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Nach dem Einigungsvertrag stellte man fest, dass das Beitrittsgebiet nicht über ein Sirenennetz verfügt wie es in den Altländern seit anno knips existierte.Das wundert mich ehrlich gesagt ein bisschen, denn meine Ost-Freunde sind gerade erstaunter als meine West-Freunde, dass sie nicht einfach "die alten DDR-Sirenen weiterbetrieben" haben.Die Bund und Länder müssen aber flächendeckend für vergleichbare Lebensverhältnisse sorgen (sagt das GG), hatten also zwei Möglichkeiten: in Neufünfland Sirenennetz baun oder das alte Sirenennetz abbaun (privatisieren wäre noch denkbar gewesen, aber das wollte offenbar nicht mal die Regierung Kohl).
Und nun raten wir mal, was billiger war.
Allerdings musste man ja weiter die Aufgabe der Bevölkerungswarnung erfüllen, also musste das abgebaute Sirenennetz ersetzt werden => SatWaS/MoWaS.
Das MoWaS-System der Bundesregierung/*Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe* (*BBK*) ist übrigens satellitenbasiert.
Das ist eine Lehre aus den Fluten an Oder und Elbe, die sehr viel Infrastruktur lahmgelegt haben, weil Strom abgeschaltet werden musste. Also an sich eine Gute Idee, nur ist Satellitenempfang halt so eine Spezialkunst. Auch daher ist MoWaS nur als eine Art Backbone zur Verteilung an weiter verteilende Stellen konzipiert, nicht für die direkte Bevölkerungswarnung.
Jedenfalls ist meines Wissens der aktuelle Sachstand bei der Bevölkerungswarnung: "Daumen drücken, wird schon nix schiefgehen" als Konsens aller "Verantwortlichen". Und das ist ja ein nachvollziehbarer Ansatz, denn in der föderal organisierten Verantwortungsdiffusion können alle Beteiligten davon ausgehen, nie persönliche Nachteile (=Definition von "was schiefgehen") zu erleben.
Also wie bei politischer Verantwortung oder Softwarefehlern heutzutage leider üblich.
Update: Ein anderer Leser widerspricht:
selbstverständlich gab es "im Beitrittsgebiet" einen zentralen Warndienst: Alle 11.000 Sirenen der DDR konnten zentral gesteuert werden.
Das Ganze befand sich im ZGS-14, dem zentralen Gefechtsstand der Luftstreitkräfte der NVA, bei Fürstenwalde.
Die Abschaltung der Sirenen auf DDR-Gebiet hat einen anderen Hintergrund: Mit der Wende glaubte man, dass der ewige Friede ausgebrochen sei, das Bundesamt für Zivilschutz wurde dann langsam kaputtgespart. Die Sirenen wurden den Ländern übergeholfen, diese wieder den Gemeinden - jetzt kommts: Da hingen langfristige und teure Wartungsverträge dran, viele Gemeinden haben abgewunken. Viele Sirenen kamen weg.
Aber auch nicht überall: In hochwasser- oder waldbrandgefährdeten Gemeinden entschieden die Gemeindevertreter, dass die Sirene bleibt.
Mit dem Elbehochwasser 2002 änderte sich die Situation in der Elberegion: Dresden schaffte sich eine neue Sirenenanlage an. Landkreise bauten den Durchgriff von der Leitstelle auf alle Landkreissirenen wieder auf.