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Hier sind ein paar davon.
BSI-Chefin Plattner meinte: Ich liebe Checklisten, aber Checklisten werden uns nicht retten. Da freut mich immerhin der hintere Teil von. Ihre Lösung war dann leider, man müsse da eben mehr Dinge automatisieren.
Das finden viele Softwarehersteller auch und automatisieren seit Jahren immer mehr Prozesse. Ergebnis: Der Druck auf dem Opfer, dem Kunden, wächst immer mehr, weil immer mehr Patches rauskommen.
Ich finde, man sollte Patches hier nicht so positiv sehen. Jeder Patch ist ein Nachweis dafür, dass der Hersteller versagt und unsichere oder anderweitig kaputte Software verkauft hat. Ich finde es gut, dass die Hersteller überhaupt Patches machen. Aber erinnern wir uns: Das war nicht die Arbeit des BSI, die das herbeigeführt hat, sondern dass Hacker lauter Exploits verbreitet haben, so dass man das nicht mehr unter den Teppich kehren konnte.
Leider ist über die Jahre ein bisschen unter den Tisch gefallen, dass wir heute nicht wirklich sicherer sind als früher, weil immer noch jede Software die ganze Zeit unsicher ist. Es gibt einen unaufhörlichen Nachschub an Bugs, wir kennen sie nur noch nicht.
Da wo wir wirklich Fortschritt gebraucht hätten, nämlich dass die Software weniger Patches braucht, haben wir das Gegenteil davon gekriegt. Frau Plattner meinte dann auch noch, moderne Software ließe sich besser schützen als alte. Das ist leider auch genau die Linie der Softwarehersteller, die Security nicht als Pflicht sondern als Vertriebsvehikel sehen. Was setzt du denn auch den alten Windows Server ein, kauf doch lieber einen neuen Windows Server!1!!
Plattner hat sich dann auch als "KI"-Fan geoutet, was mich ein bisschen zusammenzucken ließ. Sie sagte dann, was auf dieser Veranstaltung noch mehrere andere sagten: KI hilft Angreifern, wir müssen zur Verteidigung daher genau so schnell auf KI setzen.
Dafür kurz als inhaltliche Klarstellung: Nein. KI hilft Angreifern nicht. KI erzeugt keine Exploits, identifiziert keine Bugs, analysiert keine Patches. In einigen Proof of Concept Fällen kann man möglicherweise eine Demo faken, aber KI hilft Angreifern nicht.
KI kann dafür sorgen, so erklärten dann einige Teilnehmer, dass die Scam-Mails weniger Rechtschreibfehler haben. Die haben nicht verstanden, dass die Rechtschreibfehler absichtlich drin sind. Die Scammer richten sich ja nicht an Leute, die Scams erkennen, und dann möglicherweise Ärger machen und ihr Geld zurück haben wollen oder die Polizei rufen, wenn die noch was machen kann. Die richten sich an naive alte Menschen und filtern mit den Rechtschreibfehlern die anderen raus.
OK, nächste Aussage, die ich lustig fand: Da saß ein Typ von Rohde und Schwarz auf der Bühne in dem einen Podium mit der Plattner, der mehrfach negativ auffiel, indem er sie demonstrativ duzte. Ich würde ja schon grundsätzlich gegen die Anwesenheit von R&S opponieren, aber das fand ich echt auffallend respektlos und eine Frechheit. Jedenfalls, wieso ich den erwähne: Der erzählte (als Anekdote, dass in Deutschland Innovation ja wegen Überregulierung ausgebremst würde), sie hätten ja "KI" einführen wollen, seien aber am Personalrat gescheitert. Wieso ich R&S nicht mag ist weil sie IMSI-Catcher für den Unterdrückungsstaat bauen, und Militär und Geheimdienste mit Spezialequipment beliefern. Aus meinen Augen ist das unethisches Geschäftemachen.
Was haben wir noch ... da saß noch ein Telekom-Mensch, deren Cloud Security-Chef glaube ich, der sich (für Nerds humoristisch) verplapperte, dass man ja im Moment auch Mails von Servern mit abgelaufenen TLS-Zertifikaten annehmen müsse, weil der Zustand der Security-Landschaft da draußen so schlimm sei. Bei SMTP mit TLS präsentiert nur der annehmende Server ein Zertifikat. Der Einsender zeigt gar keines, das abgelaufen sein könnte. Den Versprecher fand ich lustig genug zum notieren :-)
Neben dem Telekom-Typ saß ein Cisco-Schlipsträger auf dem Podium, der dann erzählte, wenn sich Kleinunternehmer keine IT-Abteilung leisten können, dann müssen sie halt managed Services einkaufen von jemandem. Die Telekom daneben nickte. Da hab ich mich ziemlich geärgert, weil sich hier die Täter (die Telekom hat Millionen von schrottigen Plasteroutern im Feld und Cisco hat mehr Hintertüren in ihren Produkten gehabt als alle Konkurrenten zusammen und war gerade an dem Webex-Debakel Schuld) auf der Bühne erzählen dürfen, die Kosten solle mal ihr Kunde/Opfer tragen. Da hätte ich mir gewünscht, dass der Moderator mit dem großen Holzhammer draufkloppt.
