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Die "Zeit" hat sich entschieden, die Chatnachrichten nicht zu paraphrasieren, sondern sie inklusive Tipp- und Grammatikfehlern zu zitieren, wodurch Döpfner wie ein unterbelichteter Vollidiot wirkt. Nicht nur das, sie packen noch "mit ibama meint er vielleicht den US-Präsidenten Barack Obama" und so dran, um den Eindruck noch zu verstärken.
Ich habe das bei der Lektüre als sehr manipulativ und unter der Gürtellinie empfunden. Überhaupt fühle ich mich sehr unwohl bei dieser ganzen Nummer. Ist das legitim, private Chatnachrichten von anderen Leuten zu beschaffen, zu lesen und dann auch noch zu veröffentlichen? Die zitieren jetzt nicht Döpfners Pornopräferenzen, aber es fühlt sich trotzdem wie ein sehr unfairer Eingriff in jemandes Privatsphäre an.
Gut, viele von den Nachrichten haben tatsächlich einen Nachrichtenwert. Beispielsweise dass Döpfner seine Mitarbeiter im Wahlkampf "gefragt" hat, ob man nicht noch mehr für die FDP zu tun kann, damit die genug Hebel haben, die Ampel kaputtmachen zu können. Das ist skandalös, aber jetzt auch nicht wirklich überraschend. Die Springer-Publikationen standen noch nie für journalistische Integrität und Unabhängigkeit.
Sie haben auch ein paar Ossi-feindliche Äußerungen von Döpfner gefunden. Die nutzt jetzt der völlig überflüssige Ostbeauftragte der Bundesregierung dafür, auch mal irgendwo zitiert zu werden. Aus meiner Sicht kann man die auch mit Vorsatz und Anstrengung nicht als Aufforderung an seine Mitarbeiter sehen, mehr Anti-Ossi-Meinungsmache zu fahren. Das ist seine Privatmeinung, die hätte man nicht veröffentlichen müssen oder sollen.
Für mich bleibt als Fazit von diesem Artikel daher, dass ich nichts über Döpfner gelernt habe, das ich nicht eh schon wusste oder vermutete, sondern ich habe etwas über die redaktionellen Standards der "Zeit" gelernt. Ich bin mal gespannt, wie die Retourkutsche von Döpfner aussieht. Werden wir demnächst die Browserhistory von Joffe in der "Welt" sehen?
Ich hoffe nicht.
Update: Ich habe auf die Schnelle nur einen Kommentar gesehen, der sich auf Seiten Döpfners geschlagen hat. Im Cicero. Hinter einer Paywall. Damit ebenfalls nicht verlinkbar. Ist mir ja ein Rätsel, wieso sich die Publikationen alle so ins Aus schießen mit ihrem Paywall-Scheiß.
Update: Ein Lob an dieser Stelle übrigens für die Tagesschau, die die Zitate als "angebliche Döpfner-Äußerungen" bezeichnet. Das ist an der Stelle genau das richtige Adjektiv.
Update: Die Diskussionen empfinde ich gerade als sehr interessant, die ich gerade mit meinen Kumpels führe. Im Wesentlichen ist der Konsens, dass der Döpfner das verdient hat, weil seine Zeitungen seit Jahren über Leichen gehen und auch kein Problem mit dem Veröffentlichen von privaten Nachrichten haben. Diese Argumente haben mich auf Anhieb überzeugt. Ich finde das immer noch verabscheuungswürdig, sowas mit Menschen zu machen, aber es hätte kaum jemand verdienteren treffen können.