Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Daher möchte ich jetzt hier mal ein Gedankenexperiment machen. Habt ihr alle verpennt, was man heutzutage alles im Internet machen kann? Lasst uns mal den ultimativen fiesen Virus brainstormen. Ich fange mal an.
Ist ja schön, dass du ein Backup hast, aber das hilft dir nicht gegen das SWAT-Team, das deine Tür eintritt. Selbst wenn du den ganzen Ärger der Reihe nach aufräumst, bist du Jahre beschäftigt. Und je nach Qualität der Arbeit der Malware den Großteil davon aus der U-Haft heraus. Oh und willkommen auf der No-Fly-List, und hier ist der Lageplan von Guantamo Bay, den wirst du möglicherweise brauchen.
Ihr müsst mal aufhören, Malware nach dem zu beurteilen, was bisher schiefgelaufen ist. Das war Glück, dass der Schaden bisher gering war. Eine (!) durchgekommene Malware ist Totalschaden.
Ihr würdet ja auch im Auto den Sitzgurt anlegen. Da muss man keinen lebensbedrohlichen Unfall erlebt zu haben, um zu verstehen, dass man sich hier ordentlich schützen muss..
Update: Und einen Punkt noch, den ich glaube ich im Blog noch nicht hatte, nur live beim Podium. Ich sage: Antiviren helfen nicht, ich setze keinen ein. Das Publikum sagt: Ja aber da kann man sich ja einen Virus einfangen.
Wir spulen eine Minute vor. Ich sage: Antiviren funktionieren nicht, weil Viren durchrutschen könnten. Das Publikum sagt: Tja 100% Sicherheit gibt es halt nicht.
Jetzt treten wir gemeinsam mal einen Meter zurück und schauen uns das an. Wieso ist das bei mir plötzlich ein Totschlag-Gegenargument, dass da vereinzelt mal was durchrutschen könnte (was ich im Übrigen auch so sehe und daher weitere Schutzmaßnahmen vorschlage), aber bei Antiviren ist das OK, wenn was durchrutscht? Anders formuliert: Wir ziehen mal auf beiden Seiten den Antivirus ab. Übrig bleibt bei beiden: Man muss sorgfältig sein, und gelegentlich könnte was was durchrutschen. Nur dass ihr für dieses Sicherheitsniveau Geld an die Schlangenölindustrie überweist und ich nicht. Oh und gucke mal: Das war genau meine These. Antiviren kosten Geld aber schaffen kein besseres Sicherheitsniveau.
Update: Einen noch. Die Antwort der Schlangenölbranche ist bisher, was ich relativ unterhaltsam finde, relativ klar: Ja, stimmt ja, hast ja Recht, signaturbasiertes Schlangenöl ist nicht gut. Daher solltet ihr auch alle dieses andere, cloudbasierte Schlangenöl kaufen! Wenn das nicht greift, dann hätten sie auch noch Verhaltens-Heuristik-Schlangenöl. Leute, nichts davon hat die Ransomware-Epidemie aufgehalten, die im Vortrag des BKA in Form einer Exponential-Wachstums-Kurven-Folie Niederschlag fand. Die Leute da draußen haben alle Schlangenöl, und zwar nicht in allen verfügbaren Geschmacksrichtungen. Nichts davon hilft. Kann man sich ja auch selber überlegen. Wie sieht denn ein "schiebe mal das Verzeichnis hier in ein ZIP" vom Verhalten her aus? Gar nicht so viel anders wie ein Ransomware-Trojaner, gell? Tsja. Hätte uns doch nur jemand gewarnt!!1!