bemerkenswert stark.
Er hat Vertreter begleitet und beobachtet. Auf einem Verkaufs-Fortbildungs-Seminar hat er sich die erfolgreichsten rausgesucht und ist mitgelaufen.
Die Vertreter hatten so eine Liste abzuarbeiten, u.a. sollten sie dem Kunden eine Broschüre in die Hand drücken. Dieser erfolgreichste Vertreter hat jetzt immer die Broschüre "im Auto vergessen", und hat sich dann vor dem Kunden dramatisch vor die Stirn geklatscht und gemeint, ob es OK sei, wenn er mal kurz zum Auto rennt und die Broschüre holt. Das funktioniert, weil der Hausbesitzer dann zustimmen, dass dieser Typ sein Haus selbständig verlassen und betreten darf, und das ist ein Vertrauensvorschuss, der seine Entscheidungen danach beeinflusst.
Wer sich für diese Art von Tricks interessiert, für den ist das vermutlich das richtige Buch.
Einen anderen Artikel finde ich gerade nicht wieder, den ich neulich gesehen habe. Da ging es darum, wenn man von jemandem etwas haben will, dass man die Frage nicht "can you please …" formulieren soll, sondern (war leider auf Englisch) "would you be willing to …", weil man damit in das Framing der Frage einbaut, dass es keine Sachzwänge sind, die ein Verneinen begründen würden, sondern der fehlende Wille des Gegenübers. Man nimmt dem damit also Ausreden aus der Hand.
Nun ist "ich will Team-Player sein" in Deutschland nicht unbedingt so hoch bewertet wie in den USA, da her frage ich mich gerade, wie man diese Idee bei uns umsetzen würde. Vielleicht mit sowas wie "Kennst du dich hiermit gut genug aus, um kurz … zu machen?" Andere Vorschläge?
Mein Hauptproblem ist, dass Padeluuns Äußerungen erkennen lassen, dass er gar nicht einsieht, einen Fehler begangen zu haben. Ich laste ihm nicht an, dass er da falsch abgestimt hat. Seine Gegenüber waren Profis, die machen das vollberuflich, die wissen schon, welche Knöpfe sie drücken müssen, um einen rumzukriegen. Wir als Aktivisten sind da grundsätzlich in der unterlegenen Position.
Außerdem passieren Fehler halt. Fehler sind nur dann schlimm, wenn man nicht aus ihnen lernt. Und das ist mein Problem gerade. Ich habe den Eindruck, dass Padeluun den Fehler leugnet und damit wäre dieser Fehler umsonst passiert, wenn keiner daraus lernt. Ich möchte an der Stelle auf das augenöffnende Buch "Influence: The Psychology of Persuasion" von Robert Cialdini verweisen, das ich auch schon bei Alternativlos 8 empfohlen hatte. Das zeigt sehr schön, wie hilflos wir gegenüber professionellen Manipulatoren sind. Besonders das Kapitel über die Hare Krishnas und ihre Blümchen passt gut zur Padeluun-Situation. Die Blümchen sind auch nichts wert, aber wir sind eben so erzogen, auf Geschenke mit Dankbarkeit und Revanchieren zu reagieren, selbst wenn das ursprüngliche Geschenk wertlos war und wir wussten, dass das nur zu Manipulationszwecken übergeben wurde. Daher habe ich Padeluun auch überhaupt nicht vorgeworfen, bestechlich zu sein. Niemand von uns glaubt, dass man Padeluun mit 700€ bestechen kann. Der Punkt bleibt, dass es a) diese psychologischen Effekte gibt, deal with it, und b) dass das unabhängig von der Größe des Geldbetrages wie Korruption aussieht. Ich erinnere an der Stelle an den Bonusmeilenskandal vor zwei Jahren (?), der da das Sommerloch dominiert hat. Da ging es auch um Peanuts vom Betrag her. Aber in der Politik geht es in solchen Fällen eben nicht um den Betrag.
Mein Ziel ist, dass mein Freund Padeluun jetzt einsieht, dass das alles ein Geschmäckle hat, und PR-technisch die Notbremse zieht und ein Mea Culpa raushaut. Es ist sogar zweitrangig, ob er selber das wirklich glaubt. Das ist das, was einen guten Politiker von einem sehr guten Politiker unterscheidet — Fehler im opportunen Moment zugeben zu können.
Meiner Ansicht nach ist jetzt der opportune Moment in dieser Angelegenheit.