Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Erstens ist er bei AG KRITIS, wo es um kritische Infrastrukturen geht, zweitens berät er immer wieder den Bundestag zu kritischen Infrastrukturen, und drittens hat er gerade beim Haus seiner Eltern den Schlamm weggeschaufelt. Der ist also Experte und Betroffener. Und er benutzt natürlich die Frühwarnapps und kann sich auch dazu äußern.
Hier äußert er sich im Heise-Interview. Da bleibt kein Auge trocken. Geht schon mit dieser offensichtlichen Einsicht los:
Wenn man jemandem sagt: "Da kommen 160 Liter pro Quadratmeter runter", dann können viele Leute damit ohne Kontext nichts anfangen. […] "Zwei Meter Anstieg" ist etwas, das man in Hochwassergebieten vielleicht noch versteht. Wenn man den Leuten aber sagt: "Im schlimmsten Fall gibt es diese zwei Meter innerhalb von einer Stunde" ist das etwas ganz anderes.Eines der Probleme ist, dass die Warnungen für alle Zielgruppen auf einmal formuliert werden. Für den Entscheider ist Liter pro Quadratmeter das relevante Maß. Für den Bauern mit dem Hof im Flutbereich vielleicht eher nicht so.
Es gibt übrigens gerade lauter Leute, die sich darüber aufregen, dass FM-Radio abgeschaltet wurde, was sich für Katastrophenwarnungen ja exzellent eignet. Dem folgt dann häufig der Hinweis, dass Mobilfunknetze sich ja weniger eignen, weil man da die Warnung einmal pro Empfänger verschickt.
Das stimmt möglicherweise für die Apps, aber schon die erste GSM-Iteration kannte ein Notfall-Feature namens Cell Broadcast. Es ist also keineswegs so, dass sich Mobilfunknetze weniger eignen für sowas. Muss man halt nur nutzen, solche Features.
Warum nutzt das bei uns keiner? Weil die Mobilfunkprovider das nicht ausgerollt haben. Die rechnen ja pro Traffic ab und haben daher kein Interesse daran, Menschenleben über Cell Broadcast zu retten, wenn das ihre Profite schmälern würde.
Das Interview lohnt sich aber insgesamt. Er ist eigentlich ein eher ruhiger Typ aber in diesem Fall wirkt sein Zorn dem Thema angemessen. Da kriegen sie alle ihr Fett weg, vom WDR über Laschet bis Seehofer.