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Als ich das gehört habe, war meine Reaktion erstmal: Endlich tut mal jemand was gegen diesen ganzen Onlyfans-Spam! Das hat mich schon damals bei RTL genervt, wenn da nachts immer diese "RUF. MICH. AN. *peitscheknall*"-Werbespots liefen. Mann war das immer schlüpfrig. Wenn mir damals jemand gesagt hätte: Die Landesmedienanstalt macht das jetzt weg, hätte ich das gut gefunden. Das einzige noch unseriösere im Fernsehen waren diese Teleshopping-Dauerwerbesendungen.
Lustigerweise hat der Direktor der Landesmedienaufsicht NRW vorher bei RTL gearbeitet. Und davor bei einem Teleshoppingkanal. Der kennt sich also aus in der Materie!
Aber es stellt sich raus, dass Ziel dieser Maßnahmen gar nicht kommerzielle Sex-Dienstleister sind, sondern Privatleute. Erstmal: Pornodarsteller auf kommerziellen Plattformen wie Onlyfans sind implizit jugendschützend, weil man da ja zahlen muss, und Kreditkarten für Kinder gibt es seit der Implosion von Wirecard nicht mehr. Professionelle Pornodarsteller wären also nur betroffen, wenn sie "jugendgefährdende" Werbung für ihren Onlyfans-Content auf Twitter oder Instagram machen. Und das machen sie natürlich nicht, weil ihr Einkommen davon abhängt, dass sie nicht wegen freidrehenden Jugendschützern ihren Werbekanal verlieren.
Daher: Die Behörden tun hier gerne so, als ginge es um Terroristen, Nazis und Pornodarsteller. Das stimmt schlicht nicht. Es geht hier um Privatleute mit Nischenfetisch, die keinerlei Werbung machen und Kinder weder ansprechen noch in ihren Communities haben wollen. Es geht hier um Communities von Erwachsenen, die alle zugestimmt haben, und die sich gegenseitig Urlaubsfotos schicken wollen, mal ganz plump gesagt.
Das ist glaube ich ein Punkt, den die meisten Beobachter gar nicht mitgeschnitten haben. Ich denke da ja schon eine Weile drüber nach, weil ich ja auch beruflich Security mache, und Security wird halt schnell zu Faschismus, wenn man es auf eine Gesellschaft anwendet. Stellt sich nämlich raus, dass Freiheit heißt, dass man ab und zu Dinge tun kann, die nicht verfolgt werden. Das Leben ist lebenswert, weil nicht alle Verstöße verfolgt werden.
Es besteht gesellschaftlicher Konsens, dass Missbrauchsfotos von Kindern verfolgt gehören. Aber das heißt doch nicht, dass Eltern keine Erinnerungsfotos von ihrem Kind am Strand machen dürfen!
Mein Ergebnis war bisher, dass ich gerne einen Geschädigten sehen will, wenn gegen etwas vorgegangen wird. "Aus Prinzip" reicht mir nicht, wenn es keinen Geschädigten gibt. Ich bin z.B. dagegen, dass man gegen Pornografie in Text und Bild vorgeht, wenn das Bild aus einer KI oder einem Stift kommt und kein Foto von einem Missbrauchsopfer ist. Inzwischen sind wir ja soweit, dass Fotos von "minderjährig aussehenden" professionellen volljährigen Pornodarstellern kriminalisiert sind. Wer ist denn da bitte das Opfer, das verteidigt wird?
In dem oben verlinkten Artikel geht es um Leute, die Ganzkörperkleidung mögen, z.B. Motorrad-Schutzkleidung. Aber lass es von mir aus Gasmasken und Latexklamotten sein. Wieso muss irgendeine Landesmedienanstalt sich auch nur dafür interessieren, was diese Leute gerne anziehen?!
Es steht zu vermuten, dass das nur ein winziges Zipfelchen eines riesigen Eisbergs ist.
(Bitte schickt mir jetzt nicht alle Beschreibungen eurer Fetische :-) )