Die Keynote von dem BKA-Chef war spannend, weil das mein erstes Mal war, dass ich die BKA-Panikslides sehe, mit denen sie die Politik immer wieder dazu kriegen, ihnen mehr Befugnisse zu geben. Kommunikationstechnisch waren die Slides brillant gemacht. Auf ihnen standen lauter PANIK-PANIK-Zahlen und Grafiken drauf, Milliardenschäden, alles furchtbar, wir sind so gut wie tot, die Kriminellen sind super ausgebildet und besser organisiert als wir und so weiter, aber der Vortrag war das glatte Gegenteil. Der Mann ist ein Karriere-Polizist, ein lockerer Typ mit nach Hamburg klingender Sprache, der da weitgehend ruhig und cool vorträgt, dass das ja alles schlimm aussähe, aber man sei am Ball, die Quote der Lösegeld bezahlenden Ransomwarebefälle sei rückläufig, und man habe ja schon folgende Domains beschlagnahmt und jeweils MILLIONEN von Euros in Bitcoin vom Markt genommen.
Die Folien sagten PANIK PANIK PANIK aber die Worte sagten: Alles im Griff. Wir werden hier nicht von technischen Dingen ausgebremst sondern von den Befugnissen. Wenn ihr nur kurz das Grundgesetz ändert (trug er wirklich so vor!), dann können wir die auch verhaften, bevor sie auch ransomwaren. Vorschlag dazu liegt auf dem Tisch, muss nur noch vom Parlament abgestimmt werden. Alles in Ordnung. Wir handlen das.
Das ist kein leichter Spagat! Auf der einen Seite OH MEIN GOTT IHR MÜSST JETZT SOFORT HANDELN kommunizieren aber gleichzeitig "bei uns ist das in guten Händen, wir haben alles im Griff" zu sagen und noch für eine Grundgesetzänderung für Gefahrenabwehr zu werben, ohne dass das wie Erpressung aussieht (ihr müsst das jetzt machen sonst sind wir alle tot).
Ich muss sagen: Hut ab vor dem BKA-Chef. Der weiß, was er tut, und wie er es tun muss. Der sammelt seit Jahren erfolgreich immer mehr Befugnisse ein, ohne dafür dann irgendwas vorzuzeigen zu haben.
Der nächste Vortrag war dann von ZITIS, hatte ich ja schon erzählt, mit den mobilen Quantencomputern. Der hatte noch ein paar andere haarsträubende Projekte, von denen er erzählte. Er wollte Quantenoptik haben (seine Begrifflichkeit!), damit man vor dem Tür eintreten durch die Wände gucken kann. Das ist meines Wissens nichts, was die Physik-Disziplin der Quantenoptik überhaupt auch nur versucht, geschweige denn als Ziel formuliert, aber da lasse ich mich gerne korrigieren. Desweiteren fand er "KI" transformativ und wir müssen schnell aufspringen, und im Übrigen werden Drohnen immer billiger und wichtiger, das brauchen wir auch, und dann warnte er noch vor kriminellen LLMs, die mit Darknet-Daten trainiert seien, und dann nicht wie bei den guten Menschen von OpenAI einen Filter drin haben, der sich weigert, Bombenbauanleitungen auszuhändigen. ZITIS lässt außerdem an neuronalen Netzen zur Erkennung von Hass im Internet forschen, und hat ein Projekt für die "Robustheit von KI" gestartet (kann ich jetzt schon sagen, dass das scheitern wird), und sie machen sich Sorgen vor der Manipulierbarkeit von "KI". Stöhn.
Den Schenkelklopfer des Tages brachte aber der CISO der Bundeswehr, schön in Ausgehuniform, der sich auch zu Ransomware äußerte (offenbar sehen sich da auch Bundeswehr-Behörden von angegriffen): Davon geht keiner aus, bei uns Lösegeld erpressen zu können. Das Publikum wieherte vor Lachen :-)
Update: Wenn ich hier gefühlt alles kritisiere, was Frau Plattner vorgetragen hat, wieso sah ich ihre Person trotzdem positiv am Ende? Ich hatte den Eindruck, dass die halt noch nicht alle Fakten gehört hat, und möglicherweise umgestimmt werden kann, wenn ihr mal jemand die andere Hälfte der Realität zeigt, und andere Blickwinkel. Den BKA-Chef, der Bundeswehr-CISO, den ZITIS-Typen, die wirst du alle nicht umgestimmt kriegen, egal was du vorträgst. Die machen da halt ihren Job und werden sich nicht von Fakten behindern lassen.
Update: Übrigens, am Rande: Der ZITIS-Chef war vorher Abteilungsleiter für technische Aufklärung beim Bundesnachrichtendienst.
Karl war viermal als Zeuge in den NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags geladen. Als Unterabteilungsleiter im Bundesnachrichtendienst war er zuständig für die Übermittlung deutscher Internetdaten an die National Security Agency in der Operation Eikonal und deutscher Telefondaten an die Central Intelligence Agency in der Operation Glotaic.
Ja klar! Was machst du mit so jemandem? Rausschmeißen geht ja nicht, denn dann müsste man ja auch lauter andere Leute rausschmeißen. Bleibt ja quasi nur befördern! Mobile Quantencomputer, ich leg mich flach.