Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Er war sicher eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der deutschen Forschungslandschaft und hinterlässt ein klaffendes Loch.
Aus historischen Gründen sei angemerkt, dass ich ihn hier schon im Blog hatte, auch wenn das inzwischen viele Jahre zurück liegt.
Früher äußerte sich der Verein zu Dingen, von denen er nichts verstand einfach nicht. Das ist heute anders. Im Bemühen, im Gespräch zu bleiben spricht man auch gern mal in Mikrofone, wenn es eigentlich nichts zu sagen gibt. Und ein einstündiger Vortrag zum Bundestrojaner beispielsweise trägt in trauriger Wahrhaftigkeit den Untertitel: "Die Wahrheit haben wir auch nicht, aber gute Mythen".Also tut mir leid, das nehme ich jetzt persönlich. Wer soll denn bitte was zum Bundestrojaner zu sagen haben wenn nicht wir? Wir wurden von der Presse plattgetrampelt, weil die alle von uns wissen wollten, wie sie sich davor schützen können. Dass es überhaupt zu einer Debatte gekommen ist, ist unser Verdienst. Ohne uns gäbe es das Wort gar nicht. Und es war ja nun nicht so, dass wir da keine Fakten gehabt hätten. Im Gegenteil. Gut, der Brunnstein fand den Vortrag unstrukturiert und populistisch, und offenbar haben vereinzelt Leute den Eindruck gehabt, wir seien unvorbereitet gewesen und hätten da unstrukturiert gefaselt, aber ich versichere euch: dem war nicht so. Wir haben uns eine halbe Stunde vorher zusammen gesetzt und unser Material strukturiert. :-)
Und ohne dem Herrn Brunnstein zu Nahe treten zu wollen (wir haben auf dem Congress auch noch eine Weile über den Vortrag gesprochen, und da hat er zwar den Populismus-Vorwurf erhoben, aber uns keinesfalls mangelnde Kompetenz unterstellt), folgenden Absatz kann ich nicht unkommentiert stehen lassen:
Beim Thema Bundestrojaner beispielsweise sei der Verein "nicht genügend kompetent", sagt Brunnstein. In einem Vortrag dazu von der Gefahr überwachbarer Hörgeräte oder manipulierbarer Herzschrittmacher zu sprechen, sei doch "Pipifax", das lenke nur vom eigentlichen Problem ab.DOCH. GERADE über Hörgeräte und Herzschrittmacher muss man reden. Die Situation im Moment ist, dass die uns sagen, sie wollen bloß unsere Rechner trojanisieren, aber das Gesetz läßt eben auch Herzschrittmacher offen. Wenn wir jetzt zu dem Gesetz ja sagen, dann dürfen sie in Zukunft eben auch Herzschrittmachen manipulieren, nicht nur Rechner. Und die Aussage der Leute gerade, dass sie das ja nicht "planen" (sie behaupten nicht mal, dass sie es nie tun werden, nur dass sie es nicht planen gerade), das reicht mir nicht. Das ist einer der zentralen Kritikpunkte an dem Gesetz, dass sie sich da Dinge vorbehalten, die sie weder brauchen noch können, noch wären diese Möglichkeiten technisch beherrschbar. Daher gehört das da nicht hin.
Der Brunnstein kommt halt aus der Malware-Analyse-Ecke bei der Uni Hamburg, wo sie Viren-Binaries angucken, und für den ist das eben die Welt. Brunnstein findet, dass wir viel mehr darauf hinweisen müssten, wie schlimm das mit der Sicherheit da draußen ist, als den inkompetenten Staat zu beschießen, der das ja eh nicht sinnvoll umsetzen könnte, was er da plant. (Ich hoffe, ich gebe das jetzt korrekt wieder aus dem Gedächtnis)
Ich finde: der Brunnstein ist herzlich eingeladen, auch mit der Presse zu reden, und denen die Wahrheit aus seiner Sicht zu erzählen. Ich würde das sogar begrüßen. Je mehr Leute da unabhängig gegen den Bundestrojaner argumentieren, desto besser. Aber unsere Prioritäten so wegzuwischen, das finde ich unangemessen. Wir sind da, wo wir jetzt sind, weil wir eben auch mal populistisch mit Problemen umgehen. Das ist ja kein Zufall, das war harte Arbeit, Wege zu finden, wie man ein technisches Problem so formulieren kann, dass die Bevölkerung versteht, dass sie das a) betrifft und b) ein Problem ist. Wir sind hier keine Universität, wir haben mit unseren Kongressen keine so stringenten akademischen Anforderungen. Bei uns geht es vor allem darum, die Inhalte zu transportieren, und das ist uns, wie ich finde, gelungen, auch und vor allem mit dem Bundestrojanervortrag.
Und wenn der Autor des Artikels uns vorwirft, wir würden heute nicht mehr rumhacken, dann kann ich nur auf §202c verweisen, und möchte auch seine Darstellung korrigieren, dass die Hacks früher alle illegal gewesen seien. Im Übrigen machen wir auch heute noch Aufsehen erregende Hacks als Club, ich verweise da nur auf die Fingerabdrucksachen und Magnetkartendinger, die da im letzten Jahr im Fernsehen liefen.
Mit den Videos gab es noch die eine oder andere Katastrophe, für die mich aber höchstens eine kleine Teilschuld trifft. Vor 15 Uhr hatte ich in Saal 1 und 2 keinen Sound bei der Aufnahme (da war offenbar jemand beim Krackseln hinterm Rack an die Kabel gekommen). Die FEM-Leute haben aber wohl anständigen Sound, bis auf für die ersten beiden Talks, wo die Haustechnik versehentlich die Audiokanäle von Saal 2 und 3 getauscht hatte. Diese Aufnahmen zieht FEM dem Vernehmen nach gerade vom Band und auf meinem Notebook rechnet die Nacht über ein fetter Monster-Encode-Job, wir werden also morgen vormittag (*daumendrück*) die ersten Videos im Campnetz veröffentlichen können.
Ich bin persönlich mit der Qualität nicht so 100% zufrieden, aber das ist nur bedingt vermeidbar. Es gibt da halt 100m Kabel mit HF-Analogsignal drüber von unten bis zum Rack mit den Capture-Rechnern, und da kommt halt ein unscharfes, vermatscht wirkendes Bild bei raus. Die Lichtverhältnisse sind auch nicht so toll in den Vortragssälen, und die guten Kameras sind halt in Saal 1. Außerdem gab es da noch diverse größere und kleinere Desaster, über die wir einen eigenen Talk haben auf dem Congress, insofern greife ich da mal jetzt nicht zu sehr voraus. Nur eines: das Highlight heute war, dass eine der Kameras spontan ausfiel. Jemand hatte den Stromstecker rausgezogen hatte, weil er sein Handy laden wollte. Derjenige hat das aber wohl auch selber gemerkt und schnell das Weite gesucht, bis unser Techie unten war, um das zu klären.