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ich war bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität. Du schreibst, es werden nun intensive Brückenkurse benötigt um das Studium zu absolvieren. Aus der Informatik kann ich dir versichern: das ist gar nicht nötig.Die Lösung liegt auf der Hand. Das Niveau in der universitären Ausbildung wird einfach gesenkt. Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Der erste ist die "Durchfallrate". Von "ganz oben" wird den Professoren nahegelegt, dass XY Prozent Absolventen pro Semester abschließen sollten (der Richtwert hier ist mir leider unbekannt), da in der Industrie Fachkräftemangel herrscht. Das wirkt sich drastisch auf das Niveau der Prüfungen und der Vorlesungen aus. Der zweite Grund ist die Einstellung der Studenten: Diese beschweren sich wo es nur geht---dies sei zu schwer, das sei unzumutbar. Das geht soweit, dass, aufgrund der jungen Studenten, Eltern beim Professor vorsprechen. Professoren machen sich nur mehr Arbeit, wenn sie hier nicht nachgeben oder bekommen schlechte Evaluationen, die immer mehr an Gewicht gewinnen.
In Gesprächen mit einigen Industriepartnern zeichnet sich das deutliche Bild ab, dass der Fachkräftemangel mit Bachelorabsolventen nicht gestillt werden kann, da diese nicht qualifiziert genug sind. Aber noch deutlicher ist die Aussage, dass selbst Masterabsolventen zunehmend mehr Betreuung und zusätzliches Coaching bräuchten.
Update: Ein anderer Einsender widerspricht:
ich war selbst bis vor einem Jahr WiMi an der Informatik der FU in Berlin und habe mehrere Lehrveranstaltungen betreut u.A. Rechnerarchitektur. Gearbeitet habe ich da seit 2008. Ich weiss nicht von welcher Uni der Kollege kommt den Du zitierst, aber ich kann die Erfahrung überhaupt nicht bestätigen. Es gab bei uns keine Anpassungen der Lehrinhalte an irgendwelche Quoten. Während meiner Zeit wurde der Stoff kein einziges mal verändert und während der 6 Jahre sind die Durchfallerquoten statistisch nahezu unverändert gewesen. Deutlich war immer, das soziale Herkunft ein Riesenfaktor ist - die überdurchschnittlichen Studenten kamen fast immer aus Akademikerhaushalten ohne Migrationshintergrund.
Das Gemotze über Bildung ist schon immer sehr populär, aber ich würde da gern mal echte Zahlen sehen als Anekdoten zu hören. Meine These wäre, das sich da makroskopisch überhaupt nicht viel verändert.