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Vor ein paar Wochen: Whole Foods schließt ihren Laden in San Francisco wegen "employee safety concerns". Oh und zu vielen Raubdelikten.
Jetzt so: Nordstrom schließt beide Läden in Downtown San Francisco. Sie bleiben unkonkret, aber der Betreiber der Mall, in dem einer der Läden war, sagt folgendes:
"A growing number of retailers and businesses are leaving the area due to the unsafe conditions for customers, retailers, and employees, coupled with the fact that these significant issues are preventing an economic recovery of the area," the statement said.The mall's owner went on to say that it had expressed serious concerns to city leaders for many years and "urged the city to find solutions to the key issues and lack of enforcement against rampant criminal activity."
Was ist denn da bitte los? Whole Foods ist sowas wie eine Bioladen-Kette. Das Essen da ist vergleichsweise teuer, deren Läden sind eher nicht in heruntergekommenen Gegenden. Nordstrom ist eine Bekleidungskette, vielleicht vergleichbar mit C&A. Normalerweise würde man denken, dass sich Kriminalität erstmal bei Juwelieren und Apple Stores und sowas zeigt.Ich fühlte mich spontan an Escape from L.A. erinnert. Weia.
Update: Hierzu sind viele Leserbriefe reingekommen. Die einhellige Erklärung ist: Proposition 47 ist Schuld. In Kalifornien gibt es Volksentscheide, was wohl auch gerne mal nach hinten losgeht. In diesem Fall war der Volksentscheid, dass die Knäste ja eh völlig überfüllt sind, Leute einknasten teuer ist, und wir viele Obdachlose hier in Kalifornien haben, also sollten wir mal aufhören, Mundraub als Straftat zu verfolgen, dann haben wir auch wieder Cops für echtes Verbrechen übrig. Das ist angenommen worden, vor fast zehn Jahren sogar schon. Es gab schon vorher eine Schranke: Ab 450 Dollar Warenwert ist das eine Straftat. Das hob dieses Proposition auf 950 Dollar an.
Je nach Erzähler gibt es auch noch einen Identity Politics-Winkel, weil die meisten geschnappten Ladendiebe Schwarze oder Latinos waren, und da hätten dann die üblichen verstrahlten (ich paraphrasiere mal und übertreibe dabei ein bisschen) Antirassisten gefunden, dass die Verfolgung von Ladendiebstählen von Minderheiten ungerecht sei und daher sollte man das nicht mehr machen.
Ein dritter Winkel ist, dass offenbar einmal bei einem Raub in einem Supermarkt (?) ein Kassierer erschossen wurde, und seit dem die Lädenbetreiber ihren Mitarbeitern sagen, sie sollen die Diebe lieber gehen lassen.
Was davon stimmt und was nicht? Keine Ahnung. Aber das Narrativ mit den Schwarzen passt geradezu optimal in Wahlkampflügen der Republikaner. Die Geschichte mit dem erschossenen Kassierer passt gerade optimal in europäische Vorurteile über die bekloppten Amis und ihre Schusswaffen. Proposition 47 ist jedenfalls echt. Die Kriminalitätsstatistik zeigt insgesamt einen Rückgang von Verbrechen an, bis auf Morde, das steigt. Allerdings kann das auch daran liegen, dass Ladendiebstähle jetzt halt nicht mehr als Verbrechen zählen.
Jedenfalls passt die 950-Dollar-Grenze wunderbar zu meiner Frage, wieso die nicht Juweliere und Apple-Läden ausrauben. Damit wären sie dann darüber.
Update: Übersetzungsfehler meinerseits. Das sind keine Ordnungswidrigkeiten sondern Vergehen und damit technisch gesehen noch Straftaten. Nur halt welche, die in der Praxis anscheinend nicht verfolgt werden, und man gilt dann nicht als vorbestraft.