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ich möchte ein paar Worte zum Hintergrund des Milchpreisverfalls loswerden, ich habe da aus Handelssicht etwas Einblick.Der Milchpreis ist nicht völlig unerwartet und von heute auf morgen gefallen und auch nicht so stark wie man erst meint:
Zum 1. April 2015 wurde die Milchquote abgeschafft, seit dem darf jeder so viel produzieren wie er will. Nach den Beschwerden der Bauern bzw. Bauernverbände hat der Einzelhandel im letzten Herbst nicht nur das bezahlt, was gefordert wurde, sondern noch ein paar Cent pro Liter oben drauf gelegt (eigentlich unvorstellbar), insgesamt 10 Cent mehr als im Halbjahr vorher!
Durch die gestiegenen finanziellen Anreize haben die Bauern aber angefangen noch mehr Milch zu produzieren.Bei den neuen Verhandlungen seit März wurde wieder ohne den einmaligen Preisbonus und ohne Wunschpreis der Branchenvertreter verhandelt. Durch die noch größer gewordene Überproduktion sahen sich die Molkereien zum Verkauf gezwungen und haben früh und billig verkauft.
Der Milchpreis ist also gar nicht um 12 Cent gefallen, sondern realistisch betrachtet nur um 2 seit Marktöffnung.
Zu einem Punkt, der in der Presse gar nicht angesprochen wird:
Der Handel zahlt z.B. 27,5 Cent pro Liter für H-Milch, davon kommen 17 Cent beim Bauern an. Der Rest bleibt also bei den Molkereien. Denn die sind mittlerweile so wenige und so mächtig, dass sie für das Trennen der Rohmilch und das Erhitzen zu H-Milch 10,5 Cent pro Liter verlangen.