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Und zu dem Alkoholverbot geht wohl die Verschwörungstheorie um, dass das Alkoholverbot ein Ablenkungsmanöver von den Bombenanschlägen neulich waren. Das finde ich persönlich nur partiell nachvollziehbar :-) (Danke, Lukas)
Der Autor des Buches ist vor ein paar Wochen verhaftet worden. Begründung: er sei Mitglied von Ergenekon.
Offensichtlich gibt es hier einen Machtkampf darum, ob der Islam oder das traditionell laizistische (und nationalistische) Militär mehr Einfluss auf das Land haben soll. Die Regierung ist eher auf Seiten des Islam.
Tatsächlich gibt es Hinweise, dass die Ermittler übers Ziel hinausschießen. Zum Beispiel im Falle Kemal Gürüz, der Präsident des Hochschulrates war. Er hatte das Kopftuchverbot an den Hochschulen durchgesetzt. Für die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) ist er seither ein rotes Tuch. Oder der Fall von Sabih Kanadoglu, der als Verfassungsrichter verantwortlich für das Verbot der islamistischen Wohlfahrtspartei Refah von Ex-Premier Necmettin Erbakan war. Erbakan war ja der politische Ziehvater Erdogans.Alles Verschwörer!1!!"Es gibt zu viele Ungereimtheiten", sagt der Fernsehkommentator Mehmet Ali Birand. "Es gibt zu viele Angeklagte, die acht oder neun Monate im Gefängnis sitzen, ohne zu wissen warum."
Die Türkei ist seit Atatürk laizistisch, und das Militär hat traditionell dafür gesorgt, dass da keine Fundamentalisten an die Regierung kommen. Insofern ist das nicht völlig von der Hand zu weisen. Aber was die da gleich alles an Verschwörungsgeschichten haben, das wärmt mir das Herz:
Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Basbug den Teil der Armee repräsentiert, den die Geheimorganisation "Ergenekon", zu deren Mitglieder die Verhafteten gehören sollen, erst unter Druck setzen wollte - damit sich das Militär letztlich einer Machtübernahme nicht entziehen kann.Und sie haben da Details zu bisherigen Putsch-Plänen, 2002 und 2004, die offenbar am Generalstabschef Hilmi Özkök gescheitert sind. Es gab da ein Tagebuch des Marinechefs, das geleakt ist, und was der Admiral natürlich als Fälschung bezeichnet hat. Dann ist da noch die Rede von Zypern als Auslöser des Putsches:Wie Ismet Berkan, Chef der linksliberalen "Radikal", in einem Leitartikel darlegte, gibt es aber viele Indizien dafür, dass bereits seit Amtsantritt der Erdogan-Partei AKP 2002 ein Teil des Offizierskorps darüber diskutierte, die Regierung "unbedingt zu stoppen". Damals war der am Dienstag verhaftete General Sener Eruygur Chef der Gendarmerie, und Hursit Tolon, der zweite verhaftete General, Heereschef.
Obwohl die Anklage gegen insgesamt mittlerweile rund 60 "Ergenekon"-Verhaftete erst in den kommenden Tagen vorgelegt werden soll, ist schon so viel bekannt: Die Organisation soll versucht haben, durch politische Attentate, gezielte Manipulation der Öffentlichkeit und mit Unterstützung besonders nationalistischer ziviler Organisationen so viel Chaos und Aufruhr zu schaffen, dass das Volk nach der Armee ruft - die die Ordnung wieder herstellt.Und als ob das nicht schon alles hart genug wäre, gibt es dann auch noch eine angebliche Todesliste, u.a. soll das Militär auch hinter dem Mord des höchsten Richters gesteckt haben. Es steht auch ein Wechsel des Generalstabschefs an, und von dem neuen munkelt man, er sei für die Putschpläne.
Auch hatte der Ministerpräsident den künftigen Generalstabschef Basbug zu einem privaten Gespräch unter vier Augen eingeladen. Vorausgegangen war eine Kampagne islamistischer Zeitungen, die ein Foto von Basbug an der Klagemauer in Jerusalem druckten, um ihn als "Krypto-Juden" zu diskreditieren, der nicht Generalstabschef werden dürfe.(Danke, Mathias)Erdogan soll dem Heereschef in dem Gespräch versichert haben, dass er seine Ernennung zum Generalstabschef unterstütze. Dass bei dem Treffen, sozusagen im Gegenzug, auch über das "Ergenekon"-Verfahren gesprochen wurde, hat Basbug allerdings heftig dementiert.