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Die „Corona-App“ ist ein Projekt der Bundesregierung. Basierend auf einer dezentralen Softwarearchitektur wird angestrebt, sie durch die Deutsche Telekom und die SAP zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Institut CISPA stehen bei der Entwicklung beratend zur Seite.Ach du je. Die Telekom und SAP? "Marktreife"? Von welchem Markt reden die da? Der mit den anderen konkurrierenden Corona-Apps?
Mal unabhängig von den konkreten Namen: Das sind zuviele Player. Wenn du willst, dass das was wird, dann muss das eine spezialisierte kleine Firma machen. So klein, dass "die App ist Scheiße, ihr fixt das jetzt sonst gibt es kein Geld" eine ernsthaft Drohung ist. Und nicht so klein, dass der CEO dich bescheißt wie Startups ihre Investoren bescheißen. Und nur Projekte vergeben, bei denen das Scheitern nicht für den Auftraggeber schlimmer ist als der Ausfall für den Auftragnehmer wäre.
Sobald mehr als ein Player beteiligt ist, geht es in Meetings nur noch um die Schuldfrage und das verzögert sich alles endlos. Vier Player plus das beaufsichtigende Kanzleramt? Das wird nichts.
Update: Das heißt aber auch, dass sie noch keine nennenswerten App-Fragmente fertiggestellt hatten, sonst würde man ja nicht mal eben den Zulieferer wechseln. Oder es heißt, dass die App nach wie vor von studentischen Hilfskräften bei Fraunhofer im Homeoffice zusammengeklebt wird, und sie namedroppen Telekom und SAP bloß, damit das seriöser aussieht.
Wobei, wenn man mal ehrlich ist: Wenn "die Telekom" eine App entwickelt, oder irgendwer, dann sind das eigentlich immer gerade so knapp volljährige unerfahrene Ausgebeutete im Homeoffice oder einer Miet-Share-Büro-WG irgendwo. Ob die jetzt noch als Studenten eingeschrieben sind oder nicht spielt höchstens für deren Krankenversicherung eine Rolle.
Man muss glaube ich mal eine Sache ganz klar ansagen: Eine App entwickelt man nicht mal eben. Einen Prototypen entwickelt man mal eben. Wenn man ein unseriöses Startup ist, dessen CEO gerade ein paar Investoren beschubsen muss, damit er die nächste Finanzierungsrunde kriegt, dann shippt man das und belügt die Investoren über den Reifegrade und verschweigt ihnen das Ausmaß des Versagens der App im Feld. Wenn man eine Firma wie die Telekom oder SAP ist, und das tatsächlich selbst entwickelt (und nicht an eine zugekaufte Ranzklitsche vergibt), dann bewegt sich das alles in Zeiträumen, dass sich von alleine Covid-Herdenimmunität eingestellt hat, bis die App geshippt wird. Weil sie vorher die Qualitätsanforderungen nicht erfüllt.
Das heißt nicht, dass das eine schlechte Idee ist. Das heißt, dass wir bei der nächsten Pandemie wahrscheinlich eine App fertig hätten. Ist ja auch was!