Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Wir haben uns also im CCCB getroffen, um den Stream anzugucken, aber der Stream ist eine Katastrophe, setzte dauernd aus, der Sound ist viel zu leise, geht gar nicht. Inzwischen raucht er immerhin nicht mehr alle fünf Minuten ab, aber überzeugend ist was anderes.
Das bisherige Highlight war ein Wikipedia-Admin, der erzählt hat, er habe ja auch mal bei der "Eingangskontrolle" mitmachen wollen, wo neue Artikel geprüft werden und Müll rausfliegt, aber er habe immer nicht schnell genug klicken können, die Artikel waren immer schon weg, bevor er in der Incoming Queue einen anklicken konnte zum durchlesen.
Update: Frank Rieger kam kurz zu Wort, und hat sich hauptsächlich über das Nutzungsverhalten der Nutzer geäußert, und dass man auf dem Kindle als einzige Webseite Wikipedia gucken kann, zu den konkreten Vorschlägen, die er auch in seinem Blog genannt hatte, kam er nicht. Der Moderator erwähnte das aber.
Maha kam zu spät, aber sie haben ihm dann gleich das Mikro in die Hand gedrückt, und er hat dann mal seine Vorschläge aus seinem Blog gebracht, u.a. wer viel macht wird automatisch Admin, wer sich daneben benimmt, verliert den Status, und so.
Zu meiner großen Überraschung ist Christian Bahls von MOGIS doch hingegangen und hat dann der versammelten Menge erzählt, wie er sich vorstellt, dass man die Software mal anständig bedienbar macht, und verkündete u.a., dass MOGIS jetzt auch ein e.V. ist. Das war ja eines der Argumente gegen die Relevanz des MOGIS-Eintrages in der Wikipedia, dass ein paar Blockwarte unterstellten, das sei bloß ein Ein-Mann-Verein, der sich nur aus PR-Gründen überhaupt als Verein bezeichnet.
Update: Pavel fordert gerade, dass mal die Null-Toleranz-Kriterien, die es gegenüber den Neuautoren gibt, auch gegenüber Wikipedia-Altlasten anwendet, und er forderte, dass gelegentlich ein sich daneben benehmender Wikipedia-Blockwart als Leiche den Fluß runter geschwommen kommen muss, wenn man neue Leute anziehen will (seine Formulierung!) :-)
Update: Anne Roth ist auch da, und bringt dankenswerterweise das Indymedia-Argument — Indymedia war nämlich vor Wikipedia als "Jeder mitmachen!"-Angebot am Start, aber wird pikanterweise von Wikipedia nicht als Quelle für Referenzen zugelassen.
Und mein Freund Rüdiger Weis ist auch am Start und erzählt gerade das spannende Detail, dass robots.txt bei der Wikipedia ausgerechnet die Löschkandidaten und die Qualitätssicherung sperrt. Er bringt auch das wichtige Argument, dass Löschen ein viel zu einfacher Eingriff ist, als dass man so leichtfertig damit umgehen darf, wie es im Moment geschieht, und bringt ansonsten den wichtigen Satz, dass die Wikipedia wichtiger ist für die Leute da draußen als diese Veranstaltung da gerade den Anschein erweckt.
Update: ein Wikipedia-Mitarbeiter sagt gerade an, dass aus seiner Sicht gar keine Krise existiert. Ihm seien keine seriöse journalistischen Artikel aufgefallen, die die Wikipedia kritisiert hätten, das seien nur ein paar Blogger gewesen, und in drei Wochen schert sich da keiner mehr drum. Das hättet ihr wohl gerne, liebe Wikipedianer!
Update: Burks ist auch hingegangen und erklärt der staunenden Masse, dass der Grund, wieso wir keine kritische Presse zur die Wikipedia-Krise haben, ist, dass die Krise des Journalismus in Deutschland viel größer sei als die Krise der Wikipedia. Im Übrigen erklärt er Gruppendynamik wie folgt: der Dumme hat weniger Feinde als der Schlaue, daher setzt er sich bei einer Schwarmintelligenz durch, und am Ende bleiben nur die Doofen übrig :-) Danach konnte er sich nicht zurück halten und brachte die Online-Durchsuchung ins Gespräch, bei der er ja die Meinung vertritt, dass die Online-Durchsuchung gar nicht existiert. Bei dem konkreten Beispiel kann man geteilter Meinung sein, aber generell hat er Recht, solche Fragen sind für eine Enzyklopädie unentscheidbar. Das klassische Beispiel dafür ist ja die JFK-Ermordung oder 9/11.
