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Kurze Fassung: Muss man nicht geguckt haben. Halt ein Actionkracher mit einem bisschen Plotsimulation drübergesprenkelt.
Aber das ist nicht der Teil, um den es mir hier geht. Im Vorfeld hat der Film eine Menge Kritik eingefahren, weil er "ein Wahlwerbespot für Donald Trump" ist. Ich habe beim Gucken darauf geachtet, ob ich diesen Vorwurf nachvollziehbar finde.
Nein. Finde ich nicht. Im Gegenteil. In dem Film (ich spoiler mal großflächig) geht es um einen Hobbyimker (Statham), der das Land von einer älteren Dame gepachtet hat, und die wird dann von ein paar Cyber-Scammern ausgenommen, inklusive eines von ihr verwalteten Kontos einer gemeinnützigen Stiftung für kleine Kinder. Sie begeht daraufhin Selbstmord. Das triggert Statham, der loszieht und sich durch die Managementschichten der Ransomwarer hochprügelt und deren Callcenter niederbrennt.
Was hat das mit Trump-Werbung zu tun? Nun, der schnöselige Chef der ganzen Ransomware-Pyramide ist der Sohn der Präsidentin und wird beschützt von dem Ex-CIA-Chef, der das als Gefallen für seine Mutter macht.
Mit anderen Worten: Eine KLARE ANSPIELUNG auf Hunter Biden! Auch der Deep-State-Kram, das ist offensichtlich Qanon-Verschwörungsscheiß!1!!
So ungefähr die Argumentation für "das ist Trump-Werbung". Stimmt aber halt nicht.
Die Statham-Figur ist eine Art Superkämpfer für eine extralegale Vigilante-Organisation namens Beekeepers, die die Bevölkerung retten soll, wenn alle anderen Stricke reißen. Die ist explizit extralegal, d.h. nicht Teil des State und damit kein Deep State.
Mir ist ein anderer Aspekt daran aufgefallen. Früher waren Hollywoodfilme eigentlich immer Hoffnungsverbreiter. Sie zeigen den einen nicht korrupten Cop, der den Fall nicht liegen lässt. Häufig wird der sogar suspendiert, kämpft aber trotzdem weiter!1!!
Alles, um beim Zuschauer den Eindruck zu erwecken, dass man sich vielleicht doch so ein bisschen auf das System verlassen kann. Klar ist das alles schlimm, aber es gibt da immer noch diesen einen Cop kurz vor der Pensionierung, der sich nicht aufhalten lässt. Das System funktioniert doch noch ein bisschen!
Das Narrativ ist jetzt vorbei. Ab jetzt retten uns ehrenhafte Vigilantes.
Auf der anderen Seite haben wir das ja schon länger bei den ganzen Superheldenfilmen. Vielleicht wirkt das jetzt nur neu auf mich, weil das halt ein Actionfilm ist und kein Superhelden-Fließbandmaterial.
Auffällig ist in dem Film auch, dass Statham mehrfach gegen Polizisten kämpft, und gegen Kriminelle aus den unteren Schichten. Jedesmal (außer wenn sie ihn zuerst angreifen) gibt er ihnen eine Chance, die Waffen zu strecken und zu flüchten. Es gibt Tote in dem Film, aber es sind vergleichsweise wenige. Und niemand wird dafür getötet, für die Polizei zu arbeiten, selbst wenn er ihn zu verhaften versucht. Erst ganz am Ende gibt es Law Enforcement-Tote (Secret Service, wenn ich mich recht erinnere). Es könnte fast als Batman-Film durchgehen. Nur halt weitgehend ohne die Verhaftungsszenen, die sonst in dem Genre üblich sind, nachdem der Superheld die Banditen bewusstlos geprügelt hat.
Man könnte sagen, dass in dem Film das staatliche Gewaltmonopol komplett negiert wird. Es gibt Polizei und sie steht ständig überall im Weg herum und schafft selbst kein einziges Unrecht aufzuklären.
Ich habe das als Actionfilm-Zeitenwende empfunden. Und als ziemlich krasse Aussage darüber, wie tief wir die Welt schon in den Boden gestampft haben.