[l] Habe mir gerade V for Vendetta im Kino angeguckt. Ich habe ja einen wirklich beschissenen Film erwartet, aber er war dann überraschend gut. Der Film macht zwar einige Sachen falsch, aber die weitaus überwiegende Mehrheit macht er richtig. Es geht um eine Abhör-Unterdrückungs-Diktatur in England, und die Titelfigur des Films, V, will eine Revolution herbei führen. Der Film macht sich einige interessante Gedanken, wie man eigentlich eine Revolution herbeiführen kann in einem Unterdrückungsstaat, und die sind durchaus nicht blöd. Ich bin dem Film (der übrigens zum Großteil in Berlin gedreht wurde) für mehrere Details sehr dankbar:
beginnt die Diktatur damit, daß die Regierung eine von ihr entwickelte Biowaffe gegen die eigene Bevölkerung einsetzt, um sie mit Schock und Panik zu übereilten Entscheidungen zu bringen. Die offensichtliche Parallele ist natürlich der Reichstagsbrand, aber wenn man in dem Film sitzt, denkt man eher an 9/11, obwohl das ja nichts mit Wolkenkratzern oder Flugzeugen zu tun hat. Das haben sie schlau herbei geführt, indem die Terrorregierung darüber diskutiert, daß der Angriff auf das Parlamentsgebäude vermutlich aus der Luft angegriffen würde.
zeigen sie als Beispiel für Panikmache zur Gefügigmachung der Gesellschaft einen Zeitungsbericht über Vogelgrippe.
machen sie sehr deutlich, daß die Unterdrückung mit dem Verfolgen von Schwulen beginnt, nicht erst mit Gulags für Ausländer.
Der Film beginnt damit, daß V den Old Bailey in die Luft jagt, das ist der traditionsreiche britische Gerichtshof, und ankündigt, daß er in einem Jahr das Parlament in die Luft sprengen will, und beides an einem 5. November (wem das nichts sagt: googelt mal Guy Fawkes). Die Figur V kommt zwar aus einem Comic, aber ist erfreulicherweise kein Superheld. Überhaupt finden die US-Medien sehr klar, daß der Film eine dünn verhüllte Bush-Kritik ist, was mich ja wundert, weil die Anklage so klar nicht ist. Die Flagge der Unterdrückungspartei erinnert eher an die Nazis, das gezeigte Setup an Orwell. Insofern ist das eine erfreuliche Einsicht der US-Medien. Empfehlenswerter Film, zwar pathetisch, aber erträglich.