Update: Christian von MOGIS meint das mit dem Forken ernst genug, dass er da gerade mal offene Datenbankzugriffs-Protokolle fordert, um ein neues Interface basteln zu können. Ich habe auch den Eindruck, dass das jetzt auf einen Fork hinaus läuft. Denn mit diesem Personal ist da offensichtlich nichts zu reißen. Lacher an Rande war ja, dass es da kein offenes Internet für die Gäste gab. Wer von vor Ort twittern will, mußte UMTS benutzen.
Update: Das Schlußwort war der Lacher. Das war 1a Marketing-Krisen-PR-Gefasel, in der sie dann das Resümee zogen, dass diese Diskussion ja die Qualität in der Wikipedia voran treiben werde. Als ob DAS das Problem der Wikipedia wäre gerade! Zu wenig Qualitätsfetischismus! *facepalm*
Update: ich habe mich noch mal mit ein paar Augenzeugen unterhalten, und da kamen noch folgende Informationen rein: 1. war das Audio nicht nur im Stream unbrauchbar, sondern vor Ort war es genau so schlimm. 2. ging es bei Anne Roth und Indymedia um noch ein anderes spannendes Detail, nämlich dass die mit der selben Prämisse gestartet sind, und an der selben Problematik gescheitert sind: an freidrehenden Admins. Natürlich sind deren Relevanzkriterien andere, aber die Lektion ist spannend: unsere Befürchtungen, dass die Wikipedia an ihrem Blockwart-Problem versterben könnte, ist nicht nur eine Fiktion, eine Befürchtung, sondern es gibt einen Präzedenzfall. Man muss diese Gefahr ernst nehmen. 3. hat Frank seine Thesen nicht an das Kirchentor geschlagen, weil der Moderator (das konnte man im Stream nicht sehen) wild gestikuliert hat, er soll das Mikrofon abgeben.
Update: einen Moment muss ich nochmal separat erwähnen, weil er so toll war. Der Wikipedia-Apologet (ja, in dem Raum war neben dem völlig abwesend scheinenden Moderator, der auch der Vorstandsvorsitzende Geschäftsführer von Wikimedia ist, genau einen, der sich durchgängig pro bestehender Wikipedia geäußert hat, und von dem erfuhr ich gerade, dass das der Ex-Vorstand der Wikimedia war, Kurt Jansson) fing irgendwann eine Lobhudelei an, wie toll das Projekt doch sein, ein einzigartiger Erfolg, sie hätten schon eine Million Artikel, … und da warf Pavel ein krachendes "und die kriegen wir auch wieder auf 500.000 runter" ein. Großartig! Oh und noch ein Detail: dieses ultrapeinliche Schlußwort des Moderators, das hat man im Stream nicht so gesehen, das war vom Zettel abgelesen. Das hatte er sich also vorher zurecht gelegt. Daher paßte das so gar nicht und war so abgrundtief schlecht.
Darüber hinaus fordert die SPD formale Korrekturen bei der Befugnis zum Einsatz des Bundestrojaners. "Die Akzeptanz der umstrittenen Online-Durchsuchung muss in der Öffentlichkeit durch Richtervorbehalt und Richterprüfung erhöht werden", konstatierte Körting.Und da sieht man mal wieder, worum es geht. Nicht darum, ob das rechtens ist, ob das verfassungskonform ist, ob wir das überhaupt brauchen oder ob das sinnvoll ist. Nein. Es geht darum, die "Akzeptanz" im Volk zu steigern. Sie haben halt mal ein paar Fokusgruppen gefragt, und die kleinste Pappkonzession, mit der sie haarscharf die Mehrheit der uninformierten Deppen auf ihre Seite bringen konnten, war der Richtervorbehalt. Wie toll der Richtervorbehalt vor Willkür schützt, kann man prima an den Statistiken zu Hausdurchsuchungen und Lauschangriffen sehen. Da wird Größenordnung ein Promille abgelehnt, wenn es hochkommt. Und auch aus einem ganz einfachen Grund: wenn der Richter einen Antrag annimmt, muss er nur unterschreiben, dauert 10 Sekunden. Wenn er ablehnt, muss er das begründen, das dauert 20 Minuten. Wenn ein Richter abends nach Hause will und da liegen noch 20 Anträge auf sinnlose Massnahmen, dann könnt ihr euch ja mal überlegen, wie toll der die Einzelfälle prüfen wird.
