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meine Frau und ich sind gerade zurück von einem Kurzurlaub in Rom. Wir haben miterlebt, wie die Stadt Stück für Stück dicht gemacht wurde. Am Freitag/Samstag war noch alles scheinbar in bester Ordnung. Der Trevi-Brunnen war voller Touristen (pun intended). Im Vatikanmuseum und in der Metro hat man ein paar Leute mit Schals und Atemmasken gesehen, allerdings auch nur unter den Besuchern. Sonntags waren dann ohne große Ankündigung auf einmal alle Museen geschlossen. Die Parks waren nach wie vor gut besucht, die Leute haben Picknicks veranstaltet und mit ihren Kindern Rad fahren geübt. Montags durften meine Frau und ich dann auf einmal im Restaurant nicht mehr nebeneinander sitzen, wir mussten aus Gründen der Ansteckungsgefahr einen Meter Abstand halten (!). Tun wir das nicht, dann macht die Polizei den Laden dicht. Die Bedienungen haben ab dem Zeitpunkt dann auch durchweg Handschuhe getragen. Allerdings keine Atemmasken.Man muss glaube ich schlicht konstatieren, dass die Welt nicht gut auf Pandemien vorbereitet ist. Auf Youtube wird einem gerade ein prophetischer Ted-Talk von Bill Gates empfohlen, der vor fünf Jahren im Wesentlichen genau das gesagt hat, und angemahnt hat, dass man da mal was tun müsste. Das war also mal wieder vorher klar und die Politik hat nichts getan.Heute, also am Dienstag, gab es auch kein Frühstücksbuffet mehr, alles wurde an den Platz geliefert. Dazu noch ein Reisebann innerhalb Italiens. Das Taxi zum Flughafen hatte den Fahrgastraum mit Folie abgeklebt. Am Flughafen selbst haben sich interessante Szenen abgespielt. Das Security-Personal hat Masken getragen, das direkt daneben stehende Reinigungspersonal nicht. Ich habe Dutzende von Leuten gesehen, die sich mit (nutzlosen) chirurgische Atemmasken "geschützt" haben. Ein Mädchen hatte eine (sinnvolle) FFP3-Maske auf, aber mit einem breiten Spalt zwischen Kinn und Maske (epic fail). Dann gab's da noch die Tante mit panischem Blick, die eine Familienpackung Desinfektionsmittel mit sich herumgeschleppt hat...
Ich für meinen Teil bin ziemlich verblüfft, wie sich die gefühlte Stimmung in Italien innerhalb von wenigen Tagen gekippt ist. Mag sein, dass ich einen Bias habe und die Familien immer noch in den Parks picknicken. Ich hoffe, dass es so ist. Bei mir verbleibt allerdings der Eindruck, dass viele momentan nicht nur keine Ahnung haben, was sie tun (z.B. falscher Umgang mit Schutzmasken), sondern auch, dass eine große Unsicherheit über das aktuell angebrachte Verhalten vorherrscht. Gerade in Hinblick auf Letzteres bin ich von der Regierung Italiens, aber auch von unserer Bundesregierung ziemlich enttäuscht. Bin ich jetzt moralisch dazu verpflichtet, einen Maskenträger der Überreaktion anklagen? Was ist allerdings, wenn er/sie zu den älteren und vorerkrankten Personen gehört? Oder wenn es in seiner/ihrer Ortschaft Verdachtsfälle auf den C-Virus gibt? Dafür, dass das Thema so vielschichtig ist, sind mir die Antworten gerade jetzt nach meiner Erfahrung in Rom viel zu einfach. Da bleibt einem eigentlich nur eines, nämlich Ruhe zu bewahren und mitzudenken.
Ich finde an dieser Stelle den Kontrast zu Polizei-Fragen auffallend. Bei Pandemien besteht eine klare, bekannte Gefahr, gegen die man offensichtliche Dinge tun könnte. Die werden nicht getan. Bei der "inneren Sicherheit" bestehen lauter unklare, unbekannte potentielle Gefahren, gegen die es keine erprobten Mittel gibt. Und da ist plötzlich keine Wirkung zu spekulativ, um erstmal überall Überwachung und Datenbanken und am besten gleich noch Gesichtserkennung auszurollen.
Was Italien gerade durchlebt, das steht auch uns bevor. Aus Bayern schreibt mir gerade ein Leser, dass der Semesterstart an ihrer Hochschule auf nach die Osterferien verschoben wurde.
Meine große Hoffnung ist ja, dass wir die Coronakrise nutzen, um breitflächig auf Telearbeit umzustellen. So viele Menschen fahren täglich völlig sinnlos ins Büro und tun da Dinge, die sie auch von zuhause aus hätten machen können.