Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Hier ist, was ich zurückgeschrieben habe:
Ich stelle mir das aus Sicht eines Afrikaners vor, dessen Familie unter den 800 Toten auf dem Boot waren (das ist schon 2015 gesunken und schon damals haben sie da echt viele Tote geborgen).Zwei schlaue Fragen kamen daraufhin zurück, die ich hier auch gleich öffentlich beantworten möchte. Erstens, ob ich mir damit nicht anmaße, anderen meine Sichtweise aufzudrücken. Ja, das mache ich. Kann ich aber nicht verhindern, das findet unterbewusst immer statt. Wenn ich es nicht verhindern kann, lasse ich mir da auch wegen der moralischen Schuldfrage keine grauen Haare wachsen.Die nehmen ja nicht die Schrottboote und Schlepperbanden, weil sie Bock auf Absaufen haben, sondern weil wir in der EU die anderen Routen zugemacht haben.
Aus Sicht eines Afrikaners würde ich also die Schuld an dem Tod ganz klar bei der EU sehen.
Anders herum haben wir jetzt einen Afrikaner (Tunesier), der in Nizza 80 Menschen umbringt. Und alle fragen sich, warum jemand sowas tun würde.
Ich fand, dass dieses Boot einen möglichen Hinweis geben kann, wieso jemand sowas tun würde.
Zweitens, ob Religion und Fanatismus da für mich keine Rolle spielen. Doch, tun sie, aber in meinem Weltbild agieren Menschen erstmal rational, und Radikalisierung kann Menschen nicht zu Dingen zwingen, die sie nicht eh schon als Veranlagung in sich hatten, aber bisher erfolgreich unterdrückt haben. Aus meiner Sicht ist das eine Nebelkerze der Politik, immer auf die Religion hinzuweisen, weil sie dann nämlich nicht die unbequemen Wahrheiten bei sich selbst suchen müssen.
Was ich nicht zurückschrieb, aber hier mal als Illustration verwenden möchte: Wir hätten es auch Auschwitz-Wärtern nicht als Ausrede durchgehen lassen, dass sie halt radikalisiert wurden. Und wenn ein Massenmörder vor Gericht seine Religion als Ausrede bringen würde, würde das auch keine Strafminderung bewirken können. Die gleichen Maßstäbe sollten wir an Jihadisten anlegen. Jeder ist für seine Taten verantwortlich. Der Täter, nicht seine Religion. Die kann zwar auch Schuld haben, aber nicht zur Entlastung des Täters beitragen.