Nun, ich bin ja kein Freund von Burks, vor allem weil er Artikel wie diesen schreibt. Und, liebe Telepolis, es ist eine Schande, dass ihr einen Tag nach dem Innenausschuss-Passieren des BKA-Gesetzes so einen Schmuh abdruckt. Habt ihr da echt nichts besseres gefunden?
Aber egal. Rechte sind nur Rechte, wenn sie für alle gelten. Auch Burks hat das Recht, Nebelkerzen zu publizieren. Und diese Hausdurchsuchung war mit Sicherheit Unrecht. Ich hoffe mal, dass er da die angemessenen Schritte gegen diesen Amtsrichter einleitet, der die Durchsuchung für "verhältnismäßig" hielt. Die haben zwar offenbar seinen Rechner mitgenommen, aber die Bombenbastelanleitung ist immer noch Online. Da hat wohl einer der Spezialexperten unserer Regierung nicht verstanden, dass man Webseiten nur in den seltensten Fällen von zuhause aus hostet.
Aber zurück zu Burks publizistischen Nebelkerzen. Es spielt keine Rolle, ob der Staat im Moment in der Lage ist, einen effektiven Bundestrojaner zu bauen oder nicht. Dass gezielte Trojaner effektiv sein können, ist unbestritten. Da muss man nur die Chinatrojaner bei den diversen Behörden betrachten. Dass das BKA mit dem "wir schicken mal einen EXE-Anhang in einer Mail" Ansatz nicht weit kommt, das sehen sie ja auch selber, daher fordern sie ja auch, den Trojaner bei verdeckten Einbrüchen installieren zu dürfen. Burks linkt als "Beweis" für seine These, der Trojaner sei noch nie eingesetzt worden, seit Monaten auf einen Artikel vom April 2007. Mal abgesehen davon, dass das über ein Jahr her ist, und sich seit dem die Faktenlage geändert haben kann: wieso sollten wir dem Autoren glauben? Der ist Richter in Berlin, aber selbst das BKA hat ja verstanden, dass die Erkenntnisse des Trojaners nur schwerlich gerichtsbelastbar sind, insofern heisst das nichts, wenn ein Richter von keinem Fall weiss. Es gibt auf dem Gebiet viele widersprüchliche Aussagen, und man muss da gar nicht verschiedene Leute befragen, schon der Ziercke widerspricht sich laufend selbst. Aufgabe der Presse ist es, den Blödsinn, den Ziercke so von sich gibt, zu publizieren. Dann können Leute wie ich, die sich mit der Materie ein bisschen auskennen, in ihren Blogs dem Ziercke laut ins Gesicht lachen. Burks' heiliger Krieg gegen Presse, die nicht seine Linie vertritt, ist in meinen Augen armselig und eine Schande für seinen Beruf, aber hey, soll er mal machen.
Wenn der Staat ein Gesetz machen würde, dass es Polizisten erlaubt ist, Menschen mit klingonischen Schmerzstäben zu töten, wäre es dann ein gültiges Argument gegen Kritik an dem Gesetz, dass es im Moment keine klingonischen Schmerzstäbe gibt? Das spielt doch keine Rolle, WIE sie ihr Ziel erreichen wollen! Das Ziel ist trotzdem kritikwürdig!
Update: Whoops, connection refused bei Burks. Entweder der Traffic war zuviel, oder sie haben doch den Rechner rausgetragen, oder es hat jemand gemerkt, dass Burkhard "mich kann man mit dem Bundestrojaner nicht hacken" Schröder eine veraltete und angreifbare Wordpress-Version eingesetzt hat. Oder die Polizei hat mein Blog gelesen und sind noch schnell zum RZ gefahren? :-) Sorry, Burks.
Update: Mhh, Burks gilt doch als Journalist. Genießt der da nicht Quellenschutz? Wieso können die überhaupt seinen Rechner raustragen?