Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Meine Empfehlung ist die eines westfälischen Kaufmanns: Hebt sofort die Exportrestriktionen für die Rüstungsindustrie auf, um der deutschen Industrie faire Chancen im Wettbewerb mit englischen, französischen, italienischen, spanischen und vor allem US-Unternehmen zu geben. Dann würde Ihre Frage gegenstandslos, weil Not-Fusionen von der Agenda wären.Oder … wir hören einfach auf, am Töten von Menschen mitverdienen zu wollen. Ich könnte prima damit leben, wenn unser Land gar keine Rüstungsgüter exportieren würde.
Der Mann, der da interviewt wird, ist im Nebenjob Korvettenkapitän der Reserve, ich halte seine Ausführungen daher für die in der Bundeswehr vorherrschende Meinung zu dem Thema.
Ein bisschen mehr Kontext zu dem Satelliten-Deal findet man hier, ebenfalls bei Springer.
Update: Kommentar dazu per Mail:
Es geht um 'optische satellitengestützte Aufklärung' - das Problem dabei ist, wenn man international konkurrenzfähige Leistung braucht (sprich Auflösung deutlich im sub-Meter-Bereich) man entweder die Satelliten in sehr niedrigem Orbit fliegen lassen muss (was sehr niedrige Lebensdauer bedeutet) oder sehr große Satelliten braucht - das ist einfache Physik.
Die meisten Satelliten sind entsprechend schwer (praktisch alle über eine Tonne Gewicht, die erwähnten Helios 2 über vier Tonnen).
Die Franzosen haben in dem Bereich in Europa bei weitem die größte Erfahrung, die Deutschen nur sehr wenig, das DLR beispielsweise hat sich in den letzten Jahrzehnten weitestgehend auf den nicht-optischen Bereich konzentriert.
Kurz: es ist wohl illusorisch, anzunehmen, dass sich für nur 260 Millionen Entwicklung, Bau und Start eines neuen Satelliten mit entsprechenden Leistungsdaten finanzieren lassen - von den Betriebskosten ganz zu schweigen. Aber für die, die das Geld bekommen würden (also DLR und verbundene Firmen) ist das natürlich nicht wichtig.
Und kosteneffizient ist ein Satellit vor allem natürlich dann, wenn er ausgelastet ist, was dann aber natürlich zwangsläufig ein Risiko von 'Kapazitätsengpässen' mit sich bringt. Aus diesem Grund sind viele Erdbeobachtungssatelliten auch dual use - werden also gleichermaßen für private und staatliche Abnehmer betrieben. Ob da aber tatsächliche Kapazitätsengpässe existieren darf man getrost anzweifeln, denn die Bundeswehr hat vermutlich nicht die IT-Kapazitäten, um die ihnen prinzipiell zur Verfügung stehenden Kapazitäten von den Datenmengen her auszuwerten.
(Danke